Happy Birthday: Legendäre Versmolder Wirtin wird 90 Jahre alt

Versmold. Sie ist ein Urgestein, fast schon eine Legende. Agnes Fenske kam am 10. September 1934 in Oesterweg zur Welt. Nach einem Schlaganfall vor gut fünf Jahren verlor die beliebte Seniorin ihre Sprache, aber ihr herzliches Lächeln hat sie noch immer. Agnes Fenske lebt seitdem im Katharina-von-Bora-Haus und auch dort hat sie mit ihrer einzigartigen Art alle um sich herum um den Finger gewickelt. Die alte Dame hat viel erlebt und kann auf ein Leben zum einen voller Freude, aber auch mit Schicksalsschlägen blicken. &bdquo;Sie ist ein großes Vorbild für uns alle“, sagt ihre Tochter Mona Fenske-Andic, die sie gemeinsam mit ihrer Schwester Gudrun und Tochter Joelina oft besucht im KvBH. &bdquo;Mama war 45 Jahre mit Herz und Seele Wirtin, obwohl sie eigentlich einen ganz anderen Beruf, nämlich Schneiderin, gelernt hat“, erzählt Tochter Mona und fügt an, sie habe gerne im Frauenchor gesungen und Kleider für alle genäht. Legendäre Frikadellen, Koteletts und Schnitzeltöpfe Agnes Fenske ist in Oesterweg geboren, genauer gesagt im Entenort. Übrigens ganz in der Nähe, wo heute ihre Enkelin Joelina wohnt. Bei einem Sportlerball verliebte sie sich in den Müllermeister Kurt. Sie heiraten 1954, da war Agnes 20 Jahre alt und damals noch nicht volljährig, so dass die Eltern ihre Zustimmung geben mussten. Zunächst lebten die beiden in einer Mühle in Langenholzhausen, kehrten aber, weil Agnes, die gebürtig Vorderbrügge hieß, Oesterweg so sehr vermisste, schon nach sechs Monaten wieder zurück in den geliebten Heimatort. Zunächst wieder in eine Mühle, aber dann änderte sich der Plan. Mitte der 1960er-Jahre eröffnete das junge Paar schließlich ein Gasthaus in der Apfelstraße. &bdquo;Mama hatte null Ahnung von der Gastronomie und verbrannte oder verkochte anfangs einiges, das auf der Speisekarte stand, aber nach und nach wurden ihre Gerichte schon fast legendär“, erinnert Tochter Gudrun und ergänzt, Agnes’ selbst gemachte Frikadellen, Koteletts, Schnitzeltöpfe und der berühmte Akrobatenpudding waren bis über die Grenzen berühmt. &bdquo;Die werden bis heute überregional gelobt“, weiß Mona Fenske-Andic zu berichten. Nationale Wettkämpfe auf acht Bundeskegelbahnen Anfang der 1970er wollten die Gastronomen sich schließlich vergrößern und kauften den damaligen Hof Potthoff in der Obernstraße. Dort errichteten Agnes und Kurt nicht nur ein A&O Lebensmittelgeschäft und eine Gastwirtschaft, sondern auch insgesamt acht Bundeskegelbahnen, auf denen neben dem Hobbykegeln auch regelmäßig nationale Wettkämpfe, wie Stadt-, Bezirks-, Gau- und Westdeutsche Meisterschaft stattfanden. Agnes Fenske stand von Anfang an hinter den Plänen ihres Mannes und war eine Vollblutwirtin nach dem Motto &bdquo;Du musst mit den Wölfen heulen“, auch wenn die Nächte oft noch so kurz waren. &bdquo;Die Kneipe war ihr Leben“, bemerkt die Tochter und schaut zu ihrer Mutter, die lächelnd nickt. Zum Thema: Lesen ist ihre Leidenschaft: Doch heute kommt diese Versmolderin nicht dazu Dann folgte der erste Schicksalsschlag. Ihr Ehemann starb vor knapp 30 Jahren an einem Herzinfarkt. Nun stand die Witwe ganz alleine da. Nach einer kurzen, aber schmerzhaften Trauerphase nahm sie das Ruder mit Unterstützung ihrer Tochter Mona in die Hand und machte weiter mit der Gastwirtschaft. Bis sie 2012 mit 78 Jahren schweren Herzens verkaufen musste. &bdquo;Die Kegelbahnen waren in die Jahre gekommen, es lohnte sich einfach nicht mehr“, erinnert Mona Fenske-Andic sich. Seit einem Beinbruch 2016 ist Agnes Fenske auf den Rollstuhl angewiesen. Ein weiterer Schicksalsschlag 2019: Schlaganfall Beide Töchter erinnern sich an schwere Zeiten: &bdquo;Nach Mamas Schlaganfall 2019 sah es überhaupt nicht gut aus mit ihr, aber sie kämpfte sich, trotz hohen Alters, Schritt für Schritt ins Leben zurück, denn aufgeben ist für Mama bis heute keine Option.“ Die ehemalige Geschäftsfrau legt nach wie vor viel Wert auf ihr Äußeres. Einmal in der Woche werden ihre Haare gemacht und das Outfit ist stets mit einem farblich passenden Halstuch abgerundet. Auch beim Fototermin hat die sympathische alte Dame ein wenig Maske-Up und ein schickes blaues Tuch gewählt. Gekegelt hat Agnes Fenske, obwohl sie acht Kegelbahnen besaß, übrigens nie, aber nun im hohen Alter hat sie Gefallen daran gefunden. Jeden Samstag findet im Saal des Pflegeheims ein Wettkegeln auf einer hölzernen Tischkegelbahn statt, woran sie stets teilnimmt und immer viel Spaß hat.

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