„Verrückter Professor“ und bekannter Stifter - Bürgerpreise in Versmold

Versmold. Es war an Karl-Heinz Niebrügge, die Stimmung dieses Vormittags auf den Punkt zu bringen. Der Vorsitzende des Versmolder Heimatvereins Versmold hielt die letzte Dankesrede bei der 10. Verleihung des Versmolder Bürgerpreises. Und der Mann, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, lächelte verschmitzt und sagte dann: &bdquo;Ich werde oft gefragt: Karl-Heinz, hast du denn schon einen Nachfolger? Nein, ich möchte ja auch noch nicht aufhören.“ Diese Liebe zum Ehrenamt, der Spaß am Engagement für die Stadtgesellschaft und andere Menschen zog sich am Samstagvormittag durch die gesamte Verleihung auf der Kulturbühne - es war in jeder Rede zu spüren, dass die geehrten Menschen ihr Herz für die Aufgabe geben. Und das war es auch, was Bürgermeister Michael Meyer-Hermann hervorhob, ehe der Bürgerpreis in vier Kategorien verliehen wurde: &bdquo;Wir leben in unsicheren Zeiten mit kriegerischen Auseinandersetzungen, einem Erstarken rechter Kräfte. Der Ton wird rauer.“ Doch wenn er durch Versmold gehe, erlebe er Zusammenhalt: &bdquo;Hier hat man die Menschen noch im Blick.“ Meyer-Hermann erinnerte in seiner Rede daran, was die Preisträger vorlebten: &bdquo;Nur wer selbst für eine Sache brennt, kann auch das Feuer in anderen entfachen.“ Marianne Kampwerth - Preisträgerin für ihr Lebenswerk Dafür dürfte Marianne Kampwerth wohl das beste Beispiel sein. Es brauchte gleich zwei Laudatoren, um das vielfältige Engagement der Oesterwegerin einzufangen. CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Wesolowski stellte die langjährige Mitstreiterin ebenso vor wie Anja Pelster-Strupat, die mit ihr im Stadtsportverband zusammenarbeitet. Es gelte, eine &bdquo;Tausendsassarin“ zu ehren, wie Wesolowski launig erklärte: &bdquo;Wenn in der Stadt jemand &bdquo;Engagement“ sagt, dann antwortet jemand aus dem Hintergrund &bdquo;Marianne ist schon unterwegs“. Und das Spektrum ist so breit.“ Engagement für die Stadt: Junges Gründer-Paar setzt Herzensprojekt um Da hatte er wohl recht: Mitglied in Stadtrat und Kreistag, Bürgerstiftung, DRK-Mittagstisch, Stadtsportverband mit Sommersportcamp und Sportabzeichen, Feuerwehrlauf in Oesterweg oder Jugendwartin beim Sportkegeln - Marianne Kampwerth widmet ihr Leben dem Ehrenamt. &bdquo;Pragmatismus gepaart mit Herzenswärme - das bist du“, lobte Pelster-Strupat. Marianne Kampwerth reagierte in ihrer Dankesrede herrlich herzlich und unprätentiös: &bdquo;Mein Mott ist: einfach machen. Und wenn man es nicht gerne macht, dann macht man es nicht gut.“ Ohne ihre Familie sei sie dabei indes in jeder Hinsicht aufgeschmissen: &bdquo;Vor allem beim Auto beladen brauche ich immer Hilfe.“ LeseRatten - Preisträger &bdquo;Ehrenamtliches Engagement für Kinder“ Auch die zahlreich anwesenden und fröhlichen &bdquo;LeseRatten“ benötigten gleich zwei Laudatorinnen - weil es in diesem Fall auch zwei konkrete Projekte zu würdigen galt. Einmal das &bdquo;klassische“, schon seit 20 Jahren erfolgreiche Projekt in der Stadtbibliothek: &bdquo;Ihr tragt maßgeblich dazu bei, dass Kinder in unserer Stadt die Freude am Lesen entdecken und Bücher lieben lernen. Ihr habt unzählige Bücherseiten zum Leben erweckt“, sagt Bibliotheksleiterin Christa Brüning an die Lesepatinnen gewandt, die seit vielen Jahren mit Kindern in der Bücherei lesen, malen, basteln und spielen. Nicole Jakob von der SG Oesterweg steuerte den zweiten Teil der Laudatio bei - er drehte sich um das Projekt &bdquo;sportliche LeseRatten“. Hierbei werden nicht nur spannende Geschichten vorgelesen, sondern anschließend sportliche Übungen absolviert, die auf den Inhalt der Geschichte abgestimmt sind. &bdquo;Dieses Engagement zeigt, dass ein Sportverein mehr sein kann als ein Ort für Training und Wettkampf - nämlich ein Ort für Bildung, Teilhabe und Gemeinschaft“, so Jakob. Hans Reinert - Preisträger für sein Lebenswerk Es ist dieser verschmitzte Witz, der Hans Reinert immer noch auszeichnet, und der ihm die Herzen der Menschen sichert. Als er die Bühne erklommen hatte, um für sein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden, machte ihm seine kleine Einleitung sichtlich Freude: &bdquo;Ich hatte Post von der Stadt - und hoffte schon, dass es kein Steuerbescheid war. Ich habe schon mit viel in meinem Leben kalkuliert, aber nicht mit der Verleihung des Bürgerpreises.“ Zudem durfte ihm zuvor sein langjähriger Freund und Weggefährte Lothar Hogreve gratulieren: &bdquo;Wir kennen uns schon 75 Jahre - es begann auf dem Tennisplatz bei Froböse. Wir waren beide Balljungen und erhielten 20 Pfennig pro Stunde - klingt wenig, aber es gab dafür zwei Bällchen Eis bei Ernst Wippermann.“ Beeindruckender Lebensweg: Hans Reinert blickt zurück Reinerts Geschichte als erfolgreicher Fleischwarenunternehmer könnte allein eine Verleihung füllen, doch es ging an diesem Vormittag um sein Engagement als Stifter. Mit der Hans-Reinert-Stiftung, die er mittlerweile in die Bürgerstiftung integriert hat, engagiert er sich für den Versmolder Stadtpark - mit bis heute 350.000 Euro für mehr als 100 Projekte. &bdquo;Der damalige Bürgermeister Fritz Holtkamp und Ulla Schrewe waren bei der Gründung meine Mitstreiter. Ich kenne übrigens niemanden, der wie Ulla Schrewe alles kennt, was irgendwo aus dem Boden kommt“, scherzte Reinert und blickte dann auf den Stadtpark als einen Ort seiner Kindheit: &bdquo;Er hatte kein gutes Image. Da dachten wir uns: Jetzt erst recht.“ Heute erlebe er viel Schönes, wenn er durch Versmolds grüne Lunge streife: &bdquo;Ich war vor Kurzem eine Stunde am Spielplatz, da waren 30 verschiedene Kinder da. Dieser Park ist gerade in Zeiten des Klimawandels nützlich für uns - wir atmen gute Luft.“ Heimatverein Versmold - Preisträger &bdquo;Gemeinsam sind wir stark“ Tief in die Metaphern-Kiste griff Bürgermeister Michael Meyer-Hermann in seiner Rede zum Heimatverein Versmold und seinen Aufbau eines Museumsdorfes mit vielen Themenwelten an der Speckstraße. Denn er nahm Anleihen beim legendären Kinofilm &bdquo;Zurück in die Zukunft“, verglich das Museum mit einer Zeitmaschine - und benannte schließlich einen &bdquo;verrückten Professor im besten Sinne“ - Karl-Heinz Niebrügge. &bdquo;Du bis stets der Visionär gewesen, der immer wieder neue Ideen für weitere Gebäude und Ausstellungen hatte.“ Niebrügge enterte dann mit 20 Mitstreitern die Bühne und sagte voller Stolz: &bdquo;Das sind nicht die Hälfte unsere 50 Ehrenamtlichen.“ Es werde in der modernen Gesellschaft viel über Einsamkeit geredet: &bdquo;Wer zu uns kommt, der muss nicht alleine sein.“ Stimmt. Und auf der Kulturbühne wurde es anschließend richtig voll, weil sich alle Preisträger noch ins Goldene Buch der Stadt Versmold eintrugen: Ihren Anteil am Zusammenhalt in der Stadt hatten sie auch schon vor dieser Unterschrift. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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