

Halle. Auf ihren Samtpfoten schleichen sie durch Haller Gärten und entzücken so manchen Tierfreund, der in seinen Vorräten nach einer Dose Thunfisch sucht. Doch das Füttern wilder Katzen hat einen Haken: Wer sie regelmäßig füttert, übernimmt auch die Verantwortung – einschließlich der Kastrationspflicht. Das betonen die Stadt Halle und das Tierheim Bielefeld nicht ohne Grund – seit Monaten müssen sie sich immer wieder um große Katzenpopulationen in Halle kümmern. Obwohl noch im November 27 Katzen im Bereich Sandkamp/Oststraße eingefangen und kastriert wurden, musste das Tierheim jetzt erneut tätig werden. Dieses Mal wurden zwischen Ende März und Mitte April 24 Katzen mit aufgestellten Fallen am Gartnischer Weg erwischt.
In der Hoffnung, die gesamte Gruppe kastriert zu haben, wurden die Streuner nun in einem Privatgarten innerhalb ihres Reviers wieder freigelassen. Dort sollen sie zukünftig eine Futterstelle bekommen. Das Tierheim unterstützt die Privatleute dabei, die ebenfalls bereit waren, die Fallen im Garten aufstellen lassen. Eine Hilfe, die enorm wichtig war, erläutert Florence Köster. „Wir sind darauf angewiesen, dass sich Leute bei uns melden." Dementsprechend sei das Tierheim über Hinweise aus Halle immer dankbar, betont die Mitarbeiterin. Dass sie tatsächlich alle wilden Katzen in der Umgebung kastriert haben, bezweifelt sie: „Ich habe das Gefühl, wir sind noch nicht am Ende, aber vielleicht können wir das Elend eindämmen."
Wie hat das angefangen?
Die unkontrollierte Vermehrung von Katzen birgt Gefahren: Viele verwilderte Tiere leiden unter Hunger, haben verklebte Augen oder sind verletzt. „Eine Katze hat ihren Kopf anscheinend so tief in eine scharfkantige Dose gesteckt, dass sie sich daran unter den Augen aufgeschnitten hat", berichtet Florence Köster. Und auch schwere Katzenkrankheiten verbreiten sich durch die unkastrierten Tiere. „Wenn wir die Katzen nicht einfangen, bekommen wir diese Probleme nicht in den Griff", stellt die Tierheim-Mitarbeiterin klar.
Für zwei Jungtiere, die mit ihrer Mutter gefangen wurden, kam die Hilfe leider zu spät. Die Katzenmama bleibt mit drei verbliebenen Jungen vorläufig im Tierheim. Für die Kleinen besteht eine gute Chance, später in ein richtiges Zuhause vermittelt zu werden. Das gilt auch für die Mutter, falls sie sich zähmen lässt. Bei vielen wilden Katzen ist das jedoch nicht möglich – sie kehren nach der Kastration in ihre gewohnte Umgebung zurück. „Derart wilde Tiere sind zufrieden, draußen an einer Futterstelle zu leben – jedoch ohne ständig gedeckt zu werden, werfen zu müssen und die Welpen sterben zu sehen", informiert das Tierheim Bielefeld.
Werden auch Stubentiger mitgenommen?
Damit sich das Problem nicht wiederholt, müssen auch Katzenhalter ihre Stubentiger kastrieren. Denn diese sind vermutlich Ursprung der Überpopulation. Der Tierheim-Mitarbeiterin sei aufgefallen, dass sich verschiedene Rassen immer wieder in den wilden Tieren abzeichnen. „Für mich wirkt das wie ein klassischer Fall – ein paar Leute aus der Nachbarschaft haben vermutlich ihre Katzen nicht kastriert." Ein Problem, das sehr schnell ausufern kann: Aus ein paar Katzen können in etwa drei Jahren 100 Katzen werden.
Wer die städtische Kastrationspflicht aus finanziellen Gründen nicht erfüllen kann, kann sich an das Tierheim wenden, und auch das Ordnungsamt hilft, wenn Bürger überfordert sind oder Fragen haben. Wer jedoch erwischt wird – zum Beispiel, wenn die eigene, unkastrierte Katze in die Falle tappt – muss mit einem Bußgeld rechnen. Wer seine Katze gechipt oder tätowiert hat, muss sich übrigens keine Sorgen machen, dass der Stubentiger einen unfreiwilligen Ausflug nach Bielefeld macht. Um keine Hauskatzen mitzunehmen, kontrolliert das Tierheim jede gefangene Katze bereits vor Ort in der Falle.