Grundstück mit See: Hallerin sucht Nachfolge für ihre Hundeschule

Halle-Hörste. Hinterher ist man immer schlauer. Das weiß nun auch Ilona Kleinjohann, wenn sie an den Anruf einer Tierärztin aus Niedersachsen zurückdenkt, die ihr kurz vor Pandemiebeginn eine Million Euro für die Immobilie auf dem knapp 10.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Versmolder Straße geboten hatte. &bdquo;Da kann ich jetzt nur noch von träumen“, sagt die Hundetrainerin, die hier seit einigen Jahren die Hundeschule &bdquo;Hundelogik“ betreibt. Im Sommer bot sie ihr gut 100 Jahre altes Haus, in das sie viel Arbeit gesteckt hat, noch für 798.000 Euro an, mittlerweile könnte man es für 700.000 Euro kaufen. Man könnte, denn das Problem besteht darin, dass die Immobilie aufgrund ihrer Größe schwer vermittelbar ist. &bdquo;Ich fühle mich zwar wie 30, obwohl ich 59 Jahre alt bin, aber mir wird das hier alles zu viel“, sagt die in Essen geborene Kleinjohann. Das Grundstück mit der großen Trainingswiese, dem Pool und dem Badeteich für die Vierbeiner ist einfach zu groß. Es bedarf regelmäßiger Pflege. Im Sommer zieht sie einen Schlussstrich &bdquo;’Malochen wie eine Irre’, das ist immer mein Lebensmotto gewesen“, sagt Kleinjohann. Sie hat gerne ihre Freizeit den Tieren geopfert, dennoch ist es auch eine gewisse Last, nie wegfahren zu können. &bdquo;Ich hatte nie Urlaub, bin nie weggefahren, sondern habe sieben Tage die Woche gearbeitet.“ Nun wolle sie kürzertreten, in kleinerem Rahmen an einem anderen Ort als Hundetrainerin weiterarbeiten. Aber auch diese Suche verläuft bisher erfolglos. Bis dahin geht das Geschäft an der gewohnten Adresse weiter, der Abschied ist jedoch beschlossen. Viele ihrer Kunden haben ihr gegenüber schon den Wunsch geäußert, dass Kleinjohann doch bitte in der Region weitermachen solle. Im Sommer entscheidet sie sich zur Aufgabe und bittet einen Immobilienmakler, das Grundstück samt Immobilie zu verkaufen. &bdquo;Es gab seitdem zwei Interessenten“, erzählt Kleinjohann. Zum einen habe eine Lübeckerin angefragt, die unweit der Ostseeküste eine Hundeschule betreibt, aber die Räume bald verlassen muss. &bdquo;Sie wollte hier direkt alles übernehmen, aber der Preis, den sie bot, war viel zu niedrig“, sagt Kleinjohann. Der zweite Interessent war ein Russe. &bdquo;Er sagte mir ’Ilona, Geld ist kein Problem, aber ich will mit meiner Familie sofort einziehen.“ Das ging natürlich auch nicht. &bdquo;Ich muss ja selbst erst mal schauen, wo ich bleibe. Und meine vier kommen mit“, sagt sie und meint damit ihre drei Hunde sowie Wölfin Sitala, die sie praktisch großgezogen hat und die seit zwölf Jahren bei ihr lebt. Und natürlich packen auch die beiden Ponys ihre Umzugskartons und werden Kleinjohann zu deren neuen Wohnort begleiten. &bdquo;Das ist meine Familie, die kommt mit“, sagt die 59-Jähige. Corona macht das Pensionsgeschäft kaputt &bdquo;Ich bin hier seit 2008 und war vorher mit meiner Hundeschule in Brockhagen“, sagt Kleinjohann. All die Jahre habe sie viel Spaß an der Arbeit gehabt und das Geschäft sei gut gelaufen. &bdquo;Corona hat mir dann aber das Genick gebrochen“, sagt sie. In ihrer gut laufenden Hundepension herrschte plötzlich gähnende Leere. Herrchen und Frauchen fuhren nicht mehr in den Urlaub und somit brauchten sie auch keine Übergangsbetreuung für ihren Vierbeiner. &bdquo;Der Kredit läuft weiter, Sie müssen die Raten zahlen“, hörte sie nur noch von ihrer Bank, während die Einnahmen über Monate hinweg gegen null tendierten. &bdquo;Ich habe dann das Obergeschoss umgebaut und vermiete seitdem dort zwei Wohnungen mit 81 und 122 Quadratmetern“, sagt Kleinjohann. Sie möchte auf jeden Fall als Hundetrainerin weiterarbeiten und sucht daher auch eine neue Schule, gerne in der Region, obwohl sie als Ruhrgebietskind und Weltenbummlerin, die schon längere Zeit in Kanada, England und Thailand gelebt hat, schon weit rumgekommen ist. Zechenhund weckt ihre Leidenschaft Ihre Liebe zu Hunden verspürte sie schon in der frühen Kindheit. Zum einen hatte schon ihr Großvater, der seit 1944 in Ostpreußen als vermisst gilt, Hunde ausgebildet und die Weichen innerhalb der Familie gestellt und zum anderen fand sie als Kind auf einem Zechengelände einen Hund, den sie mit nach Hause nahm. &bdquo;Wir waren beste Freunde. Da war das Eis gebrochen“, sagt Kleinjohann. Beruflich auf den Hund gekommen ist sie erst etwas später, über den Umweg einer Lehre zur Kfz-Mechanikerin. Grund war damals ein Vorfall in Bielefeld. Kleinjohann wurde von einem Hund angegriffen und schwer verletzt. &bdquo;Der Hund wurde getötet, stattdessen hätte man den Fehler lieber beim Menschen und somit beim Hundehalter suchen sollen“, sagt Kleinjohann. Fortan wollte sie durch gute Ausbildung mitverhindern, dass Hunde vorverurteilt werden. Zum Grundstück der Schule &bdquo;Hundelogik“ gehören auch eine riesige Auslauf- und Trainingsfläche, ein Badesee für die Tiere, ein Pool für Zweibeiner und ein Gartenhäuschen mit einer Grundfläche von 20 Quadratmetern, das mit einer eigenen Konzession ausgestattet ist, so dass hier Kaffee und Kuchen angeboten werden können. Kleinjohann wohnt derzeit noch selbst in dem Gebäude. Sie könnte sich dort am ehesten eine neue Hundeschule vorstellen, aber auch ein Mehrgenerationenhaus wäre eine Möglichkeit.

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