Versmold. Arbeitstag statt Karnevalsbeginn: Der Versmolder Ausbildungstag fiel dieses Mal ausgerechnet auf den 11.11. Etliche Schüler der CJD-Sekundarschule schnupperten für einen Tag in verschiedene Betriebe hinein und machten teils erstmals Erfahrungen in der Berufswelt. Wie sinnvoll ist dieser Tag für die Beteiligten tatsächlich?
Der Ausbildungstag wurde in seiner neunjährigen Geschichte zum zweiten Mal digital organisiert, wie die Stadt Versmold als Ausrichterin in einer Pressemitteilung unterstreicht. Die Agentur Blavius stellte ein Portal bereit, in dem Unternehmen und Schüler „Matches“ bilden. „Das nimmt bei vielen Jugendlichen die Hemmschwelle“, meint Lehrer Michael Wittmann. In diesem Jahr nahmen 31 Unternehmen teil, die insgesamt 33 Berufe vorstellten.
Vor allem die kurze Dauer des Mini-Praktikums wirft Fragen auf. Wie viel nehmen die Schüler und die Betriebe nach nur wenigen Stunden Arbeitsprobe mit? „Erkenntnisse gibt es nach einem Tag im Betrieb durchaus“, meint Wittmann. Der Pädagoge der Sekundarschule Versmold betreute die Heranwachsenden gemeinsam mit Sozialpädagogin Helen Rüggeberg. Der Lehrer sieht vor allem die niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit als wertvoll an, um mit den Betrieben Kontakt aufzunehmen.
Schule aus Versmold baut Hemmschwellen ab
Klar: Erfolgreich ist das Kurzpraktikum auch, weil die neunten Klassen der Sekundarschule verpflichtend teilnehmen müssen. „Wir stellen immer wieder fest, dass der Schritt aus der Komfortzone Schule heraus in einen Betrieb für einige Schüler herausfordernd ist, sodass die Verpflichtung ein sanfter Anstoß ist, sich der Herausforderung zu stellen“, begründet Schulleiterin Annika Harke. „Für viele ist die Hürde, jemanden direkt anzusprechen, riesig“, konkretisiert Schulsozialarbeiterin Helen Rüggeberg. Zudem ist ein Tag im Betrieb eine gute Vorbereitung auf ein längeres Praktikum, das für die Neuntklässler der Versmolder Schule rund um Ostern ansteht.
Ausbildung in Versmold: Unternehmen stellt Konzept vor
Daniel Heidel, Serviceleiter im PS Zentrum, würde sich über weitere Praktikanten freuen. „Das zweiwöchige Praktikum ist bei vielen maßgeblich für eine Entscheidung“, sagt er. Das Autohaus wurde in diesem Jahr von der Stadt ausgewählt, um die Öffentlichkeit über den Aktionstag zu informieren. Bei dem Versmolder Traditionsbetrieb hat die Ausbildung einen hohen Stellenwert. „Im Moment haben wir fünf Azubis und sind damit am Limit“, sagt Heidel. Für das kommende Lehrjahr stehen drei Plätze zur Verfügung, einige Bewerbungen seien bereits eingegangen.
Ob Henry Braun, Mejan Pabic und Simon Pabic aber direkt in die Vollen gehen und ihre Ausbildung beim PS Zentrum absolvieren wollen, wissen die drei noch nicht. Die Schüler der neunten Klasse brauchen gerade Zeit, um sich in der Berufswelt zu orientieren. „Ich mache gerne etwas mit Autos, und das PS Zentrum ist bei mir in der Nähe“, begründete Henry Braun seine Wahl. Das ist die konkreteste Vorstellung, die die drei während des kurzen Presse- und Fototermins äußern. „Es ist interessant“, sagte Mejan Pabic. Er schaute in die Abläufe der Werkstatt hinein und konnte Eindrücke sammeln. Ob das direkt für eine Bewerbung reicht, weiß der Jugendliche noch nicht. Simon Pabic sieht es ähnlich.
Ausbildungstag seit 2016 in Versmold etabliert
Der Versmolder Ausbildungstag wurde 2016 von Bürgermeister Michael Meyer-Hermann ins Leben gerufen. Er soll dabei helfen, Plätze für Praktika und Ausbildungen zu vermitteln. „Mit dem Kontakt zwischen jungen Menschen und den Firmen wird die Möglichkeit geschaffen, einen potenziellen Arbeitgeber und interessanten Beruf hautnah kennenzulernen. Die teilnehmenden Betriebe haben die Chance, Talente und Fähigkeiten der Schüler in der Praxis zu erleben. Es ist mir sehr wichtig, dass die Stadt die Unternehmen vor Ort dabei unterstützt, dem Fachkräftemangel durch Ausbildung zu begegnen“, konkretisiert der Verwaltungschef.
Der Karnevalsbeginn fiel für die Neuntklässler der CJD-Sekundarschule in diesem Jahr aus. Sie werden es verschmerzen können. Schließlich ist Versmold ohnehin keine Karnevalshochburg. Die teils wertvollen Erkenntnisse aus der Arbeitswelt können sie nun aber mitnehmen und in ihre Jobwahl einbeziehen.
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