Schmuck aus Steinhagen: Engel am Finger und Asche um den Hals

Steinhagen. &bdquo;Man wundert sich, wie experimentierfreudig die Kunden sind“, sagt Marc Sonnenberg. Seit fünf Jahren betreibt der 36-Jährige seine Goldschmiede an der Bahnhofstraße. Keine Bling-bling-Ware von der Stange liegt in den Vitrinen, Marc Sonnenberg hat sich auf handgefertigte Unikate spezialisiert, die auf Kundenwunsch gefertigt oder angepasst werden. &bdquo;Von Tag eins an ist der Laden gut angenommen worden. Das macht mich total happy“, blickt Marc Sonnenberg zurück. Neben der Anfertigung von Schmuck gehören Reparaturen und das Umarbeiten von Erbstücken zum Angebot. &bdquo;Alles außer Uhren“, betont der Goldschmied nicht ohne Grund, denn immer wieder kommen Kunden mit stehengebliebenen Zeitmessern im Geschäft. Die muss er vertrösten. Dass er fast täglich neue Herausforderungen gestellt bekommt, betrachtet der Steinhagener als Luxus, denn genau dann fährt er zur Höchstform auf. Das wohl außergewöhnlichste Schmuckstück, das er in den vergangenen fünf Jahren gefertigt habe, sei ein Ring gewesen, den das Porträt der weltberühmten mexikanischen Malerin Frida Kahlo ziert. Das ikonische Porträt wandelte der Goldschmied in einen Totenkopf ab. Der typische Blumenkranz auf dem Kopf, in dem bunte Diamanten glitzern, lässt aber trotz der krassen Verwandlung erkennen, um wen es sich handelt. &bdquo;Eigentlich habe ich das nur für mich gemacht. Aber bei den Kunden kam das Motiv so gut an, dass ich es schon mehrmals als Replikat angefertigt habe.“ Asche von Haustier verarbeitet Im Laufe des Gesprächs kommen dann aber noch weit aus skurrilere Sonderanfertigungen zur Sprache. Auch Intimschmuck wird gewünscht, verrät Marc Sonnenberg, etwa ein Cockring, der mit einer Gravur personalisiert wurde. Über deren Inhalt schweigt sich der Goldschmied aus. In gewisser Hinsicht sehr intim war auch der Anhänger, in den er auf Kundenwunsch die Asche eines verstorbenen Haustieres eingearbeitet hat. Die Asche wurde in einen Hohlraum gefüllt, der dann mit einem Edelstein versiegelt wurde. Für seine Arbeiten lässt sich Marc Sonnenberg gerne von seiner Heimat inspirieren. Nach dem Steinhagen-Ring, den unter anderem das Leberblümchen und die Steinhäger-Kruke zieren, gibt es bei ihm jetzt Kettenanhänger und Ringe mit dem Erzengel Michael vom Mosaik, das an der Steinhagener Dorfkirche prangt. &bdquo;Ich fand das Mosaik schon immer richtig cool. Vor allem das Motiv des Erzengels Michael als Drachentöter gefällt mir“, erklärt Marc Sonnenberg. Auf der Rückseite des Anhängers hat er den Martin-Luther-Spruch &bdquo;Und wenn die Welt voll Teufel wär’“eingraviert. Dass ausgerechnet dieses Motiv von der Dorfkriche vor einem Jahr von Reichsbürgern missbraucht wurde, ärgert den Steinhagener, weil die Botschaft des Bildes doch eine positive sei: der Sieg des Guten über das Böse. Brautpaare schmieden ihre Ringe selbst &bdquo;Die Ringe fertige ich auf Bestellung in der passenden Größe an“, erklärt der Goldschmied. Neben normalen Sterlingsilber sei auch eine Version mit schwarz oxidiertem Silber möglich. &bdquo;Das sieht sehr edel aus. Gold geht natürlich auch“, sagt Marc Sonnenberg. Allerdings sei der Goldkurs momentan so hoch wie noch nie. Das wirke sich natürlich auch auf den Preis aus. Etabliert haben sich in der Goldschmiede Sonnenberg die Trauringkurse, in denen die Brautpaare in spe ihre Trauringe unter fachlicher Anleitung selbst herstellen. &bdquo;Das dauert ungefähr einen Nachmittag und ist für die Brautpaare eine schöne Vorbereitung auf die Hochzeit“, erläutert Marc Sonnenberg, &bdquo;Gravuren und das Einfassen von Edelsteinen übernehme ich.“ Rund 25 Brautpaare pro Jahr buchen das Kreativangebot. Zum Traumjob über Umwege Zu seinem Traumjob ist Marc Sonnenberg erst über Umwege gekommen. Denn zunächst arbeitete er als Erzieher in einer Kita. &bdquo;Zu meinem 25. Geburtstag habe ich einen Goldschmiedekurs geschenkt bekommen. Der Leiter hat mir noch während des Kurses einen Ausbildungsplatz angeboten. Da bin ich ins Grübeln gekommen und hab mir gedacht: Da schein wohl Potenzial zu sein.“ Der Steinhagener ging das Wagnis ein und startete noch einmal bei Null. Weil der angebotene Ausbildungsplatz räumlich zu weit weg lag, begann Marc Sonnenberg in einem Gütersloher Betrieb die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Goldschmied. &bdquo;Im Anschluss daran habe ich noch zwei Jahre als Geselle gearbeitet, bevor ich mich 2018 in Steinhagen selbständig gemacht habe. Hätte ich damals im Business-Plan reingeschrieben, wie gut es jetzt läuft, wäre ich wohl belächelt worden.“ Der Schritt in die Selbständigkeit war also - man muss es so sagen - Gold wert. Weihnachtgeschäft verhaltener als in Vorjahren Dann steht auch schon der nächste Kunde im Laden. Er hat keine defekte Uhr in der Hand... Zwar laufe das Weihnachtsgeschäft bisher etwas verhaltener als in den Jahren zuvor, berichtet Marc Sonnenberg noch, aber natürlich sei im Dezember besonders viel los. &bdquo;Kleinigkeiten werde aber noch pünktlich zum Fest fertig“, verspricht er.

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