Plastik und Papier in eine Tonne? Das gibt's nur hier

Steinhagen. Anderswo gibt es zwei Tonnen: eine für Altpapier, eine für den Verpackungsmüll. Nur in Steinhagen läuft das anders. Dort gibt es eine Tonne für zwei Abfuhren. Am ersten Tag füllen die Steinhagener ihre Leichtverpackungen rein – also das, was früher im gelben Sack landete. Am zweiten Tag das Altpapier. Dieses Wertstofftonnen-System wurde 2003 eingeführt und ist deutschlandweit einmalig. Wie Andreas Meschede von der Gesellschaft zur Entsorgung von Abfällen im Kreis Gütersloh (GEG) am Dienstag im Ausschuss für Klima und Umwelt ausführte, stößt Steinhagens exotische Mülltonne bei Ausschreibungen für die Müllentsorgung unter Vertragspartnern zunehmend auf Skepsis. Zumal die eine Tonne von zwei gänzlich unterschiedlichen Organisationen genutzt wird: Während für die Entsorgung von Pappe und Papier die Kommunen beziehungsweise der Kreis verantwortlich ist, liegt die Entsorgung der Leichtverpackungen in den privatwirtschaftlichen Händen des Dualen Systems. Dort wünscht man sich eine Vereinheitlichung. Für die Extrabehandlung wird ein "Obulus" fällig &bdquo;Wir halten das komplexe System am Laufen, ein einheitliches wäre aber wünschenswert. Denn wir sind ständig davon abhängig, dass das private System die Wertstofftonne aus Steinhagen noch akzeptiert", unterstrich Meschede. Schon jetzt lasse es sich die Extrabehandlung mit einem &bdquo;Obolus" bezahlen. Eine konkrete Summe nannte er nicht. Roland Albersmann von der SPD warnte davor, dass dadurch Mehrkosten entstehen könnten, die sich irgendwann auf die Müllgebühren auswirken. Doch grundsätzlich denkt Steinhagens Politik offenbar nicht daran, das Wertstofftonnen-System abzuschaffen. &bdquo;Wenn es nicht mit horrenden Mehrkosten verbunden ist, sollten wir am bewährten System festhalten. Weil es platz- und ressourcensparend ist", erinnerte Sven Hillebrand von den Grünen an die Idee der Wertstofftonne. Auch Karl-Heinz Diekmann von der FDP plädierte für die Beibehaltung des Kombisystems: &bdquo;Es wird positiv von der Bevölkerung angenommen. Eine zusätzliche Tonne für alle wäre keine banale Entscheidung." Lesen Sie auch: Gelber Sack oder gelbe Tonne? Versmold möchte gerne beides behalten Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass durchaus die Möglichkeit besteht, eine zusätzliche Papiertonne für 27 Euro zu bestellen. Bereits 40 Prozent der Haushalte machen davon Gebrauch. Tendenz steigend, wie Steinhagens Abfallberaterin Anke Ulonska mitteilt. Bei der Behälterausstattung von Neubauten werde mittlerweile fast durchgehend eine zusätzliche Papiertonne gewünscht, um das Einfüllen des zuvor separat gesammelten Altpapiers am zweiten Abfuhrtag zu vermeiden. Die Umstellung auf ein allgemein gültiges duales System sei laut Andreas Meschede für die Bürgerinnen und Bürger indes kostenlos. In anderen Kommunen bekämen die Nutzer die zweite Tonne kostenlos gestellt. Steinhagens Wertstofftonnen-System könnte das nächste Mal zum 1. Januar 2024 zugunsten einer zweiten Tonne für alle beendet werden. Dazu müsste laut Andreas Meschede in der ersten Jahreshälfte 2022 aber eine Entscheidung seitens der Gemeinde Steinhagen fallen. Doch bisher lässt die Politik keine Wechselstimmung bei der Müllentsorgung erkennen. Lesen Sie auch: Eine Woche ohne Müll

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