„Papa, du schaffst das“: Versmolder Einzelhändler rettet Frau in Bielefeld

Versmold/Bielefeld. Plötzlich hört Wassili Krause Sirenen. &bdquo;Wir haben uns anfangs nichts dabei gedacht. Was sollte hier schon passieren?“ Und dann kippt die Stimmung beim ruhigen Sonntagsausflug an den Bielefelder Obersee schlagartig. Der Versmolder Geschäftsmann handelt sofort. Eine Frau treibt leblos auf dem Wasser. Etliche Menschen haben sich auf einem Steg versammelt. &bdquo;Wir waren als Familie unterwegs und wollten natürlich wissen, was dort los ist.“ Dass dort ein Mensch im Wasser liegt, damit hatte Wassili Krause nicht gerechnet. &bdquo;Ich habe nicht verstanden, warum niemand sonst etwas gemacht hat. Die Leute haben alle nur gezeigt, wo der Körper liegt.“ Der Versmolder handelt dagegen sofort. Der 35-Jährige zieht seine Hose aus, gibt Wertsachen wie Handy und Portemonnaie seiner Frau und bahnt sich seinen Weg zu der Person. &bdquo;Ich habe direkt gesehen, dass ein Sanitäter von der anderen Seite los ist“, sagt Krause. Aber der Weg von dem Steg aus ist kürzer. &bdquo;Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich dort hin.“ Körper des Versmolder Geschäftsmanns angespannt Der Körper des Versmolders steht unter Adrenalin, wie er sagt. Die Anstrengungen bemerkt er kaum. &bdquo;Es war richtig schwierig, die Frau an Land zu ziehen“, beschreibt der Familienvater. Obwohl er nur ein T-Shirt trägt, zieht ihn die Kleidung herunter, macht die Fortbewegung im Seewasser schwierig. &bdquo;Der Sanitäter hat meinen vollen Respekt. Er hatte deutlich mehr Kleidung an“, sagt der Retter. Wassili Krause ist kein geübter Schwimmer, wächst in der Situation über sich hinaus. Krause bekam zuvor zusätzliche Motivation. &bdquo;Mein Sohn hat mich gefragt, was dort los ist“, sagt der Einzelhändler. Als er dem Siebenjährigen kurz die Situation erklärte, sagte dieser: &bdquo;Papa, du schaffst das.“ Die Worte des Jungen bleiben Wassili Krause im Gedächtnis. Erst, als der Versmolder wieder an Land ist, realisieren er und seine Familie, was dort eigentlich gerade passiert ist. Ein zweiter Krankenwagen rückt an, dessen Insassen Wassili Krause untersuchen. Er bekommt Kopfschmerzen. &bdquo;Das passiert, wenn das Adrenalin herunter geht“, sagt er. Das erklären ihm die Rettungskräfte. Dem Versmolder geht es gut. Seine Tochter (4) beginnt zu weinen, seine Frau steht kurz unter Schock. Von allen Seiten bekommt der Lebensretter viel Lob. &bdquo;Das Verhalten war sehr mutig und vorbildlich“, sagt Bielefelds Polizeisprecherin Sarah Siedschlag auf HK-Anfrage. Sie kritisiert das Verhalten einiger Schaulustiger, die sich im Ufer-Bereich aufhalten. Allerdings ordnet sie ein: &bdquo;Man kann natürlich von niemandem verlangen, in einen See zu springen. Das ist eine enorme Herausforderung. Aber man sollte zumindest einen Notruf absetzen.“ Denn schnelle Hilfe ist gerade bei Situationen im Wasser das A und O. &bdquo;Deshalb sind wir um jeden dankbar, der so mutig handelt.“ Ausflug nach Bielefeld endet für Versmolder emotional Für Wassili Krause ist das selbstverständlich. &bdquo;Ich würde es sofort wieder tun“, sagt er. Auch die vielen Reaktionen, die er in seinem Laden in Versmold bekommen hat, bestärken ihn. Die Ereignisse vom Sonntag sprechen sich rum wie ein Lauffeuer. &bdquo;Ich habe etliche Nachrichten auf das Firmen-Handy bekommen.“ Auch zwei Tage nach dem Vorfall melden sich am Dienstag (3. Juni) immer noch viele Menschen, die ihm zusprechen. Auch Kunden. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von OBERSEE MAGAZIN StorysEventsNews (@bielefelder_obersee) Denn Wassili Krause ist in Versmold durch seinen Kfz-Teilehandel an der Münsterstraße bekannt. Er entschloss sich einst selbst, das Geschäft aufgrund eines Schicksalsschlages von seinem Vorgänger zu übernehmen. Nach seinem Abschluss an der CJD-Hauptschule in Versmold absolvierte Krause zunächst eine Ausbildung im Heizungs- und Sanitärbau. Ein Knochenjob, wie er sagt. Das hatte Folgen: 2013 erlitt Krause einen Bandscheibenvorfall und fing an, umzudenken. Er gab seinen Beruf auf, versuchte sich an mehreren Stellen. Etwas später, 2018, bekamen er und sein Bruder Alexander die Chance, das Geschäft zu übernehmen. Ein guter Schritt: &bdquo;Man ist sein eigener Chef und niemand sagt, was man tun und lassen soll.“ Der Sprung in die Selbstständigkeit bedeutete für Wassili Krause gute Vereinbarkeit mit seinem Familienleben – und damit auch schöne Ausflüge am Wochenende. Doch so aufregend, dramatisch und spektakulär sollte dann doch nicht jede Fahrt ins Grüne werden. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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