Bestpool-Großbrand in Steinhagen: Was ist aus dem Niederschlag geworden?

Steinhagen. Vor sieben Monaten brannte die Lagerhalle des Steinhagener Schwimmbadversorgers Bestpool. Eine große, chemisch riechende Wolke zog über Amshausen, Halle und Teile von Borgholzhausen. Katastrophenwarnungen wurden herausgegeben, die Verunsicherung war extrem. Vor allem die Ablagerungen, die in den Folgetagen auf Straßen, Häusern, Pflanzen und vielem mehr sichtbar wurden, besorgte die Betroffenen. Über Wochen wusste niemand so genau, ob der klebrige Niederschlag harmlos oder gefährlich war. Experten schätzten die Gefahren unterschiedlich ein. Nun ist mehr als ein halbes Jahr vergangen, alle offensichtlichen Schäden sind beseitigt. Das "Haller Kreisblatt" hat Betroffene befragt, ob sich die Sorgen bewahrheitet oder zerschlagen haben. Landwirte geben Entwarnung Tobias Künsebeck und Burkhard Stüssel betreiben landwirtschaftliche Betriebe in Steinhagen, nicht weit der Bestpool-Halle. Beide sind froh, dass sich damalige Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. "Ich wüsste nicht, dass wir noch Schäden oder Spätfolgen hätten", sagt Stüssel, dessen Flächen erheblich von den Niederschlägen betroffen waren. "Klar, auf den Pflanzen sah man schon Ablagerungen. Aber das soll ja eher so etwas wie Kalk gewesen sein, das ist den Pflanzen eher zuträglich." Er habe auch von Kollegen nichts über Spätfolgen gehört. "Wir hatten Ablagerungen auf der Photovoltaikanlage", sagt Burkhard Stüssel. Die habe gereinigt werden müssen. "Aber das hat gut geklappt, über die Schadensregulierung mit der Versicherung kann ich nur Gutes sagen." Für die Reinigung von solchen Anlagen, Pkw und Ähnlichem kommt der Bestpool-Versicherer LVM auf. Auch Tobias Künsebeck klagt nicht. Zwar liege sein Hof nahe dem Brandherd in Windrichtung, er habe auch eine Fläche sehr nah an der Liebigstraße, die Niederschläge hätten ihn aber verschont. "Es ist tatsächlich im Sande verlaufen", freut sich der Landwirt. Er habe ebenfalls nicht von Problemen von anderen Landwirten gehört. Biologische Station bleibt skeptisch Bernhard Walter, Leiter der Biologischen Station Bielefeld-Gütersloh, schätzt die Lage weniger eindeutig ein. "Wir haben nach der Flora geschaut, aber nicht feststellen können, dass es große Schäden gegeben hätte", sagt der Biologe. "Keine Blätter, die flächendeckend abgefallen wären. Aber das soll keine Entwarnung sein. Solche Stoffe gehören da nicht hin, das wird schon negative Auswirkungen haben." Die ausbleibenden Folgen für Pflanzen seien nur eine halbe Entwarnung. "Zu Stoffen im Boden können wir nichts sagen, da gibt es keine Vergleichszahlen." Seine größte Sorge gelte den Amphibien und Weichtieren. "Amphibien sind da sehr empfindlich. Genauso wie Schnecken. Aber die kann man nicht finden." Er könne sich daher vorstellen, dass der Niederschlag durchaus unmittelbare Schäden in der Tierwelt verursacht habe, die sich nicht aufklären lassen werden. Fischteich-Betreiber leidet vor allem finanziell "Für uns ist der eigentliche Schaden ein wirtschaftlicher", sagt Dr. Stefan Kontowski, der die Schlichte-Forellenteiche in Amshausen betreibt. "Wir mussten nach dem Brand alles reinigen und abspritzen. Wir haben ganz schön malocht", sagt er. Das sei aber nicht das Hauptproblem. Das liege im Vertrauensverlust der Kunden begründet. "Wir hatten fast vier Wochen lang kein Einkommen", sagt Kontowski. "Selbst Ostern haben die Leute noch gefragt: Kann man den Fisch wieder essen?" Tatsächlich habe ein Gutachten aber gezeigt, dass die Forellen durch den Niederschlag keine problematische Schadstoffbelastung hatten. Die Grundbelastung läge bei seinen Teichen sogar deutlich unter dem NRW-Durchschnitt. Das Calciumchlorid und Calciumkarbonat, das durch den Zerfall des Chlorniederschlages entstanden sei, sei relativ harmlos gewesen. "Das gibt es auch so." Mittlerweile seien die Kunden aber zurückgekehrt. Seinen wirtschaftlichen Schaden wolle er bald gegenüber der Versicherung von Bestpool geltend machen. Steinhagener Rathaus atmet auf Für die Gemeindeverwaltung bedeutete der Großbrand im Februar eine Herkulesaufgabe. Tage und Wochen mussten die Mitarbeiter die unmittelbaren Schäden beseitigen, Risiken einschätzen und die Bevölkerung informieren. Für manchen waren das nicht endende Arbeitstage und schlaflose Nächte. Umso glücklicher ist die Bürgermeisterin, dass das Unglück überstanden zu sein scheint. "Für uns ist es bei den bisherigen Erkenntnissen geblieben", sagt Sarah Süß. Der chlorhaltige Niederschlage habe sich verflüchtigt. "Das Gutachten war ja entsprechend." Auch die Gemeinde habe natürlich erhebliche Kosten, zum Beispiel für die aufwendige Straßenreinigung, bei der LVM geltend gemacht.

Meistgelesen

Kuriose oder verdächtige Häufung: Hat Steinhagen ein Problem mit Bränden?

Kein Witz: Kleinpartei feiert in Steinhagen mit Gaga-Wahlkampf Erfolge

Steinhagener Liebesgeschichte: Beim Brötchenkaufen in die Bäckerin verliebt

Beruflicher Neuanfang mit 62 Jahren: Gütersloher wird sein eigener Chef

Steinhagener Liebesgeschichte: Beim Brötchenkaufen in die Bäckerin verliebt Marc-André Noak und Katjana Milosevic haben sich jetzt im Steinhagener Rathaus das Jawort gegeben.

Beruflicher Neuanfang mit 62 Jahren: Gütersloher wird sein eigener Chef Andreas Kämpf kündigt nach 18...