Video: Darum soll das Berghotel Quellental in Steinhagen ein Denkmal werden

Steinhagen. Geht man nach dem Gutachten, das Dr. David Gropp vom Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen erstellt hat, dann ist das Berghotel Quellental in Steinhagen so etwas wie ein begehbares Geschichtsbuch. Die Gaststätte zeige sehr deutlich die Bedürfnisse der Gesellschaft in verschiedenen Epochen seit 1900, schreibt Gropp in dem 16-seitigen Gutachten, das als Grundlage für die Unterschutzstellung des Gebäudes dient. Genau genommen handelt es sich um mehrere Gebäude, die nach und nach um einen Fachwerkbau von 1837 entstanden. Als Ursprung der späteren Gaststätte gilt der Bauernhof der Familie Linhorst, dessen Geschichte mehr als 600 Jahre zurückreicht. Der alte Torbalken über dem Wirtschaftstor des Fachwerkhauses weist auf die frühe Geschichte des Hofes hin. Anfang des 20. Jahrunderts habe sich der Bauernhof zum Ausflugslokal gewandelt, heißt es in dem Gutachten. Neben dem Fachwerkbau hält David Gropp den Kopfbau von 1908, den Anbau von 1928 und eine Erweiterung von 1948 für denkmalwürdig. Schließlich auch noch den Saalanbau von 1928/56. Auch die nördlich und südlich des Berghotels angelegten Terrassen zählen zum Denkmal. Besondere Erwähnung in dem Gutachten finden die Wasserbecken vor dem Gebäude. Sie zieren mehrere Pinguin-Figuren, die allerdings schon arg unter der Witterung gelitten haben. Schwimmbad-Ruine nicht Teil des Denkmals Was etwas verwundert: Die noch erhaltenen Reste des Schwimmbades, das sich früher hinter dem Hotel befand, gehört nicht zum Denkmal. Zugegebenermaßen ist vom alten Becken auch nicht wirklich viel erhalten. Erbaut wurde das Schwimmbad 1925. Es galt damals als Attraktion und war einer der Gründe, weshalb die Gäste zur sogenannten Sommerfrische nach Steinhagen strömten. Auch das zur Badeanstalt gehörende Umkleidegebäude ist vom Denkmal ausgeschlossen. &bdquo;Es war die Zeit der einsetzenden Naturverbundenheit und der Drang der Städter ins nahegelegene Umland“, heißt es in dem Gutachten. &bdquo;In der Folge geriet der bäuerliche Haupterwerb in den Hintergrundn und es entstand ein gastronomischer Nebenerwerb mit Übernachtungsmöglichkeiten.“ Gebäude bildet Zeit des Wirtschaftswunders ab 1928 wurde die Immobilie um einen Saal erweitert. Damit wurde das Berghotel Quellental auch vermehrt zum Ziel von Festgesellschaften. &bdquo;Möglich war das wohl auch durch die 1886 eröffnete Eisenbahnstrecke zwischen Osnabrück und Bielefeld, die unter anderem in Steinhagen einen Haltepunkt unterhielt“, heißt es in dem Gutachten. 20 Jahre später, 1948, erfolgte die Erweiterung der Gaststätte um verschiedene Gasträume, und das Berghotel Quellental erhielt einen neuen Eingangsbereich. Der Gebäudekomplex wurde unter einem Satteldach zusammengefasst. Unter dem Dach wurden Fremdenzimmer eingerichtet. Nach Einschätzung der Denkmalbehörde erlebte die Gaststätte zu dieser Zeit einen richtigen Boom. &bdquo;Unmittelbar nach der Währungsreform reichte der damalige Eigentümer Herbert Vollmer die Baupläne ein. Es scheint eine hervorragende Investition gewesen zu sein, und wenn man heute das Gebäude betritt, so meint man das bundesrepublikanische Wirtschaftswunder greifen zu können“, gerät David Gropp ins Schwärmen. Berghotel bekommt größeren Festsaal &bdquo;Mit dem Ausbau des Gastbetriebs werden 1951 acht Garagen gebaut. Sie dienen wohl den Gästen zum Unterstellen der wertvollen Pkw“, heißt es in dem Gutachten. 1954 kommen noch einmal zehn Garagen dazu. Beide Garagenanlagen gehören nicht zum Denkmalumfang. Im Jahr 1956 erfolgt erneut eine Erweiterung, indem der Festsaal vergrößert wird. Im Erdgeschoss bekommt die Gaststätte mehr Platz. Als letzte Baumaßnahme gilt ein Ausbau des Dachraums des alten Bauernhauses 1966. Damit ist der Endzustand des Steinhagener Berghotels erreicht. Bedeutend für Ortsgeschichte in Steinhagen Durch die vielen An- und Umbauten bildet das Berghotel Quellental laut dem Gutachter eine &bdquo;heterogene Einheit“. Hervorgehoben wird die &bdquo;wohnliche Atmosphäre“ der Gasträume. Erwähnung finden außerdem die durch Stuckleisten gerahmten Deckenspiegel und originalen Türen und Fenster. Ebenso die Parkettböden und Deckenleuchten. &bdquo;Man wollte den Krieg und die Folgen hinter sich lassen, die Tradition nur noch in Ansätzen spüren. Sie wich einer leichten Eleganz, die hier jedoch durch den traditionalistischen Stil der 1930er Jahre gebrochen wurde“, beschreibt Gropp die Einrichtung. &bdquo;Das Gebäudeensemble ist bedeutend für die Geschichte der Menschen“, heißt es abschließend. &bdquo;Für die Ortsgeschichte von Steinhagen und darüber hinaus für die Regionalgeschichte, da das Berghotel seit Anfang des 20. Jahrhunderts als bedeutendes Ausflugsziel für die Region diente.“ Ende April vergangenen Jahres schloss das Berghotel Quellental zum Bedauern vieler Freunde des Hauses seine Pforten. Diesen Donnerstag sollen die Mitglieder des Bauausschusses den Eintrag des Objekts in die Denkmalliste der Gemeinde Steinhagen beschließen. Wie es dann mit dem Kulthotel weitergeht, steht noch nicht fest. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Haller Kreisblatt (@haller_kreisblatt)

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