In Steinhagen wird die Rettung der insolventen Buchhandlung zur Chefsache

Steinhagen. Die erste Botschaft, die Steinhagens Bürgermeisterin Sarah Süß wichtig ist: &bdquo;Die Buchhandlung Lechtermann bleibt trotz des laufenden Insolvenzverfahrens erst mal geöffnet.“ Sie habe mit dem Geschäft im Schlichte-Carree nach Bekanntwerden der Insolvenz Kontakt aufgenommen. &bdquo;Da ist richtig viel los. Die Mitarbeiterinnen berichten mir von einer großen Solidarität in der Kundschaft.“ Die zweite Botschaft der Bürgermeisterin: &bdquo;Wir möchten, dass es weiterhin eine Buchhandlung in Steinhagen gibt.“ Zu diesem Zweck hat sie nicht nur das Gespräch gesucht mit dem Team der Buchhandlung, sondern auch mit der Insolvenzverwalterin Birgit Pollmann, mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und mit dem Vermieter der Ladenfläche im Schlichte-Carree, dem Perus-Geschäftsführer Horst Neugebauer. &bdquo;Mir war wichtig, alle mit ins Boot zu holen, damit die Buchhandlung fortgeführt wird“, formuliert die Bürgermeisterin ihr Ziel. Von der Insolvenzverwalterin habe sie das positive Signal erhalten, dass es auch ihr darum gehe, das Geschäft nicht so schnell wie möglich abzuwickeln, sondern es zu erhalten. Das sei keineswegs selbstverständlich. Wie Bürgermeisterin Sarah Süß weiter mitteilt, gebe es bereits Interessenten, die sich die Fortführung der Buchhandlung in Steinhagen vorstellen können. Nähere Details dazu gab sie nicht bekannt. Nur so viel: Es soll sich um einen externen Interessenten und um jemanden aus der bisherigen Belegschaft handeln. Aktuell seien vier Personen in Teilzeit in dem Geschäft angestellt. Kreative Ideen für insolvente Buchhandlung in Steinhagen &bdquo;Wir haben einen Wirtschaftsförderer im Rathaus, der einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin mit all seinen Kenntnissen etwa zu möglichen Förderungen unterstützen würde“, versprach Sarah Süß. Außerdem würde die Gemeinde die kulturelle Zusammenarbeit mit der Buchhandlung verstärken. Auch das könne ein Baustein sein, um das Geschäft wirtschaftlich zu unterstützen. Lesen Sie auch: &bdquo;Ortscheck“: Steinhagener sind sehr glücklich und doch einmal Schlusslicht Horst Neugebauer ist Geschäftsführer der Perus GmbH & Co. KG, die das Schlichte-Carree, in der sich die Buchhandlung befindet, verwaltet. Zusammen mit Bürgermeisterin Sarah Süß hatte er am Donnerstag zum Pressegespräch eingeladen. &bdquo;Frau Lechtermann ist mit ihrer Buchhandlung neben der Firma Werbemittel Holick unsere langjährigste Mieterin. Sie ist eine Institution in Steinhagen; das Geschäft ist ihr Lebenswerk“, würdigt Horst Neugebauer die Buchhändlerin. Als Vermieter möchte auch er alles daran setzen, dass die Buchhandlung im Schlichte-Carree erhalten bleibt. Lesen Sie auch: Bekannte Buchhandlung in Steinhagen insolvent: Wie geht es weiter? Der Perus-Geschäftsführer benennt ein Problem, mit dem alle Buchhandlungen zu kämpfen hätten: In einer Buchhandlung sei durch die Buchpreisbindung die Marge vorgegeben und die Ertragskraft einer Verkaufsfläche entsprechend gering. Dadurch könne es zum Problem werden, genügend Umsatz zu erzielen, um Miete und Personal zu bezahlen. Horst Neugebauer kann sich darum vorstellen, das Sortiment künftig zu erweitern. &bdquo;Denkbar ist zum Beispiel ein Shop-in-Shop-System“, so der Immobilienfachmann. &bdquo;Kunden schätzen Vorteile des stationären Einzelhandels“ Seiner Einschätzung nach hat eine Buchhandlung in Steinhagen grundsätzlich eine Zukunft. &bdquo;Der stationäre Einzelhandel wird immer totgeredet. Das ärgert mich. Studien aus 2024 belegen vielmehr, dass der Online-Handel erstmals rückläufig ist“, sagt Horst Neugebauer. Diese Beobachtung sei allerdings branchenübergreifend und nicht speziell auf den Buchhandel bezogen worden. Was Neugebauer aber auf jeden Fall für die Buchbranche feststellt: &bdquo;Ein Geschäft im Ort ist eben mehr als die Befriedigung von Konsum. Das wird den Menschen nach und nach bewusst.“ Bürgermeisterin Sarah Süß fügt hinzu: &bdquo;Die Kunden wollen Beratung, Atmosphäre und einen Ort der Begegnung. Genau das kann eine Buchhandlung bieten.“ Geht es nach dem Perus-Chef, dann müsse es in der Immobilienbranche einen Perspektivenwechsel geben. &bdquo;Die Mieten für die Geschäfte im Erdgeschoss sind vielerorts drei- bis vierfach so hoch wie in den Geschossen darüber. Davon müssen wir wegkommen. Der Einzelhandel soll schließlich das schöne Gesicht einer Immobilie bleiben“, meint Horst Neugebauer. Im Steinhagener Schlichte-Carree würden die Geschäfte unten mit den Etagen darüber bereits weitgehend gleichgestellt. Lesen Sie auch: Eiskalte Schnäppchen in Steinhagen: Beliebter Discounter wieder geöffnet Um die Geschäfte im Schlichte-Carree zu halten, wäre der Vermieter auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen bereit. &bdquo;Denkbar ist zum Beispiel eine Verbindung der Läden untereinander. Das könnten wir durch Durchbrüche ermöglichen.“ Horst Neugebauer kündigte ferner an, dass das Gebäude demnächst energetisch saniert werde. Darüber hinaus werde die Terrasse vor der Bäckerei Rolf erneuert. Rolf hatte vor drei Jahren das Ladenlokal der Bäckerei Welpinghus übernommen und ist laut Horst Neugebauer zufrieden mit der Wahl seines Standortes in Steinhagen.

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