Von Erfrischen bis Frisieren: So kommen die Haller durch die Hitze-Tage

Halle. Dienstag, 13 Uhr, Haller Innenstadt. Es ist verdammt leer auf den Straßen. Gut, dass gerade kein Tennis-Influencer unterwegs ist, sonst wäre jetzt bei Instagram schon das &bdquo;Bürgersteige hochgeklappt 2.0“-Video online. Aber ähnlich wie beim New Yorker Gabe Escobar, der kürzlich während des ATP-Tennisturniers durch die Stadt schlenderte und eine Mischung aus Angst, Einsamkeit und Heimeligkeit verspürte, ist auch beim Hitzehoch Anita das Eiscafé Ceotto ein sicherer Garant für menschliche Präsenz. Etwas abseits auf der Bank sitzen Nicole Borgelt und ihr Sohn Fiete und lecken an einem erfrischenden Eis. &bdquo;Fiete geht zur Grundschule Künsebeck und hatte kein Hitzefrei, weil dort heute und morgen die Kennenlerntage für die neuen Erstklässler sind“, erklärt Nicole Borgelt. Sie selbst hat den Vormittag im Homeoffice verbracht und so langsam spürt man, dass die Sonne so richtig brennt. &bdquo;Jetzt gönnen wir uns erst einmal ein Eis“, sagt Nicole Borgelt. Sie wirken entspannt, die Hitze bringt sie nicht aus der Ruhe. Lesen Sie auch: Influencer macht sich über Halle lustig Fiete hat sich für die Klassiker Nuss und Schokolade entschieden und freut sich schon auf den Nachmittag. &bdquo;Da springen wir dann zu Hause in den Pool“, sagt der Achtjährige. Dann ist auch sein kleiner Bruder mit dabei, dem sie den Ausflug zur Eisdiele eigentlich verschweigen wollten. &bdquo;Gut, dass er noch keine Zeitung liest“, sagt Nicole Borgelt mit einem Lächeln. Vor der Erfrischung in der Waffel hatte sich Fiete erst einmal Luft am Kopf verschafft und war schräg gegenüber im Friseursalon Wagener. Haller Goldschmied kennt den Grund für die Hitze Dort läuft das normale Tagesgeschäft, schließlich wurden die meisten Termine schon vor Tagen und Wochen abgemacht. &bdquo;Es ist aber auch im Moment noch recht kühl bei uns, wir können gut durchlüften“, sagt Heike Wagener-Isaides, die gemeinsam mit ihrer Schwester Silke Rabe den seit mehr als 120 Jahren hier ansässigen Salon seit 2016 führt. Für Mittwoch hat sie schon etwas mehr Sorgen. &bdquo;Dann hat sich der Salon aufgeheizt“, sagt Wagener-Isaides. Dazu bei tragen auch einige Teile des Inventars, wie etwa Trockenhauben oder Haartrockner. Auf die kann der Kunde, der gerade durch die Tür kommt und sich kurz zuvor spontan einen frei gewordenen Termin gesichert hat, verzichten. Es ist Goldschmiedemeister Wolfgang Otterpohl, der gleich um die Ecke sein Geschäft hat. &bdquo;Die Temperaturen stören mich nicht so, es ist halt Sommer“, sagt er und liefert somit die wohl plausibelste Erklärung für die brütende Hitze mit. Er habe das Geschäft eigentlich eher schließen wollen, da es seit dem Mittag doch ruhig wurde. &bdquo;Mein syrischer Mitarbeiter Feras Kastoun wollte aber noch weitermachen, also bin ich zum Friseur gegangen“, sagt Otterpohl und lüftet kurz darauf seine Schiebermütze, damit die gewünschte Dienstleistung beginnen kann. Für Kollege Kastoun seien 35 Grad keine Besonderheit, gleichwohl sei er es aus der Heimat aber auch gewohnt, dass die meisten Gebäude mit Klimaanlagen ausgestattet sind. Angenehme Kühle in der Haller Bäckerei Diese hat auch die Bäckerei Brinkhege in der Sparkassen-Passage. Statt vom Backofen zusätzlich angeheizter Warmluft herrscht in der Bäckerei eine angenehme Kühle. &bdquo;Es läuft ganz gut, allerdings haben wir heute schon etwa ein Drittel weniger Kunden als sonst“, erklärt eine Mitarbeiterin. Die Klimaanlage möchte sie schon aus eigenem Interesse nicht missen und somit blickt sie auch entspannt dem Mittwoch entgegen. Keinen Kaffee gibt es an diesem Markt-Dienstag hingegen bei Walter Carotta und seiner Ape. Die Institution des Wochenmarktes, die auch immer für einen Plausch zu haben ist, ist lieber zu Hause geblieben. Die Nachfrage nach einem Heißgetränk wäre wohl zu gering gewesen. Gleiches gilt wohl für den Witwe-Bolte-Hähnchenwagen, der dienstags ab 11.15 Uhr eigentlich unweit des Lidl seine Brathähnchen anbietet. Er hat sich den Weg nach Halle gespart. Da freuen sich die Hähnchen angesichts dieser lebensverlängernden Maßnahme, und auch der Verkäufer, denn der wäre sonst in seinem Wagen wohl selbst von allen Seiten gegrillt worden. Seinen Stammplatz vor der Sparkasse eingenommen hat hingegen Rainer Baumhüter aus Kölkebeck mit seinem Obst- und Gemüsestand. &bdquo;Uns geht es gut. Wir stehen im Schatten und haben genug Essen und Getränke dabei“, sagt Baumhüter. Am Mittwoch werde es für ihn noch einmal eine Nummer härter. &bdquo;Da stehen wird auf dem Wochenmarkt in Paderborn. Auf dem Domplatz, in der prallen Sonne.“ Lesen Sie auch: Hitzewelle in OWL – Experten warnen vor Gefahren Bauarbeiter in Halle nervt nur der Schatten Bleibt am Ende noch der Mann, der mit der Hitze an diesem Tag wohl am besten klarkommt. Ioan Stoica steht in langer Latzhose und T-Shirt an der Baugrube an der Rosenstraße. Ihm rinnt kein einziger Schweißtropfen von der Stirn. &bdquo;Die Hitze an sich ist gar nicht so schlimm. Ins Schwitzen komme ich nur, weil ich zwischendurch immer in den Schatten muss und mir danach die Sonne viel heißer vorkommt“, sagt Stoica. Gleichwohl hat der Chef der Truppe der G+W Tief- und Rohrleitungsbau GmbH aus Rheda-Wiedenbrück das Dienstende für 14 Uhr angeordnet und den Mittwoch komplett vom Dienstplan gestrichen. Permanent in der Sonne arbeiten wäre somit sein Tipp, der wohl bei Medizinern wenig Anklang finden würde. Schatten ist in den Augen des sonnenerprobten Bauarbeiters wohl eher was für Weicheier. In diesem Sinne. Kommen Sie gut durch den Mittwoch und gönnen Sie sich dennoch ruhig Schatten, Eis oder einen Sprung in den Pool. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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