Die Bürgermeisterin muss vom Schild – und das macht Arbeit

Nach der Wahl von Thomas Tappe hat die Stadt ein Problem. In Logos, Flyern, auf Hinweisschildern und Stempeln und auch auf der Website ist die weibliche Bezeichnung für das Stadtoberhaupt zu lesen.

Halle wird männlich. Zumindest auf den Schildern der Stadt. „Die Bürgermeisterin" wird Zug um Zug in „Der Bürgermeister" geändert. | © Fotos: Heiko Kaiser/ Stadt Halle. Collage: Sandra Neumann

08.10.2020 | 08.10.2020, 05:30

Halle. Olaf Sorge hat direkt nach der Stichwahl reagiert. Kaum stand fest, dass Thomas Tappe als neuer Bürgermeister ins Haller Rathaus einziehen wird, wusste der stellvertretende Fachbereichsleiter der Abteilung „Steuerung, innere Dienste“, dass Arbeit auf sein Team zukommen wird. Nicht dass der erfahrene Beamte nun befürchten würde, der neue Steuermann könnte die Schlagzahl erhöhen. Was Olaf Sorge vielmehr bewegte, noch am Sonntagabend Mails an alle Abteilungen zu versenden, war die Tatsache, dass zukünftig ein männliches Wesen das Bürgermeisteramt bekleiden wird.

Denn das hat Auswirkungen, die bald in vielen Bereichen der Stadt zu sehen sein werden. Und Olaf Sorge, der unter anderem für die Bereiche Organisation und Beschaffung zuständig ist, zeichnet dafür verantwortlich.

Noch ist die Bürgermeisterin an vielen Bereichen der Stadt präsent. Sie warnt auf Schildern vor unbefugtem Betreten. Sie verbietet das Baden, Angeln, Grillen an besonderen Orten. Sie bestimmt, wann das Befüllen von Glascontainern erlaubt ist, oder verkündet Regelungen für die außerschulische Nutzung von städtischen Schulen. An den unterschiedlichsten Lokalitäten sind die entsprechenden metallenen Hinweise zu finden, stets unterzeichnet mit „Stadt Halle (Westf.) Die Bürgermeisterin“. oDas bringt Arbeit mit sich.

Beschilderungen, Flyer und Logos müssen geändert werden

Die Schilder hätten unverändert stehen bleiben können, wäre Edda Sommer als Siegerin aus der Stichwahl hervorgegangen. Nun aber wird Thomas Tappe Bürgermeister – und eben nicht Bürgermeisterin. „Weil ich wusste, dass zwischen Stichwahl und Amtsantritt nicht viel Zeit liegt, habe ich sofort alle Abteilungen informiert und sie gebeten, zu klären, wo wir handeln müssen“, sagt Olaf Sorge. Das Feld, auf dem der 59-Jährige und sein Team nun tätig werden, ist groß. Beschilderungen müssen geändert, Flyer neu gedruckt, Logos und Beschriftungen digital und analog angepasst werden.

„Die erste Bestellung ist bereits rausgegangen“, sagt Olaf Sorge. 115 Stempel für alle Fachbereiche sind in Auftrag gegeben worden. Sie ziert künftig der Schriftzug „Der Bürgermeister“. „Bei den Flyern haben wir Glück gehabt. Es gibt nur wenige Restbestände auf denen „Die Bürgermeisterin“ zu lesen ist“, so Sorge. In Anbetracht der anstehenden Wahl habe man zuletzt nur notwendige Materialien nachdrucken lassen. Wie viele Schilder es auszutauschen gilt und was der Geschlechterwechsel im Rathaus der Stadt letztlich kosten wird, das weiß auch Olaf Sorge nicht. Zur Zeit sichten noch das zuständige Gebäudemanagement und der für den Außenbereich zuständige Bauhof, wo „die Bürgermeisterin“ entfernt und „der Bürgermeister“ neu aufgestellt werden muss. Diese zusätzlichen Auf- und Ausgaben seien nun einmal Resultat eines demokratischen Prozesses, sagt Olaf Sorge und daher unvermeidlich.

„Man darf nicht vergessen, dass Anne Rodenbrock-Wesselmann 18 Jahre im Amt war. Den Schriftzug „Die Bürgermeisterin“ wird man deshalb nicht sofort überall verändern können“, sagt Timo Klack, Teamleiter für den Bereich Stadtmarketing, Kultur und Tourismus. Und er fügt hinzu: „Ich bin mir sicher, dass man auch in einigen Jahren in irgendeinem Spind in irgendeiner Sporthalle eine städtische Anordnung finden wird, die unterzeichnet ist mit „Die Bürgermeisterin“.