Bankdirektor von nebenan: Versmold verliert eine prägende Persönlichkeit

Versmold. Günther Rocklage war niemand, der den Mittelpunkt und die große Bühne suchte. Meist betrat er einen Raum leise, am liebsten durch die Nebentür. Unterwegs war er meist zu Fuß, mit einem Spazierstock. Den großen Auftritt mit einer Luxuskarosse und protzigen Klamotten ließ er lieber weg. Doch wenn der Versmolder dann nach einem kräftigen Händedruck leise, aber bestimmt zu sprechen begann, dann hörte man hin. Seit dem 30. Oktober ist eine wichtige Versmolder Stimme verstummt. Irgendwie beschreibt die Anekdote, die Günther Rocklage bei seiner Verabschiedung als Bankdirektor 1997 erzählte, sein Leben ganz gut: Er sei nicht nur zum Bankkaufmann, sondern auch zum Hausmeister ausgebildet worden. Botengänge, Straße fegen, die Koksversorgung der Heizung - all das gehörte zu seinen Aufgaben. Von 1952 bis 1955 lernte Rocklage bei der Bank, der er sein Leben lang treu bleiben sollte. Er absolvierte 1959 und 1960 die Sparkassenfachschule Bielefeld mit dem Abschluss des Sparkassen-Betriebswirtes, stieg 1970 zum Hauptabteilungsleiter der Stadtsparkasse Versmold auf, war von 1967 bis 1981 Vorsitzender des Personalrates, wurde 1986 zum stellvertretenden Vorstandsmitglied und 1987 dann in den Vorstand berufen. Bankdirektor kannte seine Heimatstadt Versmold aus der Westentasche Kurzum: Günther Rocklage kannte &bdquo;seine Bank“ in allen Facetten. Und was noch viel wichtiger war: Das galt auch für &bdquo;seine“ Stadt. &bdquo;Rocki, den kannte jeder“, staunt Gerold Momann noch heute. Der Mann, der als Nachfolger 1997 in den Vorstand aufrückte, bekennt ganz offen: &bdquo;Ich bin in seine Fußstapfen getreten - aber die waren groß.“ Bekannter Gastwirt: Mit Herz, Mut und Arbeit hat er viel bewegt Nichts lief ohne Günther Rocklage, dem als echtem Eigengewächs der Bank vor allem die Kunden, die Menschen in der Stadt am Herzen lagen. Er klapperte die Fleischwarenfabriken ab, damit alle Mitarbeitenden auch ja ein Girokonto bei der Sparkasse hatten. &bdquo;Günther hat noch Kunden akquiriert, als er schon im Ruhestand war. Mehrere dicht beschriebene Seiten hat er mir übergeben“, erinnert sich Gerold Momann und muss schmunzeln. Er hat sich mit seinem mittlerweile im Ruhestand befindlichen Vorstandskollegen Matthias Haucke getroffen, um mit dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ zu telefonieren. Und je länger sie über Günther Rocklage reden, desto mehr Wehmut kommt auf: &bdquo;Ewald Flohre, Klaus Boy, Christian Böker und jetzt Günther Rocklage - von den Altvorderen der Bank in Versmold ist jetzt niemand mehr da.“ Herz des Bankdirektors gehörte dem Sport in Versmold In Günther Rocklage fehlt nun ein Mensch, der Ehrgeiz mit Stil und Witz vereinte, der Respektsperson war, aber nicht gefürchtet. &bdquo;Günther hat keinen Geburtstag vergessen“, betont Gerold Momann. Und ließ es sich manchmal nicht nehmen, auch etwas zu frotzeln. Über Marco Lückebergfeld, heute stellvertretender Hauptstellenleiter der Bank, zum Beispiel. Das sei ja ein guter Mann, auch wenn Lückebergfeld bei &bdquo;Traktor Oesterweg“ spiele, sagte Rocklage damals. Jeder wusste, dass sein Herz für die Spvg. Versmold schlug - obwohl er selbst in Oesterweg aufgewachsen war. Markenzeichen kariertes Hemd: Altkreis Halle trauert um Reiner Stodieck Von den kleinen Rivalitäten abgesehen, gehörte Günther Rocklages Herz sein Leben lang dem Sport in seiner Stadt - und zwar vereinsübergreifend. Von 1962 bis 1979 engagierte er sich im Vorstand der Spvg. Versmold, von 1972 bis 1976 im Vorstand des Stadtsportverbandes. Und freute sich in seiner neuen Funktion im Ruhestand immer besonders, wenn er etwas für den Sport in seiner Heimat tun konnte. Von 1998 an stand er fast zwei Jahrzehnte der Sparkassen-Stiftung &bdquo;Standort: hier“ vor, die Projekte in der Stadt förderte. Zu nervös, um ein Spiel in Versmold live zu verfolgen Seine Bank behielt er zeitgleich durchaus im Blick. &bdquo;Wenn wir etwas entscheiden oder ändern wollten, haben wir ihn immer vor der Öffentlichkeit informiert“, erinnert sich Gerold Momann. &bdquo;Er hat vieles kritisch begleitet - aber unsere Entscheidungen meist nachvollzogen und dann auch nach außen verteidigt. Das war sehr wichtig für uns.“ Versmolder Historiker: Mann mit dem Blick für die Herzen hinterlässt Besonderes Nicht nur seine Nachfolger werden die Gespräche mit Günther Rocklage vermissen. Er wird auch nicht mehr in den Stadien und Sporthallen auftauchen. Wobei er meist zu nervös war, um das Spiel an sich zu verfolgen. Sondern viel lieber, um anschließend zu fragen, wie es denn gelaufen ist. Und mit einem verschmitzten Grinsen und einem Augenzwinkern etwas für die Mannschaftskasse zu spendieren. In den vergangenen zwei Jahren zog sich Günther Rocklage zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück, sah man ihn kaum noch spazieren gehen. Die Gesundheit machte ihm zu schaffen. Gegen eine plötzlich auftretende, schwere Erkrankung wehrte sich der 88-Jährige vergebens und verstarb am Donnerstag, 30. Oktober. Trauerfeier am 14. November auf dem Versmolder Friedhof Günther Rocklage hinterlässt seine Frau Susanne, die Töchter Anke und Christine und seine Enkelkinder Carolin und Julius. Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Freitag, 14. November, um 14 Uhr in der Versmolder Friedhofskapelle statt. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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