Werther. Anfang der Woche berichteten wir von einem zwölfjährigen Jungen aus Werther, der lieber Pornos geschaut statt am Digital-Unterricht teilgenommen hat. Wer trägt die Schuld daran? Die Eltern? Die Lehrer? Oder womöglich die Behörden, die bei allen Herausforderungen, die das Homeschooling mit sich bringt, den Sicherheitsaspekt außer acht gelassen haben? – „Das ist das Problem", sagt Sebastian von der Au. Der Geschäftsführer der EDV-Unternehmensberatung Floß aus Versmold ist Datenschutz- und Informationssicherheitsberater und weiß, wo die Schwierigkeiten liegen.
„Hier läuft vieles falsch", sagt er. Zwar hätten die meisten Schulen ihre Schüler inzwischen mit dem nötigen Equipment ausgestattet. „Aber oft wurden weder Eltern noch Lehrer ausreichend geschult, was die Sicherheit der Systeme angeht." Statt sie mit ins Boot zu holen, habe man sie allein gelassen, sie nicht für die Risiken sensibilisiert und auf notwendige Sicherheitsvorkehrungen hingewiesen.
Software auf dem neuesten Stand
Von der Au erläutert, worauf Eltern und Lehrer unbedingt achten sollten: „Ganz wichtig ist, dass die Software der Geräte, die für das Homeschooling genutzt werden, auf dem neuesten Stand sind. Auch sollten stets die Sicherheitsupdates installiert werden." Wer Windows 7 statt Windows 10 nutze, solle besser wechseln: Für das alte Betriebssystem gebe es keine Sicherheitsupdates mehr.
„Und dann stellt sich die Frage: Wer hat Zugriff auf den Computer?" Würden mehrere Personen im Haushalt den Rechner nutzen – etwa die Eltern für die Arbeit – empfehle es sich, einen eigenen Account für das Kind einzurichten. „Er lässt sich so einstellen, dass das Kind keine Administratorenrechte bekommt und somit keine Dinge selbst installieren kann."
Es gibt keine 100-prozentige Garantie
Surft das Kind auf Seiten, auf denen es nicht surfen soll – Porno-Seiten zum Beispiel – sollte unbedingt ein Schutzprogramm aufgespielt werden. Damit könnten Eltern genau regeln, welche Websites das Kind besuchen darf und welche nicht. Von der Au relativiert allerdings: „Die Programme sind zwar sehr sicher; eine 100-prozentige Garantie gibt es aber nicht."
Darüber hinaus hätten Eltern auch die Möglichkeit, die Zeit zu reglementieren, wie lange ihr Kind im Internet surft. Das könne man direkt am Rechner oder am Router oder der Fritzbox einstellen. „Nicht vergessen, das betroffene Gerät zu benennen: Sonst sind auch die Eltern vom Internet ausgesperrt!"
„Da ist viel verschlafen worden"
Natürlich, beklagt der Fachmann, hätte man die Rechner auch gleich zu Beginn des Homeschoolings für alle Kinder konfigurieren können. „Hat man aber nicht. Da ist viel verschlafen worden."
Die Jungen und Mädchen vom Missbrauch abzuhalten, ist das eine. Sie vor Missbrauch Dritter zu schützen, das andere. Die Kamera zum Beispiel: „Wer keine personenbezogenen Daten von sich preisgeben und seine häusliche Umgebung nicht zeigen will, kann den Hintergrund zum Beispiel weichzeichnen oder sogar ein anderes Hintergrundbild wählen", so Von der Au.
Lehrern rät er, als Moderatoren des digitalen Unterrichts genau darauf zu achten, dass nur Personen mit persönlicher Einladung teilnehmen. Manche Videokonferenzprogramme ließen sich auch mit Passwörtern absichern – nur wer eines zugewiesen bekommt, könne dabei sein. Die Gefahr, als Person von unbekannten Dritten gehackt zu werden, schätzt Von der Au als sehr gering ein.
Wer sich umfassender über die sichere Nutzung des Internets informieren möchte, dem empfiehlt der Datenschutzberater die Seite www.klicksafe.de.
Es gibt noch viel Arbeit auf diesem Sektor
Von der Au geht nicht davon aus, dass sich die Situation grundlegend verbessert, wenn der Schulbetrieb nach Corona wieder zur Normalität zurückfindet. „Dann gehen die Probleme weiter." Denn natürlich würde die Digitalisierung nicht enden. „Ich frage mich allerdings, wie es allein gelingen soll, wenn sich 600 Schüler morgens gleichzeitig ins WLAN der Schule einwählen wollen. Da bin ich gespannt."
Der Informationssicherheitsberater geht fest davon aus, dass dies nicht die einzige Schwierigkeit bleiben und es noch viel Arbeit auf diesem Sektor geben wird. „Dabei", so seine Forderung, „müssen alle vernünftig mitgenommen werden: Schüler, Eltern, und auch die Lehrer."

