Werther. Die schwerste Prüfung hat Harald Ernst zu absolvieren. Dem Schriftführer des CDU-Stadtverbandes kommt die Aufgabe zu, die Niederschrift der Wahl vorzulesen. Ein Zungenbrecherparcours durch einen Dschungel von Bürokratendeutsch, der selbst gestandenen Nachrichtensprechern höchste Konzentration abgefordert hätte. Ernst meistert sie und reiht sich damit nahtlos ein in den Ablauf einer Mitgliederversammlung, die vor allem ein Credo hatte: Einstimmigkeit.
Dass CDU-Kreisgeschäftsführer Hubert Kleinemeier und auch der Kreisvorsitzende Raphael Tigges nach Werther gekommen waren, signalisierte die Bedeutung dieser Versammlung. „Sie sind der erste Ortsverband im Kreis, der eine Aufstellungsversammlung durchführt", sagt Kleinemeier und übernimmt anschließend die Leitung der Versammlung.
Von Nervosität nichts zu merken
Ein leichtes Lampenfieber habe er zuvor verspürt, doch dann sei er wie immer ganz ruhig gewesen", wird Ralf Eckelmann nach seiner Wahl sagen. In der Tat ist ihm in seiner Bewerbungsrede die Nervosität nicht anzumerken. Hier betont er, dass zu seiner Arbeit als Betriebsleiter in einem mittelständischen Unternehmen die personelle Leitung von 80 Mitarbeitern gehöre. Er hebt heraus, dass er seit 20 Jahren mit seiner Familie in Werther lebe, seit 2014 im Stadtrat tätig sei und sich seit drei Jahren ehrenamtlich als Vorsitzender des Fördervereins der PAB-Gesamtschule engagiere. Warum er Bürgermeister werden wolle? „Ich liebe diese Stadt", sagt Eckelmann. Ganz einfach.
Die Botschaft ist eindeutig: „Werther wird vor Ort gemacht. Von Wertheranern für Wertheraner", ruft Eckelmann den Mitgliedern zu. Ein klares Signal der Abgrenzung zum auswärtigen SPD-Kandidaten Veith Lemmen.
In Werther passiert bisher zu wenig
„Wohnen, Stadtentwicklung, Infrastruktur", sind die Themen die Eckelmann angehen und mit denen er punkten will. „Die Kommunen um uns herum erschließen ein Baugebiet nach dem anderen. Und was passiert in Werther?", fragt der 49-Jährige. Zu wenig, soll sein Schweigen ausdrücken. „Darum müssen wir den Blick auf Süthfeld II richten. Hier muss Wohnentwicklung mit Augenmaß entstehen", fordert er. Zum Schluss seiner Rede wird deutlich: Ralf Eckelmann ist ein Mensch, der vermitteln will und einer, der statt Konfrontation den konstruktiven Austausch sucht: „Ich möchte eingerissene Brücken wieder aufbauen. Gerade dort, wo in den letzten Jahren mehr übereinander als miteinander geredet wurde", sagt er.
Als dann kritische Fragen von Mitgliedern aufkommen, die konkrete Politikfelder ansprechen, ergreift Harald Ernst das Wort: „Wir haben eine große Chance, zu gewinnen. Aber nur dann, wenn wir einig sind", sagt er und findet Unterstützung von Ralf Biermann. Der war 1999 in der Stichwahl Marion Weike unterlegen: „Die Diskussionen um eine mögliche Politik gehören in eine spätere Versammlung. Für uns geht es jetzt darum, einen gesamtgesellschaftlichen Konsens zu erzeugen." Das findet auch CDU-Urgestein Gerhard Rudorf: „Die Chance, die wir jetzt haben, die bekommen wir so schnell nicht wieder", sagt er. Die Botschaft kommt an. Von den 29 stimmberechtigten Mitgliedern votieren 28 für Ralf Eckelmann, bei der üblichen einen Enthaltung.
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