Gefechtsstand vor dem Wohnzimmer: So erlebt Wertheraner Hofbesitzer die Feldjäger-Übung

Werther. Es ist vermutlich die spannendste Woche, die ein Hofbesitzer erleben kann. Bundeswehrsoldaten, die in der Scheune eine Kommandozentrale betreiben, im Garten einen Gefechtsstand aufbauen, ungesehen von Passanten in der Hofeinfahrt im Graben Wache schieben. &bdquo;Meine Frau, unsere Kinder und ich konnten praktisch vom Wohnzimmerfenster aus das Geschehen verfolgen“, erzählt der Landwirt. Wir nennen ihn nicht mit Namen, um seinen Hof für potenziell weitere Militärübungen nicht zu verraten. Dass die Übung der Feldjäger in dieser Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden kann, ist der Geheimhaltung aller Beteiligten zu verdanken. Allerdings wohl weniger, um möglichen Feinden den Standort für den Ernstfall zu verraten. &bdquo;Die Soldaten wollten keine Schaulustigen“, erzählt der Hofbesitzer. Und gibt auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“ offen Auskunft, warum sein Hof überhaupt für eine Übung des Feldjägerregiments ausgewählt wurde. &bdquo;Ein Kumpel von mir arbeitet bei einem großen Lohnunternehmen. Der wiederum ist mit jemandem befreundet, der in Augustdorf stationiert ist.“ Als die Großübung ’Fridericus Rex’ vor mehr als einem Jahr geplant wurde, sei der Lohnunternehmer gefragt worden, ob er einen Hof kenne, der die passende Infrastruktur für eine solche Übung hätte. Einen Hof mit mehreren Scheunen. &bdquo;Da fiel die Wahl offenkundig auf mich.“ Dürfen die Soldaten sichtbar Waffen tragen? Trotzdem ist der Wertheraner mehr als verblüfft, als er vor einem Jahr einen Anruf der Bundeswehr erhält. &bdquo;Sie haben mich gefragt, ob ich meinen Hof zur Verfügung stellen würde“, erinnert er sich. Er habe dies mit Ja beantwortet. Über Monate habe er danach nichts mehr gehört. Bis eines Tages ein Fahrzeug der Feldjäger bei ihm vorfährt. Lesen Sie auch: Bundeswehr probt in Werther: Abgelegener Hof spielt eine zentrale Rolle &bdquo;Ich hatte das gar nicht mehr auf dem Schirm“, erzählt der Landwirt. Er habe den Soldaten seinen Hof gezeigt und hätte dann einen Bogen mit den verschiedensten Anfragen ausfüllen müssen: Wie viele Räume darf die Bundeswehr benutzen? Mit wie vielen Soldaten kann sie kommen? Wie viele leere Scheunen stehen zur Verfügung? Gibt es Stromanschlüsse? Gibt es sanitäre Anlagen? Gefragt wurde auch: Er habe ja Kinder - dürfen die Soldaten sichtbar Waffen tragen? Dürfen sie Manövermunition verwenden? &bdquo;Wir reden hier ja nicht über Spielzeug“, kann der Hofbesitzer den Grund der Fragen inzwischen gut verstehen, da er die Übung selbst erlebt hat. Und er kennt sich offenkundig aus: &bdquo;Die Männer und Frauen trugen Sturmgewehre G36 und Maschinengewehre MG 5.“ Hofbesitzer räumt noch in der Nacht seine Scheunen leer Dass die Bundeswehr üben müsse und wehrfähig werden wolle, sei in Anbetracht der aktuellen Situation nachzuvollziehen. Auch findet er gut, dass die Soldaten nicht mehr nur auf ihren Übungsplätzen trainieren, sondern im ganzen Land wieder mehr gesehen werden wollen. Es vergehen Monate, bevor der Wertheraner vor einigen Wochen erneut von der Bundeswehr kontaktiert wird. Jetzt geht es um Details: Wie viele Lkw lassen sich in den Scheunen unterbringen? Haben die Hallen Lichtplatten auf dem Dach, durch die man aus der Luft künstliches Licht sehen und vielleicht sogar in die Halle hineinschauen kann? Dürfen sie das umliegende Gelände nutzen? Der Hofbesitzer stimmt erneut zu und räumt noch in der Nacht die Hallen leer. &bdquo;Glücklicherweise nutze ich nicht den gesamten Platz und habe aktuell auch kein Getreide hier liegen. Ich habe den Trecker und vier Anhänger rausgefahren, die Spritze in die Werkstatt gestellt und Kleingerät weggeräumt.“ Landwirt hätte gern mehr vom Geschehen mitbekommen Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr fahren die Feldjäger vor. Gut 20 Soldatinnen und Soldaten, unter ihnen ein höherer Offizier, der jeden Übungsschritt bewertet. &bdquo;Leider musste ich arbeiten und habe viel weniger vom Geschehen mitbekommen, als ich gerne hätte“, gibt der Landwirt zu. Alle 20 Minuten sei eine Patrouille um das gesamte Gelände gelaufen, tags wie nachts, ein Soldat habe im Graben mit einem MG die Hofeinfahrt bewacht. &bdquo;Den hat man nur gesehen, wenn er abgelöst wurde, so gut war er getarnt.“ Auch interessant: Bundeswehr-Flugzeug dreht Runde über Halle - mit besonderem Gruß? &bdquo;Das war wirklich eine spannende Woche“, blickt der Hofbesitzer zurück. Zumal in Werther ja nicht irgendeine Einheit, sondern die Soldaten der Leitstelle stationiert waren. &bdquo;Nette Leute. So wie ich für die Landwirtschaft lebe, leben sie für die Truppe. Das hat man gemerkt.“ So erklärt es der Wertheraner Landwirt seinen Kindern Am Donnerstag seien die Feldjäger wieder abgerückt. &bdquo;Vorher haben sie alles zusammengeräumt und auch geschaut, ob alles heile geblieben ist“, erzählt der Hofbesitzer. Und kann dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ vermelden: &bdquo;Keine Manöverschäden!“ Ob er seinen Hof für weitere Militärübungen zur Verfügung stellen würde? Da braucht der Landwirt nicht lange zu überlegen: &bdquo;Auf jeden Fall! Ich habe zu meinen Kindern gesagt, dass man üben muss, wenn man etwas erlernen will. Und man lernt es nicht aus Büchern. Die Feuerwehr muss üben, wenn sie Brände löschen will, und wenn man einen Rasenmäher bedienen will, muss man das auch üben.“ Nur eines hätten seine Kinder in dieser Woche nicht gedurft: Freunde zum Spielen nach Hause einladen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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