
Steinhagen. »17,14 Minuten«, auf diese Zeit summieren sich die Stromausfälle der Steinhagener Haushalte 2017 (aktuellste Zahlen) im Durchschnitt. „Das ist Jammern auf höchstem Niveau", erklärt Stefan Lütgemeier, Chef der Gemeindewerke, die Statistik im HK-Gespräch. Im bundesweiten Vergleich löse das Steinhagener Stromnetz sehr selten sogenannte »ungeplante Unterbrechungen« aus, weil es überdurchschnittlich gut gepflegt sei.
Trotzdem kommen einzelne Haushalte auf deutlich höhere Ausfallzahlen, andere hatten in dem Jahr überhaupt keine Probleme. Vollständig vermeiden ließen sich Stromausfälle nicht. „Im Wesentlichen liegt es an den Witterungseinflüssen. Technische Anlagen gehen einfach auch mal kaputt", so der Fachmann.
Zu den ungeplanten Stromausfällen kommen allerdings noch rund 30 lokale Unterbrechungen im Jahr für Wartungsarbeiten, die sich allerdings noch vermeiden lassen.
Versorgungssicherheit
Diese und andere Zahlen präsentierte der Stromversorger jüngst im Ratssaal. „Im Aufsichtsrat der Gemeindewerke gab es den Wunsch, so eine Übersicht zu erarbeiten", sagt Lütgemeier. Die Präsentation läuft unter dem Namen »Versorgungssicherheit Energieversorgung« und beschäftigt sich sowohl mit den Risiken im Strom- als auch im Gasnetz.
Auf beide haben die Gemeindewerke allerdings nur beschränkten Einfluss. „Wir leiten nur weiter", erläutert Lütgemeier. Eingespeist ins Steinhagener Netz werde der Strom am Umspannwerk an der Bahnhofstraße direkt an der Autobahn.
Freileitungsrückbau
Um die Versorgungssicherheit weiter zu verbessern, werden die Gemeindewerke in den kommenden Jahren im Außengebiet, insbesondere in Brockhagen, mehrere Millionen Euro in die Hand nehmen. Das »Freileitungsrückbaukonzept« sieht vor, die sogenannten Mittelspannungsleitungen unter die Erde zu bringen. „Die Niedrigspannung liegt spätestens seit den 1990er Jahren in der Erde", so Lütgemeier. Niedrigspannung bezeichnet die direkten Hausanschlüsse. „Oberirdische Mittelspannungsleitungen gibt es aber noch einige", so der Gemeindewerke-Chef.
Im kommenden Jahr soll damit begonnen werden, diese Masten zurückzubauen. „Die gesamte Maßnahme kann aber durchaus zehn bis 15 Jahre dauern", so Lütgemeier. Gründe, Kabel unter die Erde zu legen, gebe es mehrere: „Die Erdkabel sind wartungsarmer und nicht so empfindlich gegen die Witterung. Das Erhöht die Versorgungssicherheit."
Wie groß die Anfälligkeit von Freileitungen ist, zeigen die Zahlen: Von den 17 Minuten durchschnittlichem Stromausfall wurden 16,3 durch das teils oberirdische Mittelspannungsnetz verursacht, nur 0,8 Minuten wurden von Schäden im unterirdischen Niederspannungsnetz verursacht.
Krisenpläne
Darüber hinaus existieren bei den Gemeindewerken auch Pläne für den Krisenfall, wie im neuen Bericht zu lesen ist. Nach Vorgaben der EU wägen die Verantwortlichen darin ab, was bei einer Unterversorgung des Gas- oder des Stromnetzes zu tun ist. Zu den möglichen Konsequenzen gehört auch die Abschaltung von weniger »schützenswerten«Kunden. Dazu ist es allerdings in den Jahren, in denen Stefan Lütgemeier bei den Gemeindewerken arbeitet, noch nie gekommen.