Große Gefahr Tierseuchen

Landwirte aus dem Altkreis Halle unter Schock - jetzt bekommen sie Hilfe

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg erschreckt viele heimische Landwirte. Sie sorgen sich vor einer Verbreitung bis in unsere Region. Aufklärung kommt von oberster Stelle.

Unser Archivbild zeigt einen Amtstierarzt, wie er auf einem landwirtchaftlichen Betrieb bei einer Übung zur Bekämpfung von Tierseuchen eine Kuh nach Anzeichen der Maul- und Klauenseuche untersucht. | © Harald Tittel

Anja Hanneforth
16.01.2025 | 16.01.2025, 10:08

Halle/Werther. Als in der vergangenen Woche die Nachricht vom Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einer Büffelherde in Brandenburg bekannt wurde, war dies für heimische Nutztierhalter ein Schock. Vor allem die älteren unter ihnen haben noch die schrecklichen Bilder aus den 1980er-Jahren und davor vor Augen, als ganze Tierbestände gekeult werden mussten. Was jetzt unbedingt getan oder besser gelassen werden sollte, dafür hat der Landwirtschaftliche Ortsverband Werther eine der kompetentesten Gesprächspartnerinnen eingeladen, die in diesem Land zu haben sind: Prof. Dr. Christa Kühn, Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts, wird am Freitag, 24. Januar, 19.30 Uhr, zu einem Vortrags- und Diskussionsabend im Landhotel Jäckel in Halle erwartet.

„Wir hätten nie gedacht, dass wir einen so schlimmen aktuellen Anlass für die Veranstaltung haben würden“, gibt Ulrich Wittenbrock vom Landwirtschaftlichen Ortsverband aus Werther zu. Als man vor einem Jahr die Einladung an Christa Kühn ausgesprochen und den Termin festgemacht habe, hätten vor allem die Blauzungenkrankheit und die Afrikanische Schweinepest die größte Bedrohung dargestellt. „Und jetzt das. Das ist wirklich dramatisch.“

Ulrich Wittenbrock sagt dies nicht nur, weil erkrankte Tiere teils qualvoll leiden und betroffene sowie mitunter auch nahe gelegene Bestände vernichtet werden müssen. Nur so kann eine weitere Ausbreitung eingedämmt werden. Er sagt dies auch, weil es eine erneute Hiobsbotschaft für die Landwirte ist, die sich gegen immer neue Ausbrüche von Krankheiten wappnen müssen.

Ist ein Tier erkrankt, werden alle im Bestand getötet

Dass der Abend nicht in Werther stattfindet, sondern in Halle, liegt an den deutlich größeren Räumen dort. Denn die Wertheraner laden zusammen mit ihrem Co-Veranstalter, dem Verein für ländliche Fortbildung im Kreis Gütersloh, auch die Landwirtschaftlichen Ortsvereine aus Halle, Borgholzhausen und Steinhagen ein. Außerdem alle anderen Nutztierhalter und Interessierte aus der Region.

Thematisch wird es an diesem Abend zwar allgemein um das Thema Tierseuchenbekämpfung gehen. „Doch wir rechnen fest damit, dass der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche einen großen Stellenwert einnehmen wird“, ist sich Ulrich Wittenbrock sicher.

Nach Aussage des Friedrich-Loeffler-Instituts handelt es sich bei der Maul- und Klauenseuche um eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren - also bei Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Doch auch Zoo- und Wildtiere können erkranken. Eine Behandlungsmöglichkeit gibt es nicht. Ist in einem Betrieb auch nur ein einziges Tier erkrankt, muss der gesamte Bestand im Stall getötet und „unschädlich beseitigt“ werden, wie es in einer aktuellen Mitteilung heißt.

Letzter Ausbruch 1988

Den letzten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Deutschland gab es 1988 in Niedersachsen. In Europa wurde der letzte Ausbruch 2011 aus Bulgarien gemeldet. Davor waren 2001 das Vereinigte Königreich und in der Folge Frankreich, Irland und die Niederlande betroffen.

Dass es aber noch eine Fülle anderer, ebenfalls häufig tödlich verlaufender Tierseuchen gibt, findet sich bei einem Blick auf die Homepage des Friedrich-Loeffler-Instituts. Jüngst vorgekommen sind in Deutschland unter anderem die Afrikanische Schweinepest, die Vogelgrippe und die Blauzungenkrankheit.

Christa Kühn, Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts, wird zu einem Vortrag in Halle erwartet. - © picture alliance/dpa
Christa Kühn, Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts, wird zu einem Vortrag in Halle erwartet. (© picture alliance/dpa)

In Christa Kühn haben die Gastgeber eine ausgewiesene Expertin eingeladen. Die gebürtige Mellerin studierte Veterinärmedizin in Hannover, promovierte 1989 und habilitierte 2005. Seit 1992 ist sie am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie am Friedrich-Loeffler-Institut tätig, seit 2004 in Führungspositionen - zuletzt als Leiterin des Instituts für Genombiologie. 2014 folgte sie dem Ruf der Universität Rostock und hat seitdem die Professur „Genetik der Krankheitsresistenz“ inne. 2023 wurde sie zur Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts berufen.

Diskussionen ausdrücklich erwünscht

Dieses hat 820 Mitarbeitende an fünf Standorten. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit ist eine selbstständige Bundesoberbehörde. Im Mittelpunkt der Einrichtung stehen die Gesundheit landwirtschaftlicher Nutztiere sowie der Schutz der Menschen vor Zoonosen, also zwischen Tier und Mensch übertragbaren Infektionen.

Nach dem Vortrag bei Jäckel besteht ausreichend Zeit für Diskussionen. Darüber hinaus ist geplant, dass Verena Freyda vom Kreisverband Gütersloh über aktuelle Dinge berichtet.