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Auf dem Weg in den Beruf: Diese Stücke entstehen in der Versmolder Werkbude

Seit fünf Jahren leistet der Verein einen wichtigen Schritt zur Integration junger Leute. Der Vorsitzende Peter Grimkowski hat alle Meilensteine miterlebt - und erinnert sich an besondere Fälle.

Bürgermeister Michael Meyer-Hermann (Mitte) gratulierte dem Team der Werkbude zum 5-jährigen Bestehen. Vor allem Peter Grimkowski brachte (links, vorne) brachte sich mit viel Engagement ein. Unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Rita. | © Andre Schneider

Andre Schneider
01.10.2023 | 01.10.2023, 16:52

Versmold. Peter Grimkowski musste sich erst einmal sammeln. Damit hatte er nicht gerechnet. Zum fünfjährigen Bestehen der Werkbude - seinem Herzensprojekt - waren viele Wegbegleiter gekommen, um zu gratulieren. Das gesamte Team der Anleiter und Vertreter der Stadt: Bürgermeister Michal Meyer-Hermann genauso wie Jan Darnauer und Kerstin Walter aus dem Haus der Familie. Sie alle würdigten Grimkowskis Engagement.

Der 75-Jährige fühlte sich mit so viel Aufsehen zwar nicht unwohl, gab aber zu: "Ich arbeite lieber selbst, als dass ich zuhöre." Vor allem seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Werkbude vielen jungen Menschen einen Schritt ins (Berufs-)Leben ermöglicht hat.

Die Werkbude ist eine Einrichtung der Stadt Versmold, die aber komplett ehrenamtlich vom gleichnamigen Verein geführt wird. Ihr ursprüngliches Ziel war es, Geflüchteten eine berufliche Perspektive zu geben, handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln und sie mit deutschen Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt vertraut zu machen. Seit dem Start vor fünf Jahren und dem Umzug an die Knetterhauser Straße hat sich aber jede Menge getan. Inzwischen bieten die Ehrenamtlichen Sprachkurse an und betreuen neben Zugezogenen auch junge Erwachsene, die nur schwierig im Erwerbsleben Fuß fassen. Die Räumlichkeiten sind mit allerlei Handwerksutensilien bestens ausgestattet.

Diese Erfolgsgeschichte bleibt hängen

Vor allem Peter Grimkowski hat in den vergangenen Jahren jede Menge Energie und Zeit investiert, um die Werkbude so richtig ins Rollen zu bringen. Der Ruhestand wurde für ihn zum "Unruhestand." "Ich war ohnehin ruhelos. Da ich früher eine Lehrwerkstatt geleitet habe, habe ich mich bei Jan Darnauer von der Stadt gemeldet", beschreibt er die Anfänge. Aus der flüchtigen Idee wurde ein erfolgreiches Projekt.

Peter Grimkowski ist Mitinitator und treibende Kraft in der Werkbude. Der Vorsitzende hat den Verein seit seiner Gründung begleitet. Seine Frau Rita hat ihn dabei stets unterstützt. - © Andre Schneider
Peter Grimkowski ist Mitinitator und treibende Kraft in der Werkbude. Der Vorsitzende hat den Verein seit seiner Gründung begleitet. Seine Frau Rita hat ihn dabei stets unterstützt. (© Andre Schneider)

"Viele, denen wir geholfen haben, grüßen uns auch heute noch auf der Straße", sagte Wolf Hollmann. Er engagiert sich im Bereich Sprache und hat die kleine Feierstunde organisiert. Tatsächlich erinnert sich auch Grimkowski an viele erfolgreiche Hilfen für Bedürftige. "Ein junger Mann hat in der Metallwerkstatt gearbeitet. Er stand dann vor dem Waschbecken und hat auf die Fliesen gezeigt", beschreibt der Enthusiast. Daraufhin stellte der Versmolder Kontakt zu einem befreundeten Fliesenleger her - es folgte eine Praktikumsstelle. Und mehr noch: Später absolvierte der Mann eine Ausbildung in einem anderen Betrieb und konnte erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden. "Das war so eine Erfahrung, bei der ich dachte: jawoll."

Aber nicht bei allen jungen Menschen, die in die Werkbude kommen, verläuft der Weg so erfolgreich. Auch das weiß der erste Vorsitzende des Vereins. "Es gibt viele, die ohne eine Perspektive kommen. Die können wir hier beschäftigen, aber in einem normalen Betrieb würden sie zu viel Betreuung brauchen. Das können die Firmen nicht leisten", sagt Grimkowski.

Einsatz der Werkbude lohnt sich

Trotzdem: Für einige lohnt es sich. Dabei sind nicht nur handwerkliche Fähigkeiten gefragt. Oft gehe es darum, den Menschen grundlegende Tugenden wie Pünktlichkeit zu vermitteln. Peter Grimkowski sieht in jedem Menschen Potenziale, die es zu nutzen und zu fördern gelte.

Dabei kommen durchaus ansehnliche Stücke, individuell gefertigt, heraus. Teilnehmer können in der Metallwerkstatt zum Beispiel einen Handystuhl oder Chips für Einkaufswagen basteln. Auch Vogelhäuser oder andere Holzgegenstände sind bereits entstanden.

Das alles dient dazu, um Menschen auf den richtigen Weg zu bringen. "Jeder Einzelne von ihnen ist es wert, dass wir so einen Aufwand betreiben", sagte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Die Stadt hat einiges in das Gebäude investiert. "Das ist zwar das eine, aber ohne das ehrenamtliche Engagement funktioniert es nicht."

Mitstreiter willkommen

Davon bringt Peter Grimkowski, manchmal auch zum Leidwesen seiner Frau Rita, eine ganze Menge auf. Auf etwa 20 Stunden die Woche beziffert er seinen Zeiteinsatz. So langsam denkt er darüber nach, kürzer zu treten. "Zum Ende des Geschäftsjahres möchte ich meinen Posten abgeben", kündigte er an. Zeitgleich bedankte er sich bei seinen Mitstreitern: "Eure Arbeit ist unerlässlich. Ohne euch geht es nicht."

Wer sich engagieren möchte, ist jederzeit willkommen. Handwerkliche Kenntnisse sind dabei nicht zwingend erforderlich. "Wir brauchen Leute, die mit Menschen umgehen können", sagt Grimkowski. Bei seinem Herzensprojekt hat er in den vergangenen fünf Jahren genau das bewiesen.

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So sieht es in der Versmolder Werkbude aus