XL-Projekt in Versmolds Nachbarschaft erhitzt die Gemüter

Versmold/Dissen. Dieses Projekt könnte die Landschaft in Versmolds Ortsteil Bockhorst verändern: Die Stadt Dissen plant eine gigantische Freiflächen-Photovoltaik-Anlage (FFPVA) direkt an der Landesgrenze zu NRW. Während die Gemüter in Dissen-Aschen toben, scheint die Grenze zu Niedersachsen eine Informations-Barriere zu sein. Die Ausgangslage: Der Planungs- und Bauausschuss der Stadt Dissen ebnete in seiner Sitzung am 6. Februar mit sechs Ja- und drei Neinstimmen den Weg für eine elf Hektar große FFPVA im Gebiet Landsherenheide im Ortsteil Aschen. Vorbehaltlich, der Stadtrat stimmt am 26. Februar ebenfalls dafür. Das Gebiet grenzt direkt an Bockhorst. Es liegt - in Richtung Bad Rothenfelde fahrend - links von der Frankfurter Straße (Dissener Straße in Bockhorst) auf Feldern zwischen der Grenze und dem Unternehmen, das Feuertonnen herstellt. Der Ortsteil Aschen ist der südöstlichste Ausläufer der Stadt Dissen. Der Acker dort hat nur wenige Biowertpunkte und ist damit nur eingeschränkt landwirtschaftlich nutzbar. Die Felder südlich der Frankfurter Straße hält die Verwaltung Dissens für geeignet, um dort eine FFPVA zu installieren. Eine andere Möglichkeit im Stadtgebiet gäbe es auf einem Streifen nahe der A33. Doch in einer Sitzungsvorlage des Dissener Stadtrates heißt es: &bdquo;Größere Flächenverbünde mit niedrigen Bodenzahlen finden sich jedoch nur ganz im Süden von Aschen, südlich der Frankfurter Straße.“ Größter Flächeneigentümer ist ein ortsansässiger Landwirt, der aufgrund der Bodenverhältnisse ein hohes wirtschaftliches Interesse an einer Nutzung mit Solarenergie hat. Pläne in Versmolds Nachbarschaft weit fortgeschritten Die Pläne sind schon weit fortgeschritten. Erstmals kamen sie Ende 2022 auf; Ende 2023 wurde das Interesse konkretisiert. Die Solarparc GmbH aus Alfter beantragte eine erforderliche Aufstellung des Bebauungsplanes im besagten Gebiet. Notwendig ist ebenso eine Flächennutzungsplanänderung. Das Planungsbüro Eyedexe GmbH aus Kassel soll im Auftrag von Solarparc das Projekt entwickeln. Mit dem Flächeneigentümern sei eine &bdquo;grundsätzliche Einigung über die Verpachtung der vorgesehenen Flächen erzielt worden“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Gegen diese Pläne laufen einige Anwohner Sturm. Sie haben an der Frankfurter Straße Transparente angebracht. Bei einem Ortstermin machen sie ihrem Ärger Luft. Unter ihnen: Meike Krüger. Sie sitzt für die CDU im Dissener Stadtrat und wohnt unmittelbar an der Fläche. &bdquo;Wir haben viel Verständnis dafür, dass Landwirte mit Photovoltaik viel Geld verdienen können oder müssen“, sagt die Kommunalpolitikerin. &bdquo;Aber diese Grünflächen haben enorme Wichtigkeit für die Biodiversität. Wir halten es für falsch, hier so ein Projekt umzusetzen.“ Das konkretisiert Lutz Meyer zu Drewer, der das Treffen zwischen Medienvertretern und den rund 20 Anwohnern in einer Scheune moderiert. Der passionierte Jäger und örtliche Hegeringleiter verweist auf zahlreiche gefährdete Arten. Auf den Grünflächen kommen Rebhuhn, Kiebitz und sogar Feldhamster vor. Diese Arten würden verschwinden, wenn das Projekt umgesetzt werden würde. Landesgrenze ist Informations-Barriere Die Anwohner bemängeln zudem das Vorgehen von Stadt und den Flächenbesitzern. Es habe durchaus Aufeinandertreffen von Befürwortern und Gegnern gegeben, doch die Fronten seien verhärtet. Die Menschen aus Aschen wollen &bdquo;ihr“ Natur-Refugium erhalten. &bdquo;Ich genieße die Natur einfach“, sagt Natascha Schäfer. Sie war bei einem Ortstermin einer ähnlichen Anlage im benachbarten Bad Rothenfelde dabei. &bdquo;Der Park in Bad Rothenfelde zeigt deutlich die Folgen für die Tierwelt. Dort ist für sie kein Durchkommen mehr.“ Auch für Informationen scheint es kaum ein Durchkommen zu geben - zumindest über die Landesgrenze. &bdquo;Ich habe nur die Aufsteller an der Straße Richtung Bad Rothenfelde gesehen“, sagt Henning Rattenholl. Weitere Kenntnisse über den Stand der Dinge hat der Vorsitzende des rührigen Bockhorster Heimatvereins noch nicht. Die Stadtverwaltung aus Versmold, so erläutert Meike Krüger, müsse erst offiziell informiert werden, sobald ein Ratsbeschluss aus Dissen in die Umsetzung gehen solle. Versmold macht sich auf den Weg Derweil kommt auch in Versmold Bewegung in Sachen FFPVA. Wie berichtet soll neben dem neuen Sportplatz am Wiedenfeld in Peckeloh auf einem etwa zwei Hektar großen Areal eine Anlage entstehen. Das Bauleitverfahren dafür läuft. Grundsätzlich kommt das Thema verstärkt im Rathaus auf den Tisch. Wie Nadine Tollning aus der Verwaltung erklärte, gebe es vermehrt Nachfragen aus der Landwirtschaft, die PV auf einem Feld oder einer Wiese realisieren möchten. Die Stadt rechnet mit weiterhin steigendem Interesse und reagiert auf diese Entwicklung. Der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung entschied am Mittwoch (7. Februar), dass zur Steuerung von FFPVA im Außenbereich ein Kriterienkatalog aufgestellt werden soll. Dieser soll dann bei Anfragen als Leitfaden dienen, wo in welcher Größenordnung und unter welchen Voraussetzungen was möglich sein wird.

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