Frühlingsgefühle

Seltenes Naturschauspiel in Steinhagen: Das Blüh-Barometer schlägt aus

In dieser Woche ist es passiert. Das Blühbarometer zeigt Stufe drei an. Damit ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, den Jakobsberg in Steinhagen zu erklimmen.

Steinhagen gilt als nördlichstes Vorkommen des seltenen Leberblümchens. | © Frank Jasper

Frank Jasper
11.03.2025 | 11.03.2025, 10:15

Steinhagen-Amshausen. Wo lohnt sich jetzt ein Frühlings-Spaziergang? Im Steinhagener Ortsteil Amshausen auf jeden Fall. Denn seit einigen Tagen können Ausflügler dort ein seltenes Naturschauspiel besichtigen. Alles, was Sie dazu wissen müssen, erfahren Sie hier.

Seltenes Naturschauspiel

Amshausen gilt als nördlichstes Verbreitungsgebiet des Leberblümchens. Wegen des Massenvorkommens von rund einer Million dieser seltenen Waldpflanze wurde das Gebiet rund um den Jakobsberg 1941 unter Naturschutz gestellt. „Man muss schon bis zum Schloss Neuschwanstein reisen, um das nächste Leberblümchenvorkommen zu besichtigen“, weiß Walter Thomas. Er gehört zum Team der Steinhagener Stadtführer und bietet auch in diesem Jahr wieder Leberblümchen-Führungen an.

Startschuss für den Frühling

Das Leberblümchen gilt als Vorbote für den Frühling. Keine andere Pflanze reckt früher ihre violetten Blüten Richtung Sonne. Im Eichen-Hainbuchen-Niederwald mit seinem nährstoffreichen Kalkboden am Hang des Teutoburger Waldes findet das Wärme liebende Gewächs optimale Lebensbedingungen. Weil der Wald über viele Jahre bewirtschaftet und Bäume regelmäßig eingeschlagen wurden, konnte sich kein geschlossenes Kronendach ausbilden. Auf diese Weise reichen die Sonnenstrahlen hier bis auf den Waldboden und erwärmen ihn. Gut für das Leberblümchen, das die Wärme liebt.

Auf dem Jakobsberg in Steinhagen lässt sich das Naturschauspiel Jahr für Jahr beobachten. - © Frank Jasper
Auf dem Jakobsberg in Steinhagen lässt sich das Naturschauspiel Jahr für Jahr beobachten. (© Frank Jasper)

Das Blühbarometer

Seit einigen Jahren gibt es auf der Internetseite des Natur- und Geoparks Terra Vita (früher: Naturpark nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge) das Leberblümchen-Blühbarometer. Es zeigt an, inwieweit das Leberblümchen in Frühlingsstimmung ist. Jetzt schlägt das Barometer wieder aus. Auf der vierstufigen Skala zeigt der Pfeil inzwischen auf Stufe drei. Das heißt: Es gibt schon vermehrt Leberblümchen auf dem Waldboden zu sehen.

Besuch zum Jakobsberg planen

Für einen Ausflug zum Leberblümchen-Gucken sollte man sich unbedingt einen sonnigen Tag aussuchen. Denn nur bei Sonneneinstrahlung öffnen die Blumen ihre Blüten. Bei Regenwetter und Dunkelheit schließen sie sich. Als Parkmöglichkeit bietet sich der Parkplatz an der Gaststätte Friedrichshöhe an der Kaistraße an. Dort startet auch der ausgeschilderte „Leberblümchen-Wanderweg“. Tipp: An einem Aussichtspunkt unterhalb des Jakobsberges ermöglicht eine Familienliege eine entspannte Pause mit einem wunderbaren Fernblick in Richtung der Münsterländer Ebene. Den Steinhagener Wanderpass sowie den Aufkleber „Leberblümchenweg“ erhalten Interessierte kostenlos in der Gaststätte Friedrichshöhe sowie im Rathaus Steinhagen.

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Nur gucken, nicht pflücken

Der Jakobsberg, auf dem das Leberblümchen wächst, befindet sich in einem Naturschutzgebiet. Besucherinnen und Besucher sollten deshalb auf den vorhandenen Wegen bleiben. Das Leberblümchen ist geschützt, das Pflücken ist verboten.

Stadtführer Walter Thomas bietet in diesem Frühling drei Führungen zum Jakobsberg an. - © SPD
Stadtführer Walter Thomas bietet in diesem Frühling drei Führungen zum Jakobsberg an. (© SPD)

Führungen zum Leberblümchen

Stadtführer Walter Thomas bietet in diesem Jahr wieder Führungen zum Leberblümchen an. Folgende Termine stehen fest: Samstag, 15. März; Samstag, 22. März und Samstag, 29. März. Treffpunkt ist jeweils um 14 Uhr an der Begegnungsstätte Alte Feuerwehr in Amhausen, Tiergarten 44. „Je später die Führung im März ist, um so mehr andere Frühblüher wie Buschwindröschen, Veilchen oder Gelbstern gesellen sich dazu; die Anzahl der Leberblümchen wird dann weniger“, erklärt Walter Thomas. Anmeldungen sind ab sofort möglich unter Tel. 05204 8497. Jede Führung dauert etwa zwei Stunden. Es können jeweils bis zu 20 Personen teilnehmen.

Der violette Blütenteppich macht jedes Jahr wieder Lust auf Frühling. - © Rolf Uhlemeier
Der violette Blütenteppich macht jedes Jahr wieder Lust auf Frühling. (© Rolf Uhlemeier)

Bedroht und giftig

Bereits 1939 warnte der damalige Bezirksbeauftragte für Naturschutz vor einer Gefährdung durch Blumenhändler und Pflanzenräuber. Eine weitere Bedrohung für das Leberblümchen stellt eine andere Pflanze dar, die sich an selber Stelle am Südhang des Teutoburger Waldes wohlfühlt. Der Ilex ist eine Stechpalme und wächst höher als das Leberblümchen. Dadurch beschattet er es und nimmt dem Leberblümchen das Licht weg. Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde schneiden den Ilex darum regelmäßig weg.

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