Etikettenschwindel? So öko ist der Ökostrom wirklich

Werther. Ab dem 1. Oktober werden alle Haushaltskunden der EWG auf Ökostrom umgestellt. Das jedenfalls verspricht das Unternehmen in einer Pressemitteilung. &bdquo;Gemeinsam mit unseren Kunden übernehmen wir beim Thema Klimaschutz Verantwortung. Ohne Aufpreis erhalten alle Haushalte von uns zertifizierten Ökostrom", erklärt EWG-Geschäftsführer Volker Nau. Klingt gut, ist aber nur ein erster kleiner Schritt in Richtung Energiewende. Denn natürlich bekommen die Kunden weiterhin genau den gleichen Strom wie vorher. Natürlich wird der Wertheraner Energieversorger nicht ab dem 1. Oktober Strom aus anderen Quellen als bisher beziehen. Das bestätigte auch Geschäftsführer Volker Nau: &bdquo;Wir sind Tochter der Stadtwerke Bielefeld und werden unseren Strom weiterhin von dort beziehen." Ein Zauberwort macht aus herkömmlichem Strom Ökostrom Das Zauberwort, mit dem aus herkömmlichem Strom von heute auf morgen Ökostrom wird, lautet &bdquo;Herkunftsnachweise". Das dahinter stehende Prinzip funktioniert so: Ein Energieversorger kauft Strom beispielsweise an der europäischen Strombörse. Wenn es sich hierbei um Kohle- oder Atomstrom handelt, ist der meistens deutlich günstiger als echter Ökostrom. Gleichzeitig erwirbt das Unternehmen sogenannte Herkunftsnachweise für die Menge an Energie, die sie an ihre Kunden liefert. Beispielsweise in Norwegen, wo beinahe der gesamte Strom aus Wasserkraft gewonnen wird. Mit diesen Herkunftsnachweisen wird aus dem Graustrom – einem Energiemix, gewonnen aus fossilen Energieträgern oder Atomkraftwerken als auch Strom aus regenerativen Energiequellen – zertifizierter Ökostrom. &bdquo;Viele Anbieter verkaufen Ökostrom sehr günstig. Das ist unter anderem deshalb möglich, weil in Europa die Nachfrage nach Herkunftsnachweisen kleiner ist als das Angebot. Der Nachweis, dass eine Kilowattstunde Strom aus erneuerbaren Energien stammt, kostet bislang nur den Bruchteil eines Cents. Die Unternehmen können daher Ökostrom zu geringen Mehrkosten geradezu billig anbieten – ohne etwas für das Klima zu tun", schreibt etwa die Verbraucherzentrale NRW auf ihrer Website. "Herkunftsnachweise sind nicht unproblematisch" Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE), erklärt: &bdquo;Herkunftsnachweise sind nicht unproblematisch. Die in Norwegen produzierte Menge an Strom aus Wasserkraft würde ohnehin produziert. Dadurch wird kein Aufbau von Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien gefördert. Außerdem: Um etwaige Fehlmengen auszugleichen, könnte das Land Atomstrom aus Schweden einkaufen." Im Prinzip können daher für die in Norwegen verbrauchten Strommengen Herkunftsnachweise erstellt und nach Deutschland oder andere europäische Länder verkauft werden. Wie viel Strom letztlich auch physisch in Deutschland ankommt hänge, so Mildenberger, von der Netzkapazität ab, die man stetig zu erhöhen versuche. EWG-Geschäftsführer Volker Nau bestätigt die Auffassung, dass der Begriff Ökostrom derzeit tatsächlich nur ein Etikett sei, das herkömmlichem Strom aufgeklebt werde. Dennoch wehrt er sich entschieden gegen den Vorwurf, dass es sich hier um einen Etikettenschwindel handle: &bdquo;Durch das Prinzip der Herkunftsnachweise entsteht etwas Neues. Es erhöht die Nachfrage nach Ökostrom, was mittelfristig auch in Deutschland dazu führen wird, dass immer mehr Anlagen gebaut werden." Nau sieht es deshalb als ersten Schritt auf dem Weg zu einer wirklich nachhaltigen Stromerzeugung. &bdquo;Was sollten wir denn anderes tun?", fragt er. EWG ist auf der Suche nach Flächen für PV-Anlagen Denn die Forderung des LEE, echter Ökostrom müsse aus regionaler Erzeugung kommen, kann die EWG nicht erfüllen, auch wenn sie wollte. Zwar ist der heimische Versorger beispielsweise am Windpark Hasselbach in Eckhardtsheim beteiligt, das aber reiche, so Nau, bei weitem nicht aus, um den Bedarf aller Haushaltskunden zu decken. Die EWG ist daher in Werther auf der Suche nach Dachflächen, auf denen Photovoltaikanlagen errichtet werden können und auf denen dann echter Ökostrom produziert werden kann. Dieser Strom darf allerdings nicht durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden. Denn Grüner Strom, per EEG gefördert, darf nicht gesondert als Ökostrom verkauft werden, erhält also auch keinen entsprechenden Herkunftsnachweis. Für einen kleinen Energieversorger wie die EWG bleibt damit nur der Schritt, über die Herkunftsnachweise die Energiewende zu fördern. &bdquo;Die Alternative", so Nau, &bdquo;wäre es, nichts zu tun". Lesen Sie auch: Ökostrom für Borgholzhausen: Warum billiger Strom langfrristig zu teuer ist

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