Drei Wohnmobile sorgen für Nebenverdienst einer Familie in Werther

Werther. Sie heißen Carl, Tilda und Piet und sind nicht etwa die Kinder des Ehepaares Glockner, sondern dessen Wohnmobile. Es war im Pandemiejahr 2021, dass Max Glockner sich überlegte, urlaubstechnisch mal etwas Neues auszuprobieren. Campingurlaub mit dem Wohnwagen kannte die Familie schon von früher. Nun sollte es eine Reise mit dem Wohnmobil sein. Um mit der ganzen Familie ausreichend Platz zu haben, kaufte Max Glockner gleich ein großes Modell: Carl, einen A464 der Marke Carado. 7,24 Meter lang, 3,14 hoch und fünf Schlafplätze, wovon zwei in einem großen Alkoven über dem Fahrer- und Beifahrersitz untergebracht waren. Vier Jahre hatte das Fahrzeug damals auf dem Buckel. Die erste Reise führte die Familie nach Schladming in Österreich. Um dort Mountainbike zu fahren, konnte man die Räder bequem in der Heckgarage des großen Wagens unterbringen. Das Wohnmobil machte offenbar Eindruck, denn schon bald kamen die ersten Anfragen aus der Familie und dem Freundeskreis, um sich das Gefährt einmal auszuleihen. Im Winter rechnet sich die Vermietung nicht Max Glockner, der als Service-Berater bei Mercedes arbeitet, gelernter Kfz-Elektriker ist und sich mit Fahrzeugen gut auskennt, erkannte das Potenzial. Schon im Frühjahr 2022 zog Tilda auf das ländlich gelegene Grundstück der Familie, wo ausreichend Abstellfläche vorhanden ist. Tilda ist ein LMC Element T 668 G. Mit drei Schlafplätzen und jeweils rund 25 Zentimeter weniger Länge und Höhe als Carl ist sie ein kleineres und wendigeres Fahrzeug und das Lieblingswohnmobil von Max Glockners Frau. Die Vermietung lief gut, sodass die Glockners sich entschieden, noch ein drittes Wohnmobil anzuschaffen. Piet, ein Adria Sun Living V60SP Campervan mit zwei Schlafplätzen, komplettierte das Trio, das seitdem für einen Nebenverdienst der Familie sorgt und zwischen 95 und 125 Euro pro Tag kostet. &bdquo;Reich wird man damit nicht“, sagt Max Glockner. &bdquo;Aber wenn die Wohnmobile 60 bis 70 Tage im Jahr vermietet sind, dann rechnen sie sich schon und es bleibt noch etwas übrig.“ Als Geschäftsmodell würde er seine Vermietung trotzdem nicht bezeichnen wollen. Sowieso vermietet er nur von März bis Oktober, denn die Wohnmobile winterfest auszustatten, würde noch mal einige Investitionen mit sich bringen. Lesen Sie auch: Wohnmobil-Stellplätze am Teuto: So schön kann man im Altkreis Halle campen Besonderer Service unterscheidet die Anbieter Die meisten Kunden kommen über das Portal PaulCamper auf die Glockners zu. &bdquo;Das ist eines der größten Portale“, sagt er. Außerdem wird ihm darüber auch schon viel Bürokratie, wie zum Beispiel die Versicherungen oder die Führerscheinüberprüfung abgenommen. Aber er vermietet natürlich auch gerne direkt. Aus Werther, dem Osnabrücker Raum und Bielefeld kommen der Großteil der Interessenten. &bdquo;Aber wir hatten auch schon mal ein Paar aus Süddeutschland, das nach Schweden wollte. Die haben dann ihr Auto bei uns auf dem Hof abgestellt und sich so die Fahrtkosten für den ersten Teil der Reise gespart“, erzählt Max Glockner. Die Sache mit dem Auto abstellen ist einer der Pluspunkte, den er zu bieten hat und der ihn von großen kommerziellen Anbietern unterscheidet. Aber auch sonst wird Service großgeschrieben. &bdquo;Eigentlich brauchen die Camper nur ihr Bettzeug hinten reinzuschmeißen und den Kühlschrank zu füllen, alles andere ist da“, erläutert er. Von Campingstühlen über Sonnenschutz bis Geschirr sind alle drei Wohnmobile bestens ausgestattet. Kunden steckten in Wacken im Schlamm Der Kundenkreis ist bunt gemischt. &bdquo;Man lernt durchs Vermieten wirklich viele verschiedene Menschen kennen und hört interessante Geschichten“, sagt Max Glockner. Die Ziele der Kundinnen und Kunden sind bunt gemischt. Viele fahren Richtung Norden bis nach Schweden. Aber genauso oft geht es an den Gardasee, Kroatien oder Frankreich. Vorgaben hinsichtlich der Ziele gibt es nicht. Nur zwei Regeln gelten: keine Haustiere, keine Festivals, denn dort fließe doch oft reichlich Alkohol, was dann schneller zu Unfällen oder Beschädigungen führen kann. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK &bdquo;Aber ich frage meine Kunden natürlich nicht im Detail, was sie vorhaben“, sagt er und erinnert sich schmunzelnd an einen Anruf eines Pärchens, das mitteilte, auf dem Festival in Wacken zu sein und dort mit dem großen Wohnmobil im Schlamm festzusitzen. Ein anderer Anruf kam sonntagmorgens um acht Uhr. &bdquo;Das Wohnmobil ist kaputt; die Kaffeemaschine geht nicht“, monierte der Kunde, bis Max Glockner ihn bat, einmal den Stecker zu kontrollieren. Und siehe da: Der war nicht eingesteckt. Den größten Schreck hat er direkt bei seiner allerersten Vermietung gehabt. Da stand er zufällig auf dem Balkon, als der Wagen bei der Rückkehr in die Straße bog. &bdquo;Ich habe schon von Weitem gesehen, dass eine ganze Seite komplett verschrammt war“, erinnert er sich. Der Fahrer erklärte das mit Problemen beim Rangieren. Bei so was springt dann zum Glück die Vollkaskoversicherung ein und die Kunden tragen den Selbstbehalt, der mit den 1.500 Euro Kaution abgedeckt ist. Mehr dazu: Urlaub im Wohnmobil: Steinhagener macht aus seinem Hobby ein Geschäft Wunsch nach weit entfernten Betten Wie lange die Camper unterwegs sind, ist ganz unterschiedlich. Viele wollen erst mal ausprobieren, ob so eine Reise überhaupt etwas für sie ist und buchen nur die drei Tage Mindestmietzeit. Aber dann gibt es zum Beispiel auch solche, wie das junge Paar, das seine Elternzeit in Frankreich verbringen wollte und mit dem Baby vier Wochen in dem größten der drei Wohnmobile unterwegs war. Und dann gab es da noch das Ehepaar, das sich ebenfalls für das große Modell mit Alkoven entschied. Den Platz brauchten sie zu zweit eigentlich nicht, &bdquo;aber der Mann schnarchte so stark und die Frau wollte möglichst weit weg von ihm schlafen“, erzählt Max Glockner. Bei aller Freude, die er durch die Vermietung hat, vergrößern möchte er seinen Fuhrpark nicht. &bdquo;Man muss das auch noch händeln können“, sagt er. Und wenn an langen Wochenenden dann alle gleichzeitig morgens früh starten wollen, &bdquo;dann wird das mit der Übergabe und den Einweisungen schon schwierig.“ Und wie handhabt es die Familie selbst mit dem Campen. &bdquo;Einen richtig großen Urlaub machen wir eigentlich nur zwei Wochen in den Sommerferien“, sagt Max Glockner, denn das sei ja auch die Zeit, in der die Wohnmobile am meisten gefragt seien.

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