
Steinhagen. Wie lange Sarah Süß Zeit hatte, sich über ihre Ambitionen klar zu werden, bleibt auch nach dem Pressegespräch am Dienstagnachmittag im Dunkeln. Offenbar musste alles schnell gehen. „Klaus Besser hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren", berichtet Sarah Süß. Wann das war? Darauf gibt es nur ausweichende Antworten. Vergangenes Wochenende nickte der SPD-Vorstand den Vorschlag ab. Am Montag gab Bürgermeister Klaus Besser bekannt, nicht mehr kandidieren zu wollen.
Einen Tag später sitzt Sarah Süß auf dem roten Ledersofa im SPD-Bürgerbüro und erzählt, wie sie sich während ihrer Zeit als Heidekönigin in Steinhagen verliebt hat. Außer ihr und den Pressevertretern sitzt nur der Ortsvereinsvorsitzende Heiko Hartleif mit am Tisch. Er habe sich von Klaus Bessers Entscheidung, nicht noch einmal antreten zu wollen, überrumpelt gefühlt, räumt der Vorsitzende auf Nachfrage ein. Allen im Raum hängt Bessers Mantra im Ohr: dass er noch eine Amtszeit dranhängen wolle, wenn es Gesundheit und Gemütslage zulassen. Und dass er sich Ostern erklären werde. Auf keinen Fall früher. Jetzt ist alles anders gekommen. Die Gesundheit sei noch da, hatte Besser schnell erklärt. Aber die Gemütslage hat inzwischen offenbar einen Knacks bekommen.
Darum hat der Bürgermeister Sarah Süß aus dem Hut gezaubert, deren politische Karriere noch sehr kurz ist. Auch deshalb ist diese Personalie ebenso eine Überraschung wie Bessers Verzicht. Vielen Steinhagenern dürfte die Kandidatin aber als Heidekönigin des Jahres 2016/17 bekannt sein. Ein Amt, das Sarah Süß mit Charme und Würde ausgefüllt hat und zu dessen Kernkompetenzen das Repräsentieren der Gemeinde gehört. „Ich bin überzeugte Wahl-Steinhagenerin", holt die in Hamm aufgewachsene und seit 2015 mit ihrem Partner hier lebende Bürgermeister-Kandidatin aus. „Nun will ich die Chance ergreifen, Steinhagens Zukunft in die Hand zu nehmen", sagt Sarah Süß.
Facelifting des Onlineauftritts geht auf ihr Konto
Mitwirken tut sie daran bereits seit 2017, als sie damit begann, in der SPD-Fraktion mitzuarbeiten. Das Facelifting des Onlineauftritts des Ortsvereins geht auf ihr Konto. Aktuell sitzt sie für die Partei im Sozial- sowie im Ordnungs- und Umweltausschuss.
Auf ihren Mitbewerber von der CDU, Hans-Heino Bante-Ortega, angesprochen reagiert die 28-Jährige souverän: „Er hat den Vorsprung, dass er in der Gemeinde sehr verwurzelt ist", räumt Sarah Süß ein, um dann hinterherzuschieben: „Aber ich habe neuere Ideen und stehe für die Zukunft – und das nicht nur aufgrund meines Alters." Als Fachhochschuljuristin am Haller Amtsgericht könne sie zudem eine Verwaltungslaufbahn vorweisen. Nicht das schlechteste, wenn man das Bürgermeisterbüro im Rathaus beziehen möchte, auf dem Aktenordner im Bürokratenkauderwelsch zur Grundausstattung gehören.
Start-Ups und Gründer nach Steinhagen locken
Mit welchen politischen Schwerpunkten die SPD in den Wahlkampf ziehen will, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar zu sagen, merkt Vorsitzender Heiko Hartleif an. Eine Vorstellung, welche Akzente sie setzen möchte, hat Sarah Süß aber durchaus. „Mit Blick auf die Gewerbefläche Detert müssen wir so schnell wie möglich damit beginnen, Betriebe anzusiedeln. Durch Steinhagens Nähe zu Bielefeld und der Uni können wir auch für Start-Ups und Gründer interessant sein. Und Coworking-Space muss nicht automatisch in Großstädten beheimatet sein", rattert Sarah Süß herunter. Auch zu den Stichworten Wohnen, Verkehr und Klimaschutz fallen ihr dringende Projekte ein.
Auf einer SPD-Mitgliederversammlung soll die Personalie Süß noch bestätigt werden. Wann der Wahlkampf in Zeiten von Corona überhaupt richtig starten kann – Heiko Hartleif legt die Stirn in Falten. Dann knipst Sarah Süß ihr Heideköniginnen-Lächen an und beweist, dass sie längst im Wahlkampfmodus ist: „Wir müssen den Menschen aber auch das Signal geben, dass es weitergeht."