
Steinhagen-Brockhagen. Drei Jahre ist es schon her, dass Tay Schmedtmann erst bei der Pro7-Castingshow »The Voice of Germany« abräumte und dann mit »Lauf Baby lauf« die Charts stürmte. Drei Jahre in denen der Brockhagener kaum etwas von sich hören ließ. Zwischenzeitlich hieß es, ein Album sei in Arbeit, dann kam aber nichts. »Stillstand« beim Wunderkind, könnte man meinen. »Stillstand« titelt deshalb nun auch seine erste Single seit dem Charterfolg. Die soll Mitte November erscheinen.
Der mittlerweile 22-Jährige ist ruhiger geworden, seit dem großen Medienrummel. Und ergibt ehrlich zu, dass die Zeit seit dem Finalsieg 2016 schwierig war. „Es ist nicht so, dass drei Jahre lang gar nichts passiert ist", sagt der junge Musiker im Gespräch mit dem HK. „Ich habe mit vielen Teams musikalisch zusammengearbeitet, am Ende hat es dann aber jedes Mal nicht funktioniert. Einen Song zu schreiben ist nicht das schwierigste." Es sei nicht leicht, mit guter Musik wirklich auf sich aufmerksam zu machen, auch Produktion und Management müssten passen. Da spielten natürlich auch die Finanzen eine Rolle. Im Prinzip habe er mittlerweile Material für bis zu drei Alben fertig.

Gleichzeitig seien die Jahre, in denen er viel Zeit in Berlin verbracht habe, für ihn aber auch „Lehrjahre" gewesen. Schließlich sei er ziemlich unvorbereitet in die Musikbranche gerutscht. „Es war eine gute Zeit, um herauszufinden, wer ich bin und was ich will: Will ich nur Interpret sein oder eigene Songs schreiben?" Mittlerweile sei ihm klar geworden: „Ich will meine Geschichten erzählen."
Für 1.000 Euro gibt es ein Wohnzimmerkonzert
Mit seinem neuen Team soll nun alles besser werden. Zu dem gehören neben seinem Management zwei Frauen, die selbst schon auf der Bühne auf sich aufmerksam machen. Die Berliner Sängerinnen Lisa Who und Miva alias Victoria Mertsch. Und wer einmal reinhört in die Musik der beiden Frauen, der kann einen Eindruck bekommen davon, was künftig vom bisherigen One-Hit-Wonder zu erwarten ist. Elektronische Hymnen mit deutschen Texten, schnelle Beats, aber auch klassisches Songwriting dürften die beiden Tay näher gebracht haben. „Wir haben zusammen »Stillstand« geschrieben und komponiert", erklärt Schmedtmann. „»Stillstand« soll die vergangenen Jahre abschließen und gleichzeitig zeigen, wo ich jetzt hinwill – auch musikalisch."
Zur Neuausrichtung gehört auch, dass Tay nun mit einer eigenen, festen Band auftritt. Calvin Schröder, Lars Uhle, Marc Birkner, Josias Mateus und Lukas Uhle begleiten ihn auf den Konzerten. Die erste Tour ist in Planung. Termine stehen aber noch nicht.
Das künstlerische ist – zumindest was den Comeback-Song angeht – erledigt. Nun geht es darum, ihn zu vermarkten. Und weil bei Tay ohne großes Plattenlabel im Hintergrund die Kasse knapp ist, geht er einen unkonventionellen Weg: Er ruft zu Spenden auf.
Auf der Crowdfunding-Plattform »Startnext« startet seine Kampagne. 15.000 Euro will er sammeln, um einen Teil der Ausgaben, die er für den Song hatte, wieder rein zu holen. „Mir ist wichtig, klarzustellen, dass nichts davon in meine eigene Tasche fließt", sagt er. „Die Summe geht an die Produktion, an Studio-Musiker und für Studio-Miete drauf. Auch Musik-Videos und Promoter kosten viel Geld." Mit den 15.000 Euro sei es dabei noch nicht einmal getan. Als Anreiz bekommt jeder Fan, der eine kleine Summe besteuert, ein Dankeschön – in Form einer individuellen Videobotschaft, einer Mütze mit Tay-Logo bis hin zu einem persönlichen Wohnzimmerkonzert (ab 1.000 Euro). Und wenn er seine selbst gesetzt Marke nicht erreicht? Soll die Single trotzdem erscheinen.
Erhältlich sein wird »Stillstand« auf den bekannten Streaming-Diensten wie Spotify oder I-Tunes. Eine CD sei vorerst nicht geplant. Dass sei sehr aufwendig und finanziell vorerst nicht zu stemmen, sagt der Sänger. „Wenn die Zahlen irgendwann mal im grünen Bereich sind, dann vielleicht. Auch eine LP fänd ich geil."