Rätselhaft: Super getankt, Diesel bekommen

Halle-Künsebeck. Dass der Stopp an der Tankstelle seit einigen Wochen richtig teuer geworden ist, dürfte sich längst rumgesprochen haben. Auf die letzte Tankfüllung von Melanie K., die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, folgte jedoch eine Rechnung von rund 450 Euro. Diese hatte sie von ihrer Werkstatt erhalten, nachdem im Tank ihres Benziners auch etwas Diesel festgestellt worden war. Wie der da reingekommen ist, weiß niemand, allerdings sieht K. einen Zusammenhang mit ihrem Tankstellenbesuch. &bdquo;Ich habe in diesem Jahr immer an derselben Tankstelle getankt", erklärt die junge Mutter gegenüber dem Haller Kreisblatt. Dies sei die Jet-Tankstelle an der Brackweder Straße in Künsebeck gewesen. Am 29. März tankte sie dort ihren Skoda Koraq erneut auf, aber schon kurz darauf fing der Motor an zu stottern. &bdquo;Ich war auf der A 33 unterwegs und schaffte es so eben noch bis zur Ausfahrt in Steinhagen", erinnert sich K. an den Vorfall. Sie rief den Abschleppdienst und der fragte sie direkt, wo sie das letzte Mal getankt habe. Der Pannendienst aus Jöllenbeck hatte dabei aber eher eine Freie Tankstelle in Bielefeld im Visier, denn dort habe es zuletzt häufiger Fälle gegeben, in denen Diesel im Super-Tank gelandet war. Von der Haller Tankstelle sei ihm kein Fall bekannt, bestätigt der Abschleppunternehmer auf HK-Anfrage. Man habe aufgrund von falschen Mischungen im Tank kürzlich einige Auftragsfahrten gehabt, aber alle hätten eindeutig im Zusammenhang mit der Bielefelder Tankstelle gestanden. Lesen Sie auch: Mehrwertsteuer auf Null bei Benzin und Essen? Dass Diesel offenbar der Verursacher des Schadens ist, hat K. in ihrer Werkstatt erfahren. &bdquo;Wir haben Diesel im Tank gefunden, aber natürlich wissen wir nicht, wie der da reingekommen ist", bestätigt Andre Stolte, Serviceberater im Isselhorster Skoda-Autohaus Brinker. Zudem könne man nicht mehr sagen, wie hoch der Dieselanteil im Super war. Der Fall von Melanie K. sei jedoch ein Einzelfall gewesen. Zwar gäbe es ab und zu Fälle von falscher Betankung, aber dann hätten die Kunden auch an der Zapfsäule komplett danebengegriffen. &bdquo;Manche schaffen es immer mal wieder, den falschen Kraftstoff in den Tank zu füllen", sagt Stolte. Eigentlich ist dies jedoch nur schwer möglich, da der Diesel-Tankrüssel dicker ist und nicht in die Benzinöffnungen passt. Andersrum geht es auch nur schlecht, da gerade bei neueren Autos eine entsprechende Sicherheitssperre an der Tanköffnung verbaut ist. &bdquo;Besonders teuer kann es werden, wenn Super im Dieseltank landet. Man sollte einfach niemals den falschen Kraftstoff tanken", gibt Stolte einen einfachen, aber sinnvollen Tipp. Eine Reparatur könne im Extremfall 4.000 Euro kosten. Allerdings ist sich Melanie K. ganz sicher, dass sie nicht zum falschen Zapfhahn gegriffen hat. &bdquo;Ich war ja auch noch einmal an der Tankstelle und habe mit dem Pächter gesprochen", sagt K. Dieser sei sehr verständnisvoll und hilfsbereit gewesen und habe sich mit ihr das Überwachungsvideo angeschaut, auf dem deutlich zu erkennen sei, dass K. Super getankt habe. Lesen Sie dazu: Rekord-Preissprung bei Benzin und Diesel Harun Gebes, seit etwa einem Jahr Pächter dieser Tankstelle, tut es leid, dass seine Kundin solch eine hohe Reparaturrechnung stemmen muss. &bdquo;Es hat keinen weiteren Fall gegeben, ich kann mir das nicht erklären", sagt Gebes und verweist für weitere Fragen auf die Pressestelle der Tankstellenkette, die zu der US-amerikanischen Mineralölgesellschaft Phillips 66 gehört und bundesweit rund 800 Tankstellen betreibt. &bdquo;Es tut uns sehr leid, dass Frau K. die beschriebenen Probleme mit Ihrem Fahrzeug hatte. Der Fall ist uns bekannt", bestätigt Jet-Pressesprecher Oliver Dupke. Man könne jedoch ausschließen, dass der bei Jet getankte Kraftstoff die Ursache für diese Probleme gewesen sei. &bdquo;Die Qualität unserer Kraftstoffe entspricht zu jeder Zeit den gesetzlichen Vorgaben und unseren eigenen, strengen Qualitätsstandards. Die Tanks der Tankstellen werden sortenrein betrieben und der Kraftstoff von unseren Vertragsspediteuren in Tanklastzügen angeliefert, die mit mehreren Kammern für unterschiedliche Kraftstoffsorten ausgestattet sind", erklärt Dupke. Somit sei eine für Motoren schädliche Vermischung verschiedener Kraftstoffsorten ausgeschlossen. Rechtsschutzversicherung rät von einer Klage gegen die Mineralölgesellschaft ab &bdquo;Zudem sind keine weiteren Fälle dieser Art aufgetreten – auch dies ist für uns ein eindeutiger Hinweis darauf, dass der in Halle verkaufte Kraftstoff den Qualitätsrichtlinien entsprochen hat und nicht die Ursache für die bedauerlichen Motorenprobleme war", sagt Dupke. Die Rechtsschutzversicherung von Melanie K. hat übrigens geraten, von einer Klage gegen die Mineralölgesellschaft abzusehen. &bdquo;Sie meinten, dass diese hoffnungslos sei. Zurück bleibt nun eine hohe Rechnung, für die ich einfach nicht verantwortlich bin", sagt K. verärgert.

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