Werther. Seit der Gründung am 1. Mail 1997 kennt die Wachstumskurve der acto-soft GmbH nur eine Richtung – nach oben. Bis der Textil- und Schuheinzelhandel 2017 in eine Krise kommt. Als hoch spezialisierter Hersteller von Kassensoftware spürt das Unternehmen aus Werther die Probleme seiner Kunden. „Die Umsätze wandern vom Handel in das Internet“, sagt Christian Malachowski. acto-soft habe sich deshalb neu erfinden müssen.
Zwar hat die Firma der beide geschäftsführenden Gesellschafter Malachowski und Christian Schramm seit der Gründung noch keinen Bestandskunden verloren. Diese Kunden, überwiegend Handelsschwergewichte mit sehr vielen Filialen, klopfen aber seltener bei acto-soft an. „Wir arbeiten stark projektorientiert und wenn ein Projekt abgewickelt ist, dann warten wir auf einen neuen Auftrag.“
acto-soft will künftig mehr Produkte vermarkten
Die Aufträge bleiben nicht aus, es dauert nur immer länger, bis sie kommen. „Unsere Kunden im Fashion Retail setzen andere Schwerpunkte, schon müssen wir warten“, beschreibt Christian Malachowski die Misere. Bei 42 hoch qualifizierten Mitarbeitern hat die Firma beträchtliche Lohnkosten. Auftragspausen sind da nicht eingeplant. „Kontinuierliches Wachstum war so nicht möglich“, beschreibt der Geschäftsführer die Situation.„Wir müssen produktlastiger werden“, lautet eine Einsicht bei acto-soft. Während die Projektkunden stets maßgeschneiderte Lösungen für ihre Kassensysteme bekommen, will das Wertheraner Unternehmen einen neuen Kundenkreis mit standardisierten Produkten und neuen Dienstleistungen gewinnen. „Wir haben dafür unsere Kunden und den Markt genau analysiert“, so der Unternehmer.
Herausgekommen sind dabei vier unterschiedliche Gruppen. Stationären Modehäusern ohne Internetauftritt gibt Christian Malachowski nur dann eine Zukunft, wenn sie sich zu einer Marke machen. „Bei den KaDeWe-Käufhäusern ist das gelungen.“ Daneben gebe es für acto-soft Fachmärkte wie Fielmann oder Karstadt-Sport, die ebenfalls über das Internet angreifbar seien.
Besonders im Blick haben die Wertheraner die Gruppen der „Erlebnisdiscounter und omnipräsenten Marken“. Ernstings Family, Tacco oder NKD gehören für Christian Malchowski zu den Erlebnisdiscountern. Diese Unternehmen, mit ihrem dichten Filialnetz und ihrem Kultcharakter bei den Kunden, seien über das Internet nur wenig angreifbar. „Wir wollen ihnen für die EDV komplette Teams zur Miete anbieten.“
Dieser neue Geschäftsansatz soll das Personal von acto-soft kontinuierlich auslasten und für stetige Erträge sorgen. „Künftig wollen wir diesen Kunden Standardprodukte verkaufen und die für sie betreiben“, erläutert der 50-Jährige. Das gilt auch für die omnipräsenten Marken.
„Beispiele dafür sind Marken wie Bogner oder Seidensticker“, sagt Christian Malachowski. Diese Marken seien kaum über das Internet angreifbar, steht für ihn fest. Sie verkaufen ihre Produkte über eine eigene Internetpräsenz, betreiben 25 bis 60 Filialen und bieten Waren auch über große Internetplattformen wie Amazon oder Zalando an. „Die Plattformen sind auf diese Marken angewiesen.“
Omnipräsenten Brands die IT komplette anbieten
Das ist deren Stärke und davon möchte acto-soft künftig profitieren. „Die Umsatzverlagerungen ins Internet lassen sich kaum aufhalten, wir müssen damit richtig umgehen.“ Deshalb wollen die Wertheraner den „omnipräsenten Brands“ künftig eine komplette EDV anbieten. „Die Unternehmen sollen sich um die Pflege ihrer Marke kümmern und wir kümmern uns um die IT als Dienstleistung.“Wenn die Firmen Sorgen um ihre Daten hätten, dann könne für jeden Kunden auch eine Betriebsgesellschaft gegründet werden. „Daran wären dann der Kunde und wir beteiligt und im Gesellschaftervertrag könnten alle Details kleinteilig geregelt werden.“ Darauf hat sich acto-soft bereits vorbereitet. Die Unternehmensstruktur wurde so geändert, dass „beliebig viele GmbHs unter einem Dach bestehen können“.