Mit Bildergalerie: Darum reisen Amerikaner zum Steinhagener Kult-Hotel

Steinhagen. Dank seines bröckelnden Charmes und seiner einzigartigen Lage ist das "Berghotel Quellental" weithin bekannt. Weniger bekannt ist indes die Tatsache, dass das Ensemble den größten Teil seiner Geschichte als Bauernhof Linhorst verbrachte. Nun kamen sogar Gäste aus den USA, um sich das alte Gebäude anzuschauen, dessen Zukunft ungewiss ist. Mit Hilfe historischer Postkarten lässt sich noch heute erahnen, wie das Quellental einmal ausgesehen hat. Schon vor hundert Jahren existierte dort ein viel besuchtes Freiluftbad. "Eine weithin gerühmte touristische Attraktion", lobt Heimatforscher Erich Wehmeier die Einrichtung. Er hat zur Geschichte des Hotels geforscht, mit Zeitzeugen gesprochen und Spannendes herausgefunden. Das Becken, das von der Hotel-namensgebenden Quelle gespeist wurde, soll sehr kalt gewesen sein. "Aber damals waren die Leute wohl nicht so empfindlich", so Wehmeier. Auch ein Springbrunnen, eine überdachte Veranda und ein großer Biergarten gehörten zum großen Komplex, in dem zu Hochzeiten Prominente aus der ganzen Republik - darunter Fußballer Uwe Seeler oder Schauspieler Luis Trenker - abgestiegen sein sollen. Etwa um 1900 soll der Name Quellental erdacht worden sein, so Wehmeier. Damit wollten die Besitzer des Hofes, die mit einem Hofladen und einer Gastronomie zunehmend die klassischen bäuerlichen Pfade verließen, vom allgemeinen Sommerfrische-Trend profitieren und es dem benachbarten "Peter auf'm Berge", der damals bereits Gäste bewirtete, nachmachen. Das Hotel, wie man es heute kennt, existiert demnach erst seit 1950. Die Betreiberfamilie Vollmer ist verwandt mit den Linhorsts. Erste Erwähnung schon im Jahr 1250 Der Hof Linhorst, dessen Fachwerkgiebel auch heute noch das Hotel-Ensemble prägt, konnte damals schon eine viele Jahrhunderte währende Geschichte vorweisen. "Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1250", sagt Arne Linhorst. Der Wertheraner hat sich ausführlich in die Familiengeschichte eingearbeitet und weiß, dass es Nachfahren des Hofes in Brockhagen, Werther und anderen Gegenden der Welt gibt. "Damals musste der Hof zwei Glas Honig als Abgabe an den Stift Herford liefern, denn er gehörte noch zu Dornberg." Allerdings habe sich die Hofstelle nicht immer genau dort befunden. "Man hat ihn wohl mal nach hinten verlegt, näher an den Wald", sagt der 34-Jährige. "Auf alten Dokumenten liegt er direkt an der Straße." Auch eine Wassermühle soll der Hof anno dazumal gehabt haben. Bei der Verlegung könne es darum gegangen sein, die Hofstelle zu schützen, da unterhalb des Teutos jahrhundertelang die alte Heerstraße verlaufen sei. Der Name Linhorst habe sich lange gehalten. Und weil die Schreibweise - ohne D oder T, mit nur einem N recht speziell sei, helfe er, Verwandtschaften herauszufinden. "Lin steht für die Linde, Horst für einen kleinen Wald oder eine kleine Anhöhe, wie sie damals vor dem Quellental lag", erläutert der Namensträger. Immer wieder tauchen die Linhorsts danach in den Kirchenbüchern auf, heiraten, lassen Kinder taufen oder wandern aus. In einer der Auswanderungswellen machte sich dann auch ein Ahne der Familie auf in die Niederlande. Dessen Sohn wiederum gründete eine Familie in den Vereinigten Staaten, die noch heute den selben Namen trägt. Dessen Nachfahre, Stan Linhorst - selbst ein begeisterter Ahnenforscher -, war nun mit Familie in der Region zu Gast. Die Urahnen aus New-York-City, Maine, Washington und New-York-State besuchten natürlich das Hotel Quellental, aber auch den Apfelhof Linhorst in Werther und die Amsterdamer Bäckerei, die in der Familientradition eine Rolle spielen. Von Erich Wehmeier vom Heimatverein erfuhren sie mehr über den Hof. Was wird aus Steinhagens Berghotel? So sehr sich der Heimatverein Amshausen und die Familie Linhorst um die wechselvolle Geschichte des großen Hofes im Quellental bemüht haben, so unsicher ist dessen Zukunft. Der Betrieb ist seit April geschlossen. Ungebetene Gäste haben in den vergangenen Monaten bereits kleinere Schäden am Gebäude angerichtet. Ob das "Quellental" jemals wieder seine Pforten öffnet, ist ungewiss. Neugierig geworden? Ein letzter Blick ins Berghotel Quellental

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