Bald ohne das Bielefelder Tierheim: Das passiert mit Versmolds Fundkatzen

Versmold. Eine Verdopplung des jährlichen Beitrages, das ist den Verantwortlichen im Versmolder Rathaus zu viel. Sie gehen deshalb künftig bei der Versorgung von Fundkatzen neue Wege. "Wir werden den Vertrag mit dem Tierschutzverein Bielefeld nicht verlängern", informierte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann neulich auf Nachfrage der Politik im Haupt-, Finanz- und Digitalausschuss. Hintergrund war ein Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die Zahlen und Daten zum Thema Kastrations- und Kennzeichnungspflicht angefordert hatte. Seit vielen Jahren ist die Stadt Versmold Vertragspartnerin der Bielefelder Tierschützer. Bei Fundhunden arbeitet man mit der örtlichen Tierpension Fifficats zusammen - in der Regel werden die Vierbeiner zeitnah dort von ihren Besitzern wieder abgeholt. Anders bei vielen Fundkatzen, die kein Zuhause haben oder dort nicht mehr gewollt sind. Das Tierheim an der Kampstraße nimmt Fundkatzen aus der Fleischstadt auf und kümmert sich - in Person der Ehrenamtlichen Martina Auhage - auch darüber hinaus um das Wohl vieler Streunerkatzen in der Stadt. Dieses Jahr macht vor allem die Flut an Katzenkindern Probleme. Früher wurde dafür ein Betrag pro Tier bezahlt, seit einigen Jahren eine jährliche Pauschale unabhängig von der Zahl der Fundkatzen. Der Tierschutzverein begründete diesen Schritt mit Betriebs- und Personalkosten, für die man dauerhaft aufkommen müsse und die allein durch Spenden und Mitgliedsgelder nicht zu stemmen seien. Es braucht verlässliche Einnahmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Erst recht in Zeiten steigender Kosten sowie vieler Tiere. Deshalb wollte der Verein die Konditionen erneut anpassen, kündigte zum 31. Dezember 2023 den Vertrag mit Versmold und legte ein neues Angebot vor. Statt bisher etwa 22.000 Euro jährlich wäre die Summe auf mehr als 50.000 Euro gestiegen. Tierarztpraxis in Harsewinkel nimmt Fundtiere auf Aus Sicht der Verwaltung zu viel. "Eine erhebliche Mehrforderung bei einer überschaubaren Anzahl an Fundkatzen", ordnete Sven Rabaschus in der Sitzung ein. Künftig werden die Samtpfoten aus Versmold von der Tierarztpraxis Meyer-Wilmes in Harsewinkel aufgenommen, versorgt und - falls erforderlich - weitervermittelt. Pro Tier wird dann ein Betrag fällig. "Deutlich günstiger als bisher", so Rabaschus. Eine Lösung im Umkreis, die von anderen Kommunen wie Sassenberg ebenso genutzt werde. Versmold werde auf diese Weise mit dem Budget weiterhin auskommen. Helmut Tiekötter, Vorsitzender des Tierschutzvereins Bielefeld, bewertet die Situation etwas anders. Er saß erst vor kurzem zusammen mit Sven Rabaschus und Martina Auhage an einem Tisch. "Natürlich kostet es rein rechnerisch weniger", sagt er zur neuen Kooperation der Stadt mit der Harsewinkler Praxis. Es gehe ja nicht um hunderte Fundtiere pro Jahr. Dennoch: "Wir sehen immer das Gesamtpaket", erklärt er, warum eine Pro-Tier-Abrechnung für das Tierheim nicht tragbar wäre. "So funktioniert Tierschutz nicht. Wir müssen schließlich einen ganzen Apparat vorhalten." Die Bielefelder Tierschützer kümmerten sich beispielsweise um Fang- und Kastrationsaktionen wild lebender Katzen, um der unkontrollierten Vermehrung entgegenzuwirken. Das kostet Zeit, aber auch Geld. Martina Auhage ist seit Jahrzehnten erste Ansprechpartnerin, wenn irgendwo in Versmold eine Fundkatze auftaucht. Oft Tag und Nacht. Stadt Bielefeld gibt künftig dem Tierheim mehr Geld Das Ende des Vertrages bedeutet in letzter Konsequenz auch, dass damit aller Wahrscheinlichkeit nach Schluss sein wird. "Wenn sich die Stadt einer anderen Lösung bedient, ist das grundsätzlich in Ordnung", so Tiekötter. Allerdings hätten er und Martina Auhage nach dem Gespräch "kein richtig gutes Gefühl" mit der neuen Lösung. "Fakt ist, Frau Auhage macht das unter den neuen Bedingungen nicht weiter", sagt Helmut Tiekötter. Der Vorsitzende gibt sich deshalb weiterhin gesprächsbereit - im Sinne des Tierschutzes vor Ort. Was ihn freut: Für nächstes Wochenende haben sich Bündnis 90/Die Grünen aus Versmold zum Besuch im Tierheim angekündigt. Sie wollen sich selbst ein Bild von der Arbeit und der Lage machen. Finanziell sei der Wegfall der gut 20.000 Euro aus Versmold für den Verein "vertretbar", betont Tiekötter. Im Gegenzug habe man künftig weniger Tierarztrechnungen zu begleichen. Viel wichtiger: Mit Bielefeld als deutlich größtem Partner und Geldgeber sei man sich über neue Konditionen einig geworden. Und das sichere - zumindest vorerst - den Fortbestand des Tierheimes.

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