
Steinhagen. Dank Aktien- und Immobilienboom vermehrte sich für manch Wohlhabenden das Geld in den vergangenen Jahren – fast – wie von selbst. Bei kleinen Konten sind die Zinsen hingegen geringer denn je.
Dazu passend rechnete das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kürzlich vor, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht: Das Einkommen des reichsten Zehntels der Bevölkerung erhöhte sich in den vergangenen 25 Jahren um 31 Prozent. Im Durchschnitt der privaten Haushalte betrug das Plus aber nur noch 18 Prozent. Das ärmste Zehntel der Bevölkerung ist heute sogar noch ärmer als noch vor 25 Jahren.
Ein Einkommensmillionär ist dazu gekommen
Auch am Beispiel Steinhagen lassen sich konkrete Entwicklungen festmachen: Eine interessante ist die gerade veröffentlichte Zahl der sogenannten »Einkommensmillionäre«, also der Menschen, die mehr als eine Million Euro Einkommen pro Jahr versteuern müssen. Und die steigt. Acht Einkommensmillionäre leben demnach in Steinhagen (die aktuellsten Zahlen, die die Steuerbehörden herausgeben, gelten noch für 2015). Ein Jahr zuvor waren es nur sieben.
Statistisch gesehen liegt die Gemeinde damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 2,7 Einkommensmillionären auf 10.000 Einwohnern. Von den 278 Kommunen, die der Landesbetrieb für Statistik vergleicht, kommt Steinhagen auf den guten 76. Platz.
Das Jahreseinkommen liegt über dem Landesdurchschnitt
Und was sagt das über den Gesamtwohlstand der Steinhagener Bürger aus? Erstmal wenig.
Aber das Landesamt erhebt noch weitere Zahlen zum Vermögen der Deutschen. So lässt sich nachhalten, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen der Steinhagener mit zuletzt 23.800 Euro (auch hier sind die aktuellsten Zahlen des Landesamtes für Statistik bereits von 2016) weit über dem Landesschnitt liegt. Das Einkommen versteht sich abzüglich Steuern und Sozialabgaben und zuzüglich empfangener Sozialleistungen. Und auch das Durchschnittseinkommen steigt weiter an.
Von der guten Wirtschaftslage profitieren aber nicht alle Bürger gleichermaßen. Während es für die Millionäre und auch noch für die Durchschnittsverdiener gut aussieht, bleibt die Zahl derer, die sich nicht aus eigener Kraft finanzieren können, ziemlich konstant.
Immer mehr leben dennoch unterhalb der Armutsgrenze
Dem Reichtum gegenüber steht eine bundesweit wachsende Zahl von Menschen, die nah an oder sogar unterhalb der relativen Armutsgrenze leben. Die zuständigen Behörden orientieren sich dabei am »Relativen Armutsbegriff«, der definiert, dass jemand arm ist, wenn er über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesellschaft verfügt. Bei einem Alleinlebenden sind das etwas mehr als 900 Euro netto im Monat, bei einer vierköpfigen Familie zwischen 1900 und 2400 Euro.
Regelmäßig verfolgt das Rathaus die Zahlen der Hartz–IV-Empfänger. 1.034 Steinhagener lebten demnach bis Ende 2018 im Monatsdurchschnitt in Bedarfsgemeinschaften die nach dem Sozialgesetzbuch II unterstützt wurden. Ähnlich viele waren es auch in den Vorjahren. Für die Berechnung einer echten Arbeitslosenquote ist Steinhagen indes zu klein. Der Kreis kommt auf eine Arbeitslosenquote von 4 Prozent und liegt damit deutlich unter ganz NRW (6,8 Prozent).
Altersarmut ist ein Steinhagen ein wachsendes Problem
Ein eindeutiger Anstieg lässt sich allerdings bei den Hilfebedürftigen nach dem Sozialgesetzbuch XII belegen. 208 Menschen bezogen 2018 im Schnitt diese Hilfen, also zum Beispiel Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung. 2014 waren es noch 160 gewesen. Für eine Zunahme der Altersarmut auch in der Gemeinde gibt es damit deutliche Anzeichen. Eine Entwicklung, die sich in der gesamten Republik aufzeigen lässt.
Danach lebten im Berichtsjahr in der Stadt unter den 8.801 Einwohnern sieben Einkommensmillionäre. Das macht acht Einkommensmillionäre je 10.000 Einwohner. Borgholzhausen schafft es damit landesweit auf den 8. Platz. Die höchste Millionärsdichte unter den 396 nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden hat Meerbusch im Kreis Neuss mit einer Quote von 14,9 je 10.000 Einwohner.
Im Kreis Gütersloh liegt Verl auf Platz 2. Hier leben 18 Einkommensmillionäre, je 10.000 Einwohner also 7,1. Gegenüber dem Jahr 2014 bedeutet dies einen Rückgang um drei Personen. Im landesweiten Ranking fällt Verl damit von Platz 6 auf Platz 15 zurück.
Kreisweit gesehen folgen Schloß Holte-Stukenbrock (5,9) und Rietberg (5,4). Für beide Städte weisen die Düsseldorfer Statistiker 16 Einkommensmillionäre aus. Hinter Harsewinkel (5,2), Versmold (4,7) und Rheda-Wiedenbrück (4,4) rangiert die Stadt Gütersloh im Kreis auf dem 8. Platz. In der Stadt lebten 2015 42 der kreisweit insgesamt 166 Einkommensmillionäre. Auf 10.000 Einwohner sind es nach der Statistik des Landesamtes 4,3.
Aus den Gemeinden Herzebrock-Clarholz und Langenberg liegen keine Zahlen vor.