Steinhagens Weltunternehmen Hörmann startet Pilotprojekt mit Wasserstoff

Steinhagen. Die unter anderem durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise hat Deutschland schwer verunsichert. Auf einmal war es nicht mehr selbstverständlich, dass die Wohnung warm und der Autotank gefüllt ist. Großen Unternehmen verursacht die Energiekrise ebenfalls erhebliche Sorgen. Wenn Strom, Gas oder Öl tatsächlich ausbleiben oder zu teuer werden, stehen die Produktionsstraßen still. So weit will es Hörmann, Europas größter Hersteller für Türen und Tore nicht kommen lassen. Deswegen überdenkt das Steinhagener Weltunternehmen schon seit einigen Jahren die Energieversorgung der insgesamt 40 spezialisierten Werke in Europa, Nordamerika und Asien. Zwei Hauptziele sollen erreicht werden: Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit. "Eigens erzeugte Energie ist kostengünstiger, kalkulierbarer und trägt zur Stabilität der Energieversorgung bei. Durch Speichertechnologien können Netzschwankungen und Stromausfälle zum Teil kompensiert werden. Deshalb setzen wir langfristig auf Lösungen zur Direktversorgung, um erneuerbare Energien direkt vor Ort zu fördern und zu nutzen", erläutert Sprecherin Kristin Schlüter die Strategie auf HK-Anfrage. "Unabhängig vom regulären Energiemarkt werden" "Die Energiekrise hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren und insgesamt unabhängig vom regulären Energiemarkt zu werden", so Schlüter weiter. Ein wichtiges Projekt, das beides verbindet, startet nun im größten Produktionswerk der 6.000-Mitarbeiter-Gruppe, im thüringischen Ichtershausen. Dort ging gerade ein sogenannter "Elektrolyseur" ans Netz. Die mehr als eine Million Euro teure Maschine produziert Wasserstoff. "Das Projekt ist für uns ein wichtiger nächster Schritt, um unabhängiger vom Energiemarkt zu werden. Durch die Erzeugung und Beimischung von Wasserstoff, kann mit der neuen Anlage die Verbrennung von Erdgas deutlich reduziert, jedoch nicht gänzlich darauf verzichtet werden", so die Pressesprecherin. Rund 20 Prozent Gaseinsparung sind denkbar. Der Elekrolyseur produziert aus Strom und Wasser mehr als fünf Kilogramm Wasserstoff pro Stunde. Da die Herstellung von Wasserstoff sehr Energieintensiv ist, installiert Hörmann zwei neue Solaranlagen. Das 2,4-Millionen-Euro-Projekt ist ein Experiment. "Vorhaben wie das Wasserstoff-Projekt in Ichtershausen werden uns und anderen dafür wertvolle und praxisnahe Ergebnisse und Erfahrungen liefern", so Kristin Schlüter. "Wir wollen dabei nicht nur selbst nachhaltiger werden, sondern auch andere motivieren, ähnliche Konzepte umzusetzen und sich zunehmend von fossilen Energieträgern zu lösen." "An allen unseren Standorten weiter vorantreiben" Sollte der Elektrolyseur sich im Alltag bewähren, will Hörmann noch deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. "Unser Ziel ist es, langfristig emissionsfrei Strom und Wärme zu erzeugen", beschreibt die Pressesprecherin die Langzeitstrategie. Auch in den Steinhagener Werken könnte dann Wasserstoff zum Einsatz kommen. "Entwicklungen, die dieses Ziel unterstützen, werden wir an allen unseren Standorten weiter vorantreiben." Um den Elektrolyseur so effizient wie möglich betreiben zu können, wird ein Wasserstoffspeicher verwendet, der den während der Sonnenscheindauer erzeugten Wasserstoff für längere Zeit speichern kann. Die EU und das Land Thüringen fördern das Projekt mit 772.000 Euro. Die Wasserstoffanlage in Ichtershausen ist nicht das erste Klimaschutzprojekt des Steinhagener Unternehmens. "Durch zahlreiche Maßnahmen und den Bezug regenerativer Energien senken wir bereits seit Jahren den CO2-Ausstoß und haben bei den indirekten Emissionen bereits an fast allen europäischen Standorten das Null-Tonnen-CO2-Ziel erreicht", wirbt Sprecherin Schlüter. "Darüber hinaus verbessern wir die Energieeffizienz unserer Gebäude und Anlagen." So verfüge zum Beispiel das Werk in Brockhagen bereits seit vielen Jahren über eine direkte Verbindung zu einer Biogasanlage, während andere, wie die Huga KG in Gütersloh, die bei der Produktion anfallenden Holzspäne verbrennen, um Energie zu erzeugen. "Zudem decken wir unseren kompletten Strombedarf an allen europäischen Produktionsstandorten zu 100 % mit &bdquo;echtem“ Ökostrom."

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