Versmold-Peckeloh. Vom strahlend blauen Himmel mit Sonnenschein über wabernde Nebelschwaden, tosende Gewitter, kräftige Regenschauer und stürmischen Wind bis hin zu dichtem Schneeflockentreiben – das Wetter hat viele Facetten. Modernste Satelliten sammeln Daten über das Geschehen in der Atmosphäre für Wetterstationen rund um den Globus. Doch auch die Auswertungen kleiner Meßorte spielen eine wichtige Rolle.
Und hier kommen ehrenamtlich agierende Hobby-Meteorologen wie Hans Künnemann ins Spiel. Der Großvater von elf Enkelkindern sammelt auf seinem Privatgrundstück Informationen über Niederschlagsmengen und übermittelt sie per Datenautobahn an den Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.
Hans Künnemann kennt alle Wetterlagen. Er gehört zu den Menschen, die morgens nach dem Aufstehen zuerst in den Himmel schauen. Die Witterung spielte während seiner Zeit als aktiver Landwirt bereits eine wichtige Rolle. Als Wetterfrosch ergänzt er seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten die moderne Satelliten-und Radartechnik mit Niederschlagsdaten von seinem Privatgrundstück.
„Unser Wetter wird bei Island gemacht“
Dafür steht in seinem Garten ein Edelstahlbehälter, der die Niederschlagsmenge auffängt, die einmal täglich früh morgens gemessen wird. „Die Schneehöhe messe ich auf einem Brett mit einem Zollstock. Ein Zentimeter entspricht einem Liter Wasser auf einem Quadratmeter“, erklärt der Wetterfrosch.

Für seine Mühen um das Wetter bedankte sich der DWD 2016 beim Hobby-Meteorologen für die 25-jährige ehrenamtliche Tätigkeit mit der Wetterdienstplakette des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Doch Künnemann interessieren nicht nur Wetteraufzeichnungen. Ihn beschäftigen auch Klimaveränderung und Wasserknappheit.
„Wir brauchen die Kraft der Sonne, die in Form von Sonnenstrahlen Leben möglich macht“, sagt Künnemann. Erste Aufzeichnungen von Wetterabläufen seien im 100-jährigen Kalender und in Bauernregeln zusammengefasst worden. Dazu kämen Daten vom Thermometer und Barometer. „Es waren aufbauende Säulen für den Wetterbericht“, sagt Künnemann und fügt hinzu: „Unser Wetter in Mitteleuropa wird bei Island gemacht. Dort trifft der Golfstrom auf den kalten Labradorstrom und es gibt große Reibereien. Westwinde schaufeln kühle und feuchte Meeresluft zu uns.“ Die Folge seien relativ milde Winter und kühle Sommer.
Sorgenfalten bekommt Künnemann beim Thema Wasser. „Wetterextreme werden zunehmen. Kommende Konflikte auf unserem Erdball werden sich ums Wasser drehen“ – davon ist er überzeugt. Seine Niederschlagsaufzeichnungen beweisen, dass das Frühjahr in den vergangenen drei Jahren zu trocken war. Besonders in diesem Jahr fielen in den Monaten April und Mai nur 11,9 und 17,9 Liter Regen auf den Quadratmeter. Auch der November blieb mit 28,0 Liter Wasser zu trocken. „In Peckeloh fällt oft weniger Regen als in Versmold, weil wir im Regenschatten des Teutos liegen. Gewitter mit Regenschauern ziehen am Teuto entlang, oder Ems und Lippe nehmen Einfluss. Leider nicht unsere kleine Hessel. Wir brauchen Pflanzen, die mit weniger Wasser auskommen und mit extremen Wetterlagen“, sagt der Wettermann. Und rät: „Auf Tomaten aus Spanien sollten wir verzichten. Dafür wird dort viel zu viel Wasser verbraucht.“
Für Hans Künnemann steht fest, er wird mindestens die nächsten 20 Jahre weiter Niederschlagsdaten für den DWD sammeln. Und liefert so seinen kleinen, aber wichtigen Beitrag für Wetterberichte, Gutachten von Versicherungen und Gerichte sowie für Landwirte, Kurbetriebe, Badeorte und viele mehr. Der morgendliche Blick gen Himmel wird für den Peckeloher also immer zum Start in den Tag gehören.