Es ist wie so oft, wenn David Riedel, künstlerischer Leiter des Böckstiegel-Hauses, eine Ausstellung kuratiert: Die Werke des ausgestellten Künstlers zeigen nicht nur dessen Werk selbst, sondern erzählen auch viel über die damalige Zeit und die Umstände, unter denen Böckstiegel gelebt und gearbeitet hat. Sehenswert für alle, die einen neuen Zugang zu Werthers großem Maler suchen. Theodor Steinkühler, Jahrgang 1894, gehört zu den unbekannteren Künstlern der »Bielefelder Moderne« – die Parallelen zu Böckstiegel sind allerdings unverkennbar: Geboren in Großdornberg, wuchs er wie Böckstiegel in einer kleinbäuerlichen Familie auf, die keinerlei Bezug zur Kunst hatte, die ihm aber wie Böckstiegels erlaubte, dieser Vorliebe nachzugehen.

Nach einer handwerklichen Ausbildung bei Malermeister Lieneweg in Werther – der Vater bestand darauf – durfte Theodor Steinkühler die Bielefelder Kunstgewerbeschule besuchen. In der Malklasse Ludwig Godewols legte er den Grundstein für seine künstlerische Karriere.
1914 schloss er sein Studium mit »sehr gutem Erfolg« ab und wurde kurz darauf zum Kriegsdienst eingezogen. Er kämpfte in Flandern und Verdun, erhielt das Eiserne Kreuz zweiter Klasse und wurde schließlich in Posen zum Flieger ausgebildet. Ein Foto zeigt ihn zusammen mit dem »roten Baron« Manfred von Richthofen. Auch während der Kriegsjahre griff er, wenn es die Zeit erlaubte, zum Zeichenstift. 1918 dann stürzte Steinkühler mit dem Flugzeug ab und wurde schwer verletzt – Verletzungen, von denen er sich bis zu seinem Tod 1921 nicht richtig erholte.
1919 am Weimarer Bauhaus
1918 kehrte Steinkühler nach Bielefeld zurück, ein Jahr später wurde er am Weimarer Bauhaus angenommen. Die Arbeiten, die hier entstanden, sind nach Aussage Riedels „nicht wirklich Bauhaus, und irgendwie doch“. Vor allem die Holzschnitte strahlten aber durch ihre besondere Kraft.


Steinkühlers Zeit am Bauhaus war kurz. Sein gesundheitlicher Zustand zwang ihn schon 1920 zur Rückkehr nach Dornberg; im Februar 1921 starb er im Haus seiner Eltern. Doch für die kurze Zeit seines Lebens hat Theodor Steinkühler fleißig geschaffen. 170 Werke sind, auf dem Dachboden der Familie gut verwahrt, erhalten – und „zu Unrecht vergessen“, wie Riedel findet. Rund 30 Arbeiten sind daher jetzt im Böckstiegel-Haus ausgestellt, zusammen mit Fotos, Dokumenten und einem Kriegstagebuch.
»Theodor Steinkühler – von Bielefeld zum Bauhaus« ist noch bis zum 14. Juni zu sehen. Geöffnet ist samstags und sonntags sowie an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr, eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt kostet zwei Euro. Das gesamte Böckstiegel-Haus kann an diesen Tagen nur im Rahmen der öffentlichen Führungen um 15 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt beträgt sieben Euro, ermäßigt vier Euro.