Geheimfach im Himmelbett: Ein letzter Besuch in Steinhagens Kult-Hotel

Steinhagen. Die Treppenstufen knarzen unter den Schritten von Betriebsleiter Eduard "Eddy" Hufenbach. In der Hand hält er den Schlüssel für eines der besonderen Zimmer im Berghotel Quellental. Wobei - besonders ist hier ja eigentlich jeder Raum irgendwie. Aber das historische Brautzimmer, das ist schon noch eine echte Attraktion. Eddy Hufenbach, der seit dem Tod von Hans-Herbert Vollmer im Jahr 2014 das Hotel zusammen mit dessen Witwe Margot Vollmer führte, dreht den Schlüssel um und öffnet die Tür. Da steht es: das über 200 Jahre alte Himmelbett. Davor eine große Holztruhe, die noch einmal fast hundert Jahre älter ist. Eddy Hufenbach schiebt eine Holzleiste am Kopfende des Bettes beiseite: "Da haben wir ein Geheimfach", stellt er schmunzelnd fest. Mehr Romantik geht nicht. Und wie sieht ein normales Doppelzimmer im Berghotel Quellental aus? Der Betriebsleiter geht eine Tür weiter, dreht erneut den Schlüssel um. Beiger Teppich, Blumen-Tapete und die für die Nachkriegszeit typischen Tütenlampen, die sich an vielen Stellen im Gebäude befinden. Als Kulthotel im Stil der 50er-Jahre bewirbt sich das Haus selbst. Das passt schon. Nur der Flachbildschirm gegenüber dem Bett ist ein Entgegenkommen an moderne Zeiten. Eine Übernachtung war ab 65 Euro zu haben. Frühstück kostete fünf Euro extra. Der Blick vom Balkon in den Teutoburger Wald: unbezahlbar. Vergilbte Fotos erinnern an glorreiche Zeiten Auf dem Weg in den Gastrobereich geht es über einen anderen Flur vorbei an Nierentischen, runden Hockern mit goldenen Chrombeinen und Tapeten mit Blumenprints in kräftigen Farben. An den Wänden hängen vergilbte Postkarten, die an glorreiche Zeiten im Berghotel erinnern. Eines zeigt ein verliebtes Paar an einem Tisch. Mann trug Hut, Frau auch. "Der Galan mit seiner Angebeteten" steht unter der Zeichnung von 1910. "Die Ringe auf der Tischdecke deuten auf die Hochzeitsabsicht des Paares hin", weiß Eddy Hufenbach. Das Bild ist so schön, dass es die Eigentümerfamilie Vollmer irgendwann zur Zierde der Speisekarte verwendet hat. Dass die Gerichte auf der Karte durchgängig auch auf Englisch beschrieben werden, verwundert nur auf den ersten Blick. Schließlich war das Berghotel einst ein echter Promi-Hotspot und auch ein beliebter Treffpunkt für Geschäftsreisende aus Nah und Fern. Die schätzten die Diskretion der Clubzimmer und konnten "Vanilla Ice Cream with hot Raspberries" bestellen. Service per Knopfdruck Jedes Clubzimmer sieht anders aus. Einige sind mit einem Knopf ausgestattet, über den die Gäste den Kellner oder die Kellnerin rufen konnten. "Die drücken da drauf und bei uns an der Theke geht dann ein Licht an", erklärt Eddy Hufenbach, drückt auf den Knopf - und über der Theke geht ein Licht an. "Das funktioniert noch immer." Zwischen den Clubzimmern und dem Saal im Erdgeschoss eine weitere Rarität: die Telefonzelle, verbaut im Hotel. Der vermutlich kleinste Raum im Berghotel erinnert an eine Zeit, als Telefongeräte auf jedem Zimmer noch purer Luxus waren und an WLAN schon mal gar nicht zu denken war. Zuletzt öffneten die Besucherinnen und Besucher nur noch für originelle Erinnerungsfotos die Tür zur Telefonzelle. Quellwasser plätschert im Hintergrund Im Obergeschoss befindet sich ein weiterer Saal. Hier fanden unzählige Feste, Ausstellungen und Versammlungen statt. Sogar schlagende Studentenverbindungen mieteten sich früher ein. Denn weil die Decke so hoch ist, konnte hier sogar gefochten wurden, weiß Eddy Hufenbach. Unter den Fenstern plätschert das Wasser, das über ein Rohr durchs Hotel geführt wird und links neben dem Haupteingang in einen Brunnen fließt. Es stammt aus den beiden Quellen, die dem Kult-Hotel seinen Namen geben. Was mit den ganzen Möbeln, dem Geschirr und den vielen Bildern an den Wänden nach der Schließung passiert? Eddy Hufenbach zuckt mit den Schultern. "Das müssen jetzt die Erben entscheiden", sagt er und hängt den Schlüssel vom historischen Brautzimmer wieder zu den anderen ans Schlüsselbrett. Noch so ein Relikt, das den besonderen Charme des Hauses ausmacht - ausgemacht hat.

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