Brautschuhe für 10.031 Cent: Hallerin hält sich an alten Brauch

Christina Kindt hat nach einem alten Brauch bei Schuh- und Sport Reichelt mit Cent-Münzen bezahlt. Die Hochzeit ist am 6.6.2020

Die Braut Christiane Kindt (links) mit ihrer Freundin Ann-Kathrin Prange. | © Rolf Uhlemeier

05.09.2019 | 05.09.2019, 19:00

Halle. Als Brautschuhe noch wenige D-Mark kosteten, war es durchaus üblich, sie mit gesammelten Pfennig-Münzen zu bezahlen. Sie sollten die Sparsamkeit und auch die Zielstrebigkeit der Braut dokumentieren, die sich mit dem Sammeln der Pfennige Stück für Stück dem großen Tag näherte.

Seit der Einführung der Euromünzen ist es laut Manfred Reichelt sehr selten geworden, dass Brautschuhe mit Münzen bezahlt werden. Für den Inhaber von Schuh- und Sport Reichelt und seine Frau Doris lebte der alte Brauch am Dienstagnachmittag noch einmal auf. Christina Kindt war zusammen mit ihrer Freundin Ann-Kathrin Prange in das Geschäft an der Bahnhofstraße gekommen und hatte eine riesige Menge der kleinen Geldstücke dabei.

Centstücke seit 2002 gesammelt

„Meine Mutter hat mir damals gesagt, dass man das so macht", berichtete die 28-Jährige: „Daraufhin habe ich angefangen, Centstücke zu sammeln." Das war 2002 und da war noch nicht abzusehen, dass Christina Kindt 17 Jahre später die gesammelten Münzen in drei großen Flaschen in das Haller Schuhgeschäft tragen würde. Unterstützung hat die angehende Braut in all den Jahren von ihren Eltern und ihrem Bruder bekommen. Sie alle haben dazu beigetragen, dass bis Dienstag genau 10.031 Münzen zusammengekommen sind. Mit dem Geld bezahlte die gebürtige Hallerin, die mittlerweile in Steinhagen wohnt, die Brautschuhe für ihre Hochzeit, die für das kommende Jahr am 6. Juni geplant ist. Die standesamtliche Trauung mit ihrem langjährigen Freund Arne Knaust wird in Halle stattfinden und die kirchliche in der Kapelle von Schloss Brinke. Anschließend wird dann im Künsebecker Landhotel Jäckel gefeiert.

Die Münzen für die Brautschuhe hat Christina Kindt zusammen mit ihrem kommenden Ehemann Cent für Cent abgezählt: „Das hat alles in allem über drei Stunden gedauert", berichtete die angehende Braut am Dienstag und fügte lächelnd hinzu: „Nebenbei haben wir gegrillt, da war das nicht ganz so anstrengend."

Freundschaftsringe werden zu Eheringen umgearbeitet

Diese aufwendige Prozedur wird Manfred Reichelt und seiner Frau Doris erspart bleiben. Sie werden die gesammelten Cent-Münzen zur benachbarten Volksbank bringen, wo die Arbeit kostenlos von einem Automaten übernommen wird. Als Erinnerung an die Jahre des Sammelns bleibt Christina Kindt immerhin die große Rotwein-Flasche aus Sardinien, in der sie einen Großteil der Münzen gesammelt hatte und die ihren Weg zurück nach Steinhagen als Dekoration finden wird.

Für ihre Eheringe hat sich das Paar übrigens auch etwas Besonderes einfallen Lassen. Sie werden die Ringe, die seit vielen Jahren ihre Freundschaft dokumentieren, umarbeiten lassen. Damit werden sie auch eine zweite Hochzeitstradition mit Leben füllen. Etwas Neues (Brautkleid), etwas Gebrauchtes (Ringe), etwas Geliehenes (Reifrock), etwas Blaues (Strumpfband) und ein Pfennig im Schuh sollen Glück bringen. Da scheint einer sorgenfreien Zukunft nichts im Wege zu stehen.