Versmold vor enormen finanziellen Problemen: Bürgermeister schlägt Alarm

Versmold. Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann ist im Pressegespräch zum Haushalt auf Bildsprache bedacht. Ganze vier Mal verweist er auf das Motiv, das gleich mit aufs Foto soll: ein Schild mit einem fetten Ausrufezeichen. Ein Warnhinweis sei aus Sicht von Meyer-Hermann und Kämmerin Christiane Bürgin auch bitternötig. Die Ausgangslage, mit der die Finanzfachleute aus dem Rathaus den Haushalt erstellt haben, erscheint zumindest besser als angenommen. Der Jahresabschluss für das Jahr 2024 weist dank starker Gewerbesteuereinnahmen &bdquo;nur“ einen Fehlbetrag von etwa 400.000 Euro aus. Geplant war ein Minus von 3,6 Millionen. &bdquo;Das schont unsere Ausgleichsrücklage“, kommentiert Meyer-Hermann. Das mutet fast schon an wie Galgenhumor. Zwar setzt sich die erfreuliche Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen auch im laufenden Jahr 2025 fort. Das ändert aber nichts daran, dass die Stadt &bdquo;ganz tief ins Sparschwein“ greifen muss. Das Defizit für das laufende Jahr schätzen Meyer-Hermann und Bürgin auf drei bis vier Millionen Euro. Ausrufezeichen. &bdquo;Die sich dramatisch zuspitzende Finanzlage kommt nun auch voll bei uns an“, konkretisiert der Bürgermeister. &bdquo;Die Warnsignale stehen auf Dunkelgelb“. Gehe die Tendenz so weiter, stehe Versmold kurz vor der dramatischen Haushaltssicherung. Meyer-Hermann und Bürgin versuchen, die Probleme detailliert zu erklären. Umlage an den Kreis Gütersloh Durch die höheren Einnahmen aus der Gewerbesteuer bekommt Versmold weniger Geld vom Land. Außerdem steigt die Umlage, die die Stadt an den Kreis Gütersloh zahlen muss. Versmold muss im kommenden Jahr noch einmal 2,9 Millionen Euro mehr abdrücken und überweist damit 23,9 Millionen Euro nach Gütersloh - ein neuer Höchstwert. &bdquo;Die Kreisumlage trifft uns enorm. Dagegen können wir gar nicht ansparen“, sagt Christiane Bürgin. Wieder Ausrufezeichen. &bdquo;Die Probleme der kommunalen Haushalte sind auch in Versmold angekommen.“ Immerhin ein Lichtblick: Versmold bekommt mit dem &bdquo;Nordrhein-Westfalen-Plan für gute Infrastruktur“ in den nächsten Jahren 9,7 Millionen Euro vom Land. Andere Mittel in Höhe von 11,3 Millionen Euro müssen kompliziert über Fördermittel eingeholt werden. Höhere Steuern in Versmold Michael Meyer-Hermann wagt einen Ausblick: &bdquo;Für die Jahre ab 2027 müssen zusätzliche, beziehungsweise höhere Gebühren in verschiedenen Bereichen und ab 2029 eine deutliche Steuererhöhung eingeplant werden.“ Nächstes Ausrufezeichen. Meyer-Hermann: &bdquo;Wir wollen all dies nicht machen müssen, aber es wird notwendig, wenn immer nur weitere zusätzliche Lasten auf die kommunale Ebene abgewälzt werden.“ Neuer Spielplatz: Stadt investiert kräftig Das frustriert Christiane Bürgin. Sie besuchte die Herbsttagung der Kämmerer in NRW, bei der Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sprach. &bdquo;Sie hat bestätigt, dass wir Kommunen gegen die Ausgabensteigerungen nicht sparen und diese nicht ausgleichen können“, berichtet Bürgin. Gestiegene Ausgaben musste die Stadt unter anderem im Bereich der Integration von Menschen mit Behinderung, in der Pflege und der Kinder- und Jugendarbeit schultern. Trotz angespannter Lage: Lichtblicke für Versmold Trotz der prekären finanziellen Situation hat Versmold einiges vor, bleibe laut Meyer-Hermann handlungsfähig und setze &bdquo;weiterhin richtige Prioritäten“. Versmold investiert sein Geld in diverse Projekte: Sanierung der Gebäude Brandschutz, Feuerwehrautos und Ordnungsdienst Schulen und Bildung Sport, Jugend, Freizeit Infrastruktur, Gewerbe- und Stadtentwicklung Verwaltungsaufgaben Konkret nannten Meyer-Hermann und Bürgin die Summe von rund zwei Millionen Euro für die Unterhaltung und energetische Sanierung städtischer Gebäude. Auch für die Sanierung der Kulturbühne sind mindestens 350.000 Euro notwendig. In Sachen Sicherheit schlägt der Bau des Feuerwehrhauses in Bockhorst ins Kontor. Außerdem müssen kurz- und mittelfristig neue Feuerwehrautos her. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Stadt Versmold (@stadtversmold) Eines der wichtigsten Bauprojekte in den nächsten Monaten wird der Bau der Förderschule für den Kreis Gütersloh in Oesterweg. Im Dezember kann der Grundstein gelegt werden. Außerdem wird die Sonnenschule saniert und erweitert: Die Planung soll im kommenden Jahr konkretisiert werden. Allein 2026 wendet die Stadt voraussichtlich 670.000 Euro für kleine Sanierungsmaßnahmen an den Schulstandorten und Sporthallen auf. Versmolds Dörfer, Gewerbe und Straßen Außerdem freut sich die Stadt auf die Einweihung der Sportanlage &bdquo;Am Wiedenfeld“ in Peckeloh. Das Kurt-Nagel-Parkstadion bekommt frische Umkleideräume - die Verwaltung bewirbt sich noch einmal um Fördermittel. Darüber hinaus investiert Versmold in weitere neue Spielplätze und die Dirt-Bike-Strecke. Auch bei Dorfentwicklungen legt sich Versmold ins Zeug. In Peckeloh entstehen neue Bauplätze durch den Abriss der Sportanlage nahe der Grundschule. Außerdem wird die Dorfentwicklung in Hesselteich gefördert. Viel Energie werden die Mitarbeiter im Rathaus auch an die Grenze nach Borgholzhausen investieren. An der Auffahrt zur A33 entsteht der dritte Bauabschnitt des gemeinsamen Gewerbegebietes mit Borgholzhausen. Versmold übernimmt ab 2026 die Geschäftsführung des gemeinsamen Zweckverbands. Deutlich sichtbar werden zahlreiche Baumaßnahmen an den Straßen und Wegen: Die Straße &bdquo;Im Industriegelände“ wird in vier Bauabschnitten saniert, an der Wersestraße folgen weitere Arbeiten, ebenso erhalten die Radwege entlang des Eschkamps und am Bockhorster Landweg Upgrades. Auch die Breslauer- und Gestermannstraße sind dran. Versmolds Bürgermeister zieht Bilanz &bdquo;Die Zeiten werden finanziell deutlich schwieriger“, sagt Michael Meyer-Hermann. &bdquo;Die Vorräte (Spareinlagen, Anm. d. Red.) schrumpfen und die Hamster-Backen sind nicht mehr so prall gefüllt.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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