Eine Ära geht zu Ende: Steinhagener Kult-Hotel schließt Ende April

Steinhagen. Hotelchefin Margot Vollmer sitzt am runden Tisch im Foyer und begrüßt lächelnd den Gast, während die schwere Eingangstür ins Schloss fällt. Hinterm Tresen steht Betriebsleiter Eduard "Eddy" Hufenbach - wie gewohnt im dunklen Anzug und mit umgebundener Fliege. Eigentlich alles so wie immer. Doch der Eindruck täuscht. Denn die Tage des Berghotels Quellental sind gezählt. Am 23. April ist Schluss. So wie es aussieht, für immer. "Aus Altersgründen" hat sich das Gespann Vollmer-Hufenbach zu dieser Entscheidung durchgerungen. Eddy Hufenbach wird im Mai 76 Jahre alt, Margot Vollmer im selben Monat 85. Nach dem Tod von Hans-Herbert Vollmer im Jahr 2014 hatten die beiden den Hotel- und Restaurantbetrieb weitergeführt. Zuletzt waren die Rahmenbedingungen für den Beherbergungs- und Gastronomiebetrieb kompliziert geworden. Sowohl die Unterhaltung des Gebäudes, das in Teilen mehr als 600 Jahre alt ist, als auch die schwierige Personalgewinnung belasten den laufenden Betrieb. "Margot zu Liebe habe ich immer weitergemacht", sagt Eddy Hufenbach, der seit 1976 im Quellental arbeitet. Doch nun ist Schluss. Wie es weitergeht mit dem Berghotel Quellental? Eddy Hufenbach zuckt mit den Schultern: "Das müssen die Erben entscheiden." Noch sei nichts geklärt. Kulthaus im Stil der 50er-Jahre Das Hotel gehört den beiden Schwägerinnen von Margot Vollmer. Diese genoss nach dem Tod ihre Mannes das Recht, die Immobilie weiterhin zu nutzen und Einnahmen daraus zu erzielen, ohne dass sie ihr selbst gehörte. Nun wird Margot Vollmer in eine Wohnung nach Halle umziehen. "Etwa 800 Meter von mir entfernt", berichtet Eddy Hufenbach. Die verbliebenen Mitarbeiter hätten bereits neue Stellen in Aussicht. "In der Gastronomie werden ja überall händeringend Leute gesucht", weiß der Betriebsleiter. Burkhard Gruenhoff vom Jagdhornbläserkorps Hubertus aus Bielefeld hat sich zu Vollmer und Hufenbach an den Tisch gesellt. "Wir treffen uns einmal pro Woche hier und müssen uns jetzt eine neue Bleibe suchen", erzählt Gruenhoff. "So etwas Schönes wie das Berghotel Quellental werden wir nicht wieder finden. Das ist ja wie ein lebendes Museum hier." Genau diese museale Atmosphäre haben die Gäste des Berghotels, das sich selbst als "Kulthaus im Stil der 50er Jahre" bewirbt, geschätzt. Viele Promis nächtigten im Quellental Der 1333 erstmals in einem Dokument aufgeführte Bauernhof wandelte sich im Jahr 1900 in ein Ausflugslokal; 1950 wurde die Gaststätte zum Hotel erweitert. Geschäftsleute schätzten die Diskretion in einem der Clubzimmer. Hochzeitspaare buchten sich ins historisch Brautzimmer ein - mit Himmelbett aus dem Jahr 1813. Ausflügler sprangen einst ins Schwimmbad, das sich hinter dem Gebäude befand, das aber nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen wurde. In den 1950er Jahren ist die Zeit dann stehen geblieben im Quellental. Margot Vollmer wuchtet das in Leder eingefasste Gästebuch auf den Tisch. Einige vergilbte Seiten flattern auf den Boden. Auf einer lacht dem Betrachter Schauspielerin Nadja Tiller entgegen, die 1977 im Berghotel Quellental nächtigte. Ein paar Seiten weiter klebt ein Mannschaftsfoto von Alemannia Aachen in dem Buch. Etliche Fußballteams wohnten im Berghotel, wenn sie gegen Arminia Bielefeld spielten. Auch der VfB Stuttgart, der HSV und der 1. FC Köln bedanken sich für die herzliche Gastfreundschaft. Eddy Hufenbach blättert eine Seite weiter: "Selbst der Uwe Seeler war 1961 hier." Gefeiert bis die Wände wackelten 1979 schauten die Moderatoren Dagmar Berghoff und Wilhelm Wieben von der Tagesschau vorbei. "Die waren hier, weil ein Promifriseur sie zu einer Party eingeladen hatte", erinnert sich Margot Vollmer. In den 80ern verewigten sich die Schlagerstars Heidi Brühl und Bernhard Brink ebenfalls im Gästebuch. Aber auch lokale Größen wussten das Lokal zu schätzen. "Ich hab mir sagen lassen, Henner König hat hier einst gefeiert, dass die Wände wackelten", erzählt Burkhard Gruenhoff. Wer den besonderen Charme des Hauses noch einmal genießen möchte, hat dazu noch bis zum 23. April Gelegenheit. Danach schließen sich die Türen eines wahrlich besonderen Hotels. Und ohne Übertreibung darf man festhalten: Damit geht eine Ära zu Ende.

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