Was macht eigentlich ein Greenkeeper? Versmolder räumt mit Vorurteilen auf

Versmold. Der Golfclub Schultenhof im Versmolder Ortsteil Peckeloh sucht händeringend Unterstützung. Das riesige Gelände muss gepflegt werden. Daher müssen Greenkeeper her. Ein langweiliger Job, bei dem es doch nur ums Rasenmähen geht? Golf-Betriebswirt Thorsten Hartmann räumt mit einigen Vorurteilen auf. Greenkeeper mähen doch eh nur Rasen Klar, die Rasenpflege ist ein wichtiger Bestandteil auf einem Golfplatz. Das ist allerdings eine komplexe Angelegenheit. &bdquo;Wir haben Flächen, die wir einmal in der Woche, einmal am Tag, einmal im Monat oder sogar nur einmal im Jahr mähen“, erklärt Hartmann. Besonders intensiv werden die Stellen rund um die Löcher bewirtschaftet. Das ist Präzisionsarbeit. Rund 1,2 Hektar der insgesamt 72 Hektar Fläche auf dem Golfplatz werden so unterhalten. Dafür gibt es spezielle Rasenmäher. Greenkeeper fischen Golfbälle aus Teichen Das ist wohl die Horror-Vorstellung von Golfern: Nach einem guten Abschlag landet der Ball im Teich. Dann ist er weg. &bdquo;Der Golfer muss einen Verlust von zwei bis fünf Euro hinnehmen“, sagt Hartmann scherzhaft. Den Greenkeeper rufen, der dann die Spielgeräte rausfischt? Fehlanzeige. &bdquo;Dafür gibt es spezielle Golfball-Taucher, die einmal im Jahr kommen.“ Greenkeeper ist ein einfacher Beruf Auch mit diesem Vorurteil räumt Thorsten Hartmann auf. Denn der Beruf bietet sogar Aufstiegsmöglichkeiten. Wer Head-Greenkeeper werden möchte, also der Chef auf dem Golf-Grün, durchläuft eine siebenjährige Ausbildung. &bdquo;Das ist wie ein Studium“, so Hartmann. Es gibt sogar einen Berufsverband, der regelmäßig Fortbildungen organisiert und dem Fachkräftemangel entgegenwirken möchte. Denn der ist enorm. Allein in Peckeloh fehlen derzeit mindestens zwei Greenkeeper. Den Job will doch eh keiner machen Ja, der Fachkräftemangel ist riesig. Einer der Gründe dafür sind die Verdienstmöglichkeiten. Auf den Golfplätzen lässt sich deutlich weniger verdienen als beispielsweise im Garten- und Landschaftsbau. Aber es gibt Hoffnung: Ein junger Mann engagiert sich in Peckeloh. Malte Sarbeck (20) stieß beim Schülerpraktikum als 15-Jähriger zum Golfclub. &bdquo;Der Job macht viel Spaß“, sagt er. Dennoch entschied er sich für &bdquo;GaLa“-Bau. Aus finanziellen Gründen. Auf dem Golfplatz arbeitet er dennoch als Aushilfe. Golfplätze zerstören Naturräume Dem widerspricht Thorsten Hartmann vehement. &bdquo;Wir bewirtschaften maximal 20 Prozent unserer Fläche intensiv“, sagt er. Innerhalb des Areals haben er und seine Kollegen kleine biotop-ähnliche Zonen angelegt. In und an den sechs Teichen findet die Tierwelt Rückzugsmöglichkeiten. Große Teile der Grasflächen werden nicht oder nur sehr selten gemäht. Blühwiesen, Wälder und Gräben bilden wertvolle biologische Räume. Die Greenkeeper in Peckeloh arbeiten mit der biologischen Station und Imkern zusammen. Dünger kommt nur so viel wie nötig zum Einsatz. Bewässert werden nur die bewirtschafteten Flächen, man hat den Wasserverbrauch massiv gesenkt und bleibt weit unter genehmigten Mengen. &bdquo;Wenn wir morgens hier her kommen, sehen wir viele heimische Tiere“, sagt Hartmann. Dass der Platz allerdings in vielen Bereichen so naturnah ist, forderte bei den Nutzern ein Umdenken. &bdquo;Wir räumen jetzt nicht mehr so viel auf. Anfangs gab es dafür nicht bei allen Verständnis“, weiß der Greenkeeper. Es sei ein Umdenkprozess gewesen. Golf ist nur etwas für Reiche Zugegeben, etwas teurer als der Beitrag im Sportverein ist eine Mitgliedschaft im Golfclub schon. Sie beträgt für erwachsene Vollzahler 95 Euro im Monat. Dafür bekommen die Nutzer aber jede Menge Entschleunigung, wenn sie auf dem Naturgrün unterwegs sind. Die Golfer sind mitten in der Idylle unterwegs und leisten mit ihrer Zahlung einen Beitrag zum Landschafts- und Naturschutz. Trotzdem leidet der Club unter enormem Mitgliedermangel. &bdquo;Etwa 20 Prozent unserer Mitglieder sind über 80“, sagt Thorsten Hartmann. &bdquo;Wir haben verpasst, Golf als Breitensport zu etablieren“, nennt er ein Problem der gesamten Branche. In England sei das deutlich besser gelungen. Doch auch für den Peckeloher Club gibt es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Hoffnung. Wenn sich jetzt noch ein oder zwei Greenkeeper finden, könnte auch die Platzpflege besser gewuppt werden.

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