Schulentwicklung

Schülerzahlen in Halle bleiben stabil - Verantwortliche schöpfen neuen Mut

Fachleute stellten jetzt die Prognose für die kommenden Jahre vor. Wie Halle dem dramatischen Geburtenjahrgang trotzt und was die Planer den Entscheidern vor Ort ins Pflichtenheft schreiben.

Trotz deutlicher Geburtenrückgänge können die Haller Grundschulen mit stabilen Größen der Jahrgänge planen. | © Sebastian Gollnow

Marc Uthmann
30.09.2024 | 30.09.2024, 14:02

Halle. Wie entwickeln sich die Schülerzahlen in Halle bis zum Schuljahr 2029/30? Was bedeutet das für die vier Grundschulen und nicht zuletzt die Haller Gesamtschule? Diese Fragen standen bei der Fortschreibung des Schulentwicklungsplans im Fokus. Die Projektgruppe Bildung und Region (biregio) hatte diese Aufgabe erneut übernommen, und Autor David Rupp präsentierte ihre Ergebnisse jetzt im Schulausschuss.

Eine gute Nachricht rückte Rupp in den Fokus: Die Bevölkerung der Stadt Halle sei im Vergleich zum jüngsten Schulentwicklungsplan auf der Basis des Jahres 2022 nochmals gewachsen. Denn nur so werden die bundesweit dramatischen und auch vor Ort eindeutig zu erkennenden Geburtenrückgänge teilweise kompensiert: Auf eine Spitze von rund 225 Geburten in Halle, deren Einschulung bevorsteht, folgt ein Absturz auf rund 150 Geburten. Die Tendenzen seien in den Grundschulbezirken gleich, berichten Rupp und Mitautorin Heike Schrade. „Nur im Einzugsbereich der Grundschule Hörste ist die Zahl der unter Einjährigen zuletzt wieder gestiegen: allerdings auf einem so niedrigen Niveau, dass keine Trendumkehr zu konstatieren ist.“

Dennoch zeigten sich im Vergleich zum jüngsten Schulentwicklungsplan „erhebliche Zuwächse in den planungsrelevanten Altersgruppen“ – das heißt insbesondere bei den Grundschulkindern (rund 150), den Kindern und Jugendlichen im Alter der Sekundarstufen I und II (rund 110 beziehungsweise 60) sowie den aktuellen und potenziellen „Jung-Eltern“ zwischen 30 und 40 Jahren (rund 275). Die Wegzüge im Alter zwischen 20 und 30 hätten demgegenüber von rund 250 auf rund 150 abgenommen.

Mehr Übergänge auf die weiterführenden Schulen

„Angesichts eines weiterhin in beachtlichem Umfang geplanten Wohnungsbausund generativem Wechsel wird trotz der Geburtenrückgänge daher von einer positivenBevölkerungsprognose ausgegangen“, heißt es im Bericht. Die Grundschulprognose senkt die biregio nur vorübergehend, die Einbrüche seit 2022 werden also nicht dauerhaft fortgeschrieben - „im Gegenteil wird die Annahme wieder steigender Geburtenzahlen zugrundegelegt“.

Unterm Strich werden die Grundschulen laut Prognose im mittelfristigen Planungszeitraum bis zum Schuljahr 2029/30 noch eine höhere Kinderzahl beschulen als im zurückliegenden Sechsjahreszeitraum. Im Vergleich zum vergangenen Plan ergeben sich sogar Steigerungen in der Größenordnung einer kleinen Grundschulklasse. Was besonders im Zuge der aktuellen Debatte um die Gesamtschule wichtig ist: Die potenziellen Übergänge auf die weiterführenden Schulen werden anwachsen.

Gartnisch kommt laut Prognose weiterhin auf volle drei Parallelklassen mit der Möglichkeit von Mehrklassenbildungen, Hörste kommt auf schwache zwei Züge, Künsebeck auf zwei, die Lindenschule auf drei Züge. „Änderungen erscheinen somit nicht angezeigt“, resümieren Rupp und Schrade. Auch das Übergangsverhalten beim Wechsel von der Grund- auf die weiterführende Schule sei weitgehend unverändert; allerdings habe die Bedeutung der Schulform Realschule weiter abgenommen - sie spielt nur noch in Gartnisch und Künsebeck eine Rolle. Die Schulform Gesamtschule hat im Verhältnis zur Schulform Gymnasium wieder Anteile zurückgewonnen. „Jedoch führt das die Haller Gesamtschule noch nicht aus der Talsohle“, betonen die Planer.

Gesamtschule weiter in der Pflicht, für sich zu werben

Und auch, wenn weniger Schülerinnen und Schüler aus der Stadt hinaus- und mehr hineinpendelten, müsse das nicht zwingend mit einer besseren Annahme der Gesamtschule zusammenhängen. Womöglich resultierten die Veränderungen „vielmehr von dem Druck von Ablehnungen durch die vollen auswärtigen Schulen. Letzteres erscheint plausibler.“ Gleichwohl gelte festzuhalten, dass bei steigenden Übergängen aus den Grundschulen ein Übergangsanteil von rund 40 Prozent auf die eigene Gesamtschule die Dreizügigkeit bereits mehr als komfortabel sichern würde.

„Die optimistische Grundannahme, dass die Haller Gesamtschule stabil geführt werden kann, bleibt begründet“, schreiben die Autoren. „Die Notwendigkeit, ihre Attraktivität zu stärken beziehungsweise ihren Wert besser zu vermitteln, wird angesichts der laufenden Diskussion allerdings immer dringlicher.“

Der Bericht der biregio wurde im Schulausschuss positiv aufgenommen, weil er der Haller Schullandschaft im Allgemeinen und der Gesamtschule im Speziellen positive Perspektiven bescheinigte. „Wir haben überwiegend stabile Zahlen“, betonte der Ausschussvorsitzende Jörg Witteborg gegenüber dem HK. „Wir dürfen optimistisch sein, was das Halten der Kinder vor Ort angeht. Und es gibt das Potenzial von 100 Haller Eltern, die eine Gesamtschule wünschen. Hinzu kommt die klare Tendenz, dass es weniger Anmeldungen an der Steinhagener Realschule aus Halle gibt.“ Es gehe nicht zuletzt darum, die Kooperation zwischen Gesamtschule und Kreisgymnasium zu erhalten, „weil sie wichtig für das Bildungsangebot der Stadt ist“.