Halle. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - im Staatswald im Haller Hesseltal sind nach dieser Devise Jimin und Hao Qian bei der Arbeit. Sie stehen mit einer Messkluppe vor einem Langholzhaufen, messen, rechnen und zählen die Stückzahl der Stämme nach. "Passt", freut sich der quirlige Holzkäufer mit chinesischen Wurzeln und macht einen Haken auf seiner Einkaufsliste. Jimin Qian, der in Mechernich wohnt, hat derzeit viel zutun, ist täglich auf Tour und kauft wertvolles Fichtenstammholz für den chinesischen Markt. Es ist sehr günstig, denn der Borkenkäfer zerstört gegenwärtig riesige Mengen Langholz durch Fraßschaden.
"Die deutschen Abnehmer kaufen nur noch geringe Mengen, das Angebot ist einfach über voll," klagen seit Wochen die Förster, die treuhänderisch für die Waldbauern oder in diesem Fall für das Land Nordrhein Westfalen das abgestorbene Holz verkaufen müssen.
Für solche Situationen haben die chinesischen Kaufleute eine Nase. Die Frage, was er für einen Festmeter Holz zahlt lässt der Kaufmann und Holzexperte unbeantwortet, der Forstmann auch, fügt aber hinzu "fürchterlich wenig". Waldbauern sprechen von Hälfte des sonst üblichen Preises.
Die Förster haben den Abverkauf perfekt organisiert. Jimin Qian hat vom Forstamt Hochstift in Bad Driburg, das für die Bewirtschaftung des Staatswaldes zuständig ist, eine Liste mit dem vom ihm erworbenen Holz bekommen. Ein gutes Dutzend Holz-Polder liegen an den Waldwegen verteilt auf gut 250 Hektar, bereit zu abholen. Der zuständige Förster Carsten Bölts hat die Stapel mit einem Farbsprühgerät beschriftet, in der Verkaufsliste findet sich der Standort mit einem präzisen Koordinaten-Code wieder.
Code ins Navi eintippen, Starttaste drücken und die verrückte Technik führt den Mann aus Asien ohne Ortskenntnisse sicher zum passenden Holzstapel. Heute wird er von seiner in Deutschland geborenen erwachsenen Tochter begleitet. Sie hilft ihm bei der Arbeit und sprüht zum Schluss den Firmennamen EPFA auf das Holz. "Das ist für die Holzfahrer, damit sie unser Los wiederfinden", erklärt die junge Frau.
Die etwa 80-jährigen Fichten in bester Qualität werden in ihrer gesamten Länge in geschlossenen Containern verladen, das Holz anschließend begast, damit kein lebender Borkenkäfer das Land verlässt.
Von wo aus die Container verschifft werden, weiß Jim, in Qian nicht. "Es kommt darauf an, wo wir Frachtkapazitäten buchen können. Meist gehen die Container von niederländischen oder deutschen Häfen in Richtung China". Und kommt das Holz bearbeitet nach Deutschland zurück? "Das weiß man nicht so genau, das bestimmt der Markt", ist sich der agile Holzkaufmann sicher, setzt sich in seinen geländegängigen Mazda und eilt zum nächsten Verkäufer.
Die vorletzte Auktionsrunde ist vorbei. Zwei Tage lang konnten die neuen Eigentümer die einstigen Inventargegenstände von Gerry Weber abholen. Die Bilanz ist positiv, fast alle Dinge wurden abgeholt.