Versmold wirbt mit Geld um fehlende Hausärzte und Hebammen: Hat das Erfolg?

Versmold. Der Mangel an Hebammen macht sich längst vor Ort bemerkbar. Ebenso ist spürbar, dass die Hausarztpraxen am Limit arbeiten. Anfang 2020 erstattete die Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KV) im Rathaus Bericht zur aktuellen Versorgungssituation und zur Perspektive. Versmold zählt zusammen mit Verl und Harsewinkel zum sogenannten Mittelbereich Gütersloh. Der Versorgungsgrad mit Hausärzten ist bezogen auf die Einwohnerzahl in Relation zur Ärztezahl unterdurchschnittlich. Viel mehr noch ist der hohe Altersschnitt der praktizierenden Mediziner ein Problem. &bdquo;In den nächsten Jahren gehen überproportional viele Ärzte in den Ruhestand", sagte seinerzeit Ansgar von der Osten von der KV zur Lage in der Region. Zur &bdquo;bedenklichen Altersstruktur" kommt das Problem, dass es zu wenig Nachwuchs gibt. Geld gibts nur, wer länger bleibt Die Stadt beschäftigt sich schon länger mit der Entwicklung und ist alarmiert. Bisherige Bestrebungen, über einen Investor ein Ärztehaus im Ort zu realisieren, scheiterten. Nun versucht man es mit finanziellen Anreizen. &bdquo;Es gibt erste Interessenten", heißt es auf Nachfrage des Haller Kreisblattes aus dem Rathaus. Konkrete Gespräche würden allerdings erst jetzt geführt. Ob der Vorstoß letztlich zum erhofften Erfolg führt, ist momentan ungewiss. Bei Stadtsprecherin Jennifer Oldach klingt zumindest Optimismus an: &bdquo;Vielleicht können wir in Kürze schon etwas Positives vermelden." Anfang dieses Jahr stellte Bürgermeister Michael Meyer-Hermann die Förderrichtlinien vor. Zweck ist &bdquo;die Sicherstellung der guten haus- und fachärztlichen Versorgung". Die Stadt bezuschusst Investitionskosten zu 50 Prozent bis zu maximal 35.000 Euro. Allgemeinmediziner und Fachärzte, die sich mit einer neuen Praxis niederlassen oder eine bestehende übernehmen wollen, können einen Antrag stellen, ebenso wie bestehende Gemeinschaftspraxen, die eine neue Zweigstelle schaffen oder Ärzte in Versmold anstellen möchten. Stadt steht mit Hausärzten und Hebammen in Kontakt Die Richtlinie ist am 1. März in Kraft getreten; die Antragstellung ist zunächst bis zum 15. Dezember 2021 befristet. Ergänzend zum Ärzte-Förderprogramm hat die Stadt wenig später eine Prämie für Hebammen auf den Weg gebracht. Auch hier können bis Mitte Dezember Anträge gestellt werden. Der einmalige Zuschuss in Höhe von 5.000 Euro kann für Betriebskosten oder Einrichtung einer Praxis verwendet werden. Beide Prämien sind gebunden an die Verpflichtung, für zehn beziehungsweise fünf Jahre mit dem Angebot im Ort zu bleiben. Sonst muss das Geld zurückgezahlt werden. Die Stadt steht nach eigenem Angaben sowohl mit Hausärzte als auch mit Hebammen in Kontakt. Während sie die Hebammen gezielt über Verbände und Schulen versucht hat, zu erreichen, wurde bei den Medizinern noch keine gezielte Werbung in Fachzeitungen oder Branchenportalen gemacht. Dennoch hat die Nachricht offenbar potenzielle Bewerber erreicht. Sollte es mehrere Interessenten um die Fördergelder geben, gilt das Prinzip &bdquo;Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Frist könnte verlängert werden Ob beide Programme bis Mitte Dezember zur Bewilligung führen, scheint fraglich. Es deutet sich an, dass die Stadt noch mal an der Frist schraubt. &bdquo;Wir planen, es für das nächste Jahr zu verlängern", so die Info von der Stadtverwaltung. Dann könnte gegebenenfalls erst 2022 zugegriffen werden. Dass allein ein finanzieller Zuschuss die medizinische Versorgung in der Stadt sichert, damit rechnet auch Bürgermeister Meyer-Hermann nicht. Schon heute gibt es die Zuschüsse von Land und KV – immerhin zusammen 100.000 Euro. &bdquo;Die Förderung kann nur ein Baustein sein", hatte der Verwaltungschef bei der Präsentation der Richtlinie gesagt. Versmolder Ärzte sehen ein attraktives Wohnumfeld und gute Verdienstmöglichkeiten für ihre Kollegen als entscheidend an. Die Hoffnung ruht zudem auf der Medizinischen Fakultät in Bielefeld, die den Ärztenachwuchs in die Region holt. Bis man von diesem Klebeeffekt profitieren kann, wird es allerdings noch mehrere Jahre dauern.

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