Idylle pur neben der Forellenzucht: Neues Hofcafé in Steinhagen

Steinhagen. Einfach von der viel befahrenen Bahnhofstraße in den kleinen Forellenweg abbiegen, und im Nu befindet man sich in einer anderen Welt. In Schrittgeschwindigkeit geht es vorbei an hohen Bäumen, bis links und rechts die ersten Teiche auftauchen. Fürs Postkartenpanorama sorgt der Teutoburger Wald, der sich in der Ferne erhebt. Vielleicht kreuzt gerade ein Fischreiher das Bild. Den bestaunen manche Besucher - und Stefan Kontowski ärgert sich. Aber dazu später mehr. 2019 hat Kontowski die Anlage von Familie Schlichte gepachtet. Seitdem hat er die Fischzucht immer weiter ausgebaut. "Wir haben hier mehrere Standbeine; sonst würde das nicht funktionieren", erklärt Stefan Kontowski und beginnt mit der Aufzählung: "Da gibt es den Direktverkauf im Hofladen und unseren Verkauf für Restaurants, die Wert auf Produkte aus der Region legen. Leider ist uns mit dem Aus des Berghotels Quellental ein Kunde weggebrochen", erzählt der promovierte Agrarwissenschaftler. Hinzu komme der Vertriebsweg über die Plattform Wochenmarkt24, einem genossenschaftlich organisierten Zusammenschluss mehrerer Anbieter. Darüber hinaus bietet die Forellenzucht Schlichte Lebendfische für Angelvereine an. Damit nicht genug: "Wir haben uns inzwischen einen eigenen Verkaufswagen angeschafft, mit dem wir schon beim Abendmarkt in Werther waren", ergänzt Stefan Kontowski. Dann kommt er auf sein neues Projekt zu sprechen. Hofcafé bei schönem Wetter von Freitag bis Sonntag "Am kommenden Wochenende wollen wir mit einem Matjesfest unser Hofcafé eröffnen", kündigt er an. Das Hofcafé wäre ein weiteres Standbein - nicht nur als Vertriebsweg, sondern auch, um die idyllisch gelegene Anlage mitten in Steinhagen bekannter zu machen. Künftig sollen freitags, samstags und sonntags Gäste in der Forellenzucht begrüßt werden. Zwischen den Teichen werden Tische und Sitzgelegenheiten stehen, an denen die Besucherinnen und Besucher Kaffee und Kuchen, Kaltgetränke und - natürlich - Fischbrötchen und andere Gerichte genießen können. Darüber hinaus hat Stefan Kontowski weitere Ideen für Aktionen. "Das kann ein Weinausschank mit einem Winzer sein, oder ein Tag, an dem wir Paella zubereiten. Vielleicht laden wir auch mal zum Schwimmen in einen unserer Teiche ein." Das geht? "Na sicher", bestätigt der Fischzüchter. "Schwimmen im Teich mit Forellen - das klingt doch gut!" Seltene Krebse stehen nicht auf der Speisekarte Gerne möchte Stefan Kontowski den Gästen des Hofcafés auch seine Fischzucht näherbringen. In den 25 Teichen, die vom Jückemühlenbach gespeist werden, schwimmen Bachforellen, Regenbogenforellen, Lachsforellen, Goldforellen, außerdem Karpfen, Wels, Zander, Aal sowie deutsche Edelkrebse, auch Flusskrebse genannt. Die sind allerdings nicht zum Verzehr gedacht. "Die Krebse sind extrem vom Aussterben bedroht. Wir haben hier eine letzte große Abstammung aus der Ems und vermehren sie", erläutert Stefan Kontowski. Nachdem amerikanische Krebse die Krebspest nach Deutschland eingeschleppt haben, geht die heimische Art ein. Der Steinhagener fischt ein Exemplar aus dem Teich. "Die haben richtig Kraft in ihren Scheren", sagt Stefan Kontowski. Sein Mitarbeiter nickt vielsagend: "Mir hat mal einer durch den Handschuh in den Finger gekniffen, dass es geblutet hat." Solarmodule über den Teichen geplant Ein weiteres Projekt ist die Fotovoltaikanlage, mit der Kosten für Strom eingespart werden soll. Etwa 20.000 Kilowattstunden werden jährlich für Kühlung und die Belüftung der Teiche benötig. In einem ersten Schritt soll darum auf einem Carport eine Solaranlage angebracht werden, später sollen auch Teiche mit Solarmodulen überdacht werden. "Momentan ist das in NRW allerdings noch nicht möglich", erklärt Stefan Kontowski. In anderen Bundesländern sehr wohl. Den Fischen würde das nichts ausmachen. "Im Gegenteil. Wir hatten in den vergangenen Jahren Rekordtemperaturen. Eine Beschattung würde die Temperatur im Wasser niedrig halten. Außerdem käme der Fischreiher dann nicht mehr an unsere Forellen ran", sagt Stefan Kontowski, denn das sei tatsächlich ein ernstes Problem.

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