Einsam in Versmold

Versmolderin (78) spricht ganz offen über riesige Probleme im Alter

Brigitte Schrenk aus Versmold fühlt sich manchmal einsam. Sie will handeln und startet deshalb mit drei Mitstreiterinnen ein neues Projekt. So wie ihr, geht es vielen.

Magret Brameier (v. l.), Jan Darnauer, Regina Martinez, Nicole Jakob und Brigitte Schrenk wollen ein neues Angebot in Versmold etablieren. | © Andre Schneider

Andre Schneider
18.08.2025 | 27.08.2025, 09:57

Versmold. Als sich Brigitte Schrenk zum ersten Mal mit dem Thema Einsamkeit im Alter beschäftigte, war das für sie noch ganz weit weg. „Da war ich noch keine 60“, sagt sie beim Pressetermin. Damals entstand ein Ratgeber. Jetzt, rund 20 Jahre später, blickt sie aus einer anderen Perspektive auf das Thema. Offen und ehrlich spricht sie darüber, wie es ihr an manchen Tagen ergeht. Sie will jetzt wieder handeln – nicht nur für sich.

„Mit 78 Jahren blickt man ganz anders auf das Alter“, sagt die Seniorin. „Die Sorgen und Ängste werden andere.“ Angehörige versterben, Treffen mit Freunden und Bekannten werden seltener. „Ich verbringe viel Zeit allein“, gibt Schrenk zu. „Da kommt man oft ins Grübeln und Nachdenken.“ Gerade dann, wenn die Tage draußen kürzer und dunkler werden. Das macht ihr zu schaffen.

Die 78-Jährige nennt ein weiteres Beispiel von einer Situation, die ihr inzwischen Unbehagen bereitet. „Ich war etwas zu früh am Theater. Dann habe ich mich entschlossen, noch eine kleine Runde am Aabach entlangzugehen.“ Der Weg bereitete ihr aber Angst. „Es war wirklich sehr dunkel. Das habe ich früher nicht so erlebt, und die Situation war sehr angstbesetzt.“

Versmolderin schildert Probleme im Alltag

Ein anderes Thema ist die Digitalisierung. „Mir graut es schon davor, wenn ich 2028 einen neuen Personalausweis beantragen muss. Das ist zwar alles zu schaffen, aber doch schwieriger als früher“, sagt die Aktive. Immer bei Angehörigen zu fragen, sei auch nicht möglich, und diese seien schon gleich gar nicht permanent greifbar. „So geht es vielen Menschen“, bestätigt Jan Darnauer aus dem Versmolder Rathaus. Die Stadt möchte deshalb auf Initiative von Schrenk ein neues Angebot im Haus der Familie starten. Dazu hat sich Brigitte Schrenk auch Regina Martinez und Margret Brameier mit ins Boot geholt.

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Ab dem 25. September startet das neue und kostenlose Gruppenangebot „Gemeinsam statt einsam“. An jedem letzten Donnerstag im Monat laden die Ehrenamtlichen zu einem Gesprächsangebot ein, das positive Akzente setzen und neue Kontakte ermöglichen soll. „Es ist gut, dass man sich treffen kann und seine Probleme nicht allein zu Hause lösen muss“, kommentiert Margret Brameier. Denn das hilft durchaus, wie Organisatorin Brigitte Schrenk festgestellt hat.

Sie besucht regelmäßig den Gehtreff in Oesterweg. Das ist eines der vielen positiven Beispiele, die sie gesammelt hat. „Wir gehen dann gemeinsam durchs Dorf und schauen einfach, was sich getan hat.“ Außerdem besucht sie den Seniorenchor der evangelischen Kirchengemeinde, den Kantor Hadlef Gronewold ins Leben gerufen hat. Selbst während der Sommerpause trafen sich die Senioren zum Plausch oder Eisessen.

Neues Angebot für Menschen in Versmold

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Projekte und Gruppen, in denen sich insbesondere Senioren treffen, werden immer mehr. Ziel von solchen Angeboten ist es, Erfahrungen und Gedanken zu teilen und um Einsamkeit zu begegnen. „Viele ältere Menschen bleiben allein und nehmen nicht an Veranstaltungen vor Ort teil – eine Entwicklung, die durch eine Umfrage der Stadt Versmold bestätigt wurde“, schreibt Nicole Jakob, Seniorenbeauftragte der Stadt, in einer Presseerklärung. „Wir möchten entgegenwirken, dass ältere Menschen zu Hause vereinsamen oder Ängste entwickeln“, fügt sie hinzu.

Ehrenamt: Weiteres Rezept gegen Einsamkeit im Alter

Dass sich Situationen relativ schnell ändern können, weiß Regina Martinez. Die Grundschullehrerin schied erst vor wenigen Wochen aus dem Berufsleben aus. „Man kann von heute auf morgen in einer neuen Situation sein“, sagt sie. Daher ist ihr der Austausch besonders wichtig.

Die Termine für das neue Gruppenangebot stehen bereits fest. Das erste Treffen am 25. September beginnt um 17 Uhr. Weitere Termine sind der 30. Oktober sowie der 27. November – jeweils im Haus der Familie. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer vorab Informationen benötigt, kann sich an Nicole Jakob (Tel. 05423 930208) oder Brigitte Schrenk unter Tel. 05423 6941 oder brigitte.schrenk@gmx.de wenden. Bei den Gruppentreffen können dann auch gemeinsame Aktionen geplant werden. Brigitte Schrenk betont: „Hier in der Gruppe können wir uns austauschen und gemeinsam Lösungen finden.“

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