So arbeitet die Radstation im alten Bahnhofsgebäude

Service am Bahnhof: Susan Grüner, Leiterin des Jugendbildungshauses Ravensberg (von links), Gabriele Wehmeier, Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft, und der neue alte Leiter der Radstation Halle, Frank Metting-Jerrentrup, stellen ihr Programm vor. | © Kerstin Spieker

13.07.2017 | 13.07.2017, 08:27

Halle. Es ist ein Spagat, den Frank Metting-Jerrentrup jeden Tag in seinem Job versucht. „Auf der einen Seite will ich Dienstleiter sein, auf der anderen Seite bringen unsere Teilnehmer Besonderheiten mit, denen ich gerecht werden muss", sagt er. Trotzdem hat er sich getraut, nach zwei Jahren Pause im Juni erneut die Leitung der Radstation Halle zu übernehmen.

Sechs Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren bietet das Jugendbildungshaus Ravensberg in der Radstation die Möglichkeit, ein berufsvorbereitendes Jahr zu absolvieren. Berufsvorbereitende Maßnahme mit produktionsorientiertem Ansatz, kurz BVB pro, lautet der Name des Programms, das in Kooperation mit der Agentur für Arbeit und dem Land NRW im alten Haller Güterbahnhofsgebäude umgesetzt wird.

Info
Vom 17. Juli bis zum 1. August macht die Radstation Sommerpause. Danach ist sie wieder dienstags bis freitags von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet, wobei in der Zeit von 12.30 bis 13 Uhr Mittagspause ist. Durchgehend steht während der Öffnungszeit eine öffentliche, kostenpflichtige Toilette zur Verfügung.

Frank Metting-Jerrentrup führt die Jugendlichen an das Handwerk des Zweiradmechanikers heran. Gleichzeitig lernen die jungen Leute nicht nur die Arbeit vom Kundenkontakt über die Organisation und Ausführung einer Reparatur bis zur Rechnungsschreibung kennen, sondern bekommen auch Kontakt zu einem strukturierten Arbeitsalltag.

Und dann soll die Radstation natürlich auch bieten, was ein Kunde mit dem Namen verbindet. Und so stellt Frank Metting-Jerrentrup eines klar: „Der Kunde kriegt hier eine Reparatur und die ist gut." Notfalls vergibt der Leiter der Radstation einen Termin erst für einen späteren Zeitpunkt – natürlich immer in Absprache mit dem Kunden. „Aber es muss genügend Zeit da sein, damit die Teilnehmer in Ruhe arbeiten können. Druck durch zu enge Terminsetzung bringt nichts", weiß Metting-Jerrentrup aus Erfahrung. Bis August 2015 war er bereits für drei Jahre Leiter der Radstation. Zwei Jahre lang arbeitete er dann als Systemelektroniker im Bereich Hubschrauberlandeplatzbeleuchtung, bevor er im Juni wieder in Halle zur Landung ansetzte.

„Die Stelle war vakant und weil wir wissen, dass Frank Metting-Jerrentrup über das nötige pädagogische Feingefühl verfügt, haben wir ihn gefragt, ob er nicht zu uns zurückkehren möchte", so Susan Grüner, Leiterin des Jugendbildungshauses Ravensberg. Für die nächsten Monate nach der Sommerpause der Radstation hat sie bereits einige Ideen, die sie mit dem neuen Leiter umsetzen möchte. Vor allem soll eine eigene Internetseite über das Angebot für Radfahrer informieren.

Da ist nicht nur der Reparaturdienst, der übrigens keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zum bestehenden Angebot in Halle darstellt. Aktuell bietet die Station auch Veloboxen für Pendler, in denen die Räder sicher und trocken stehen, wenn ihre Besitzer per Haller Willem zum Job gefahren sind. Auch Leihfahrräder gehören zum Angebot.

Im Winter werden die Räder flottgemacht

Grundsätzlich auf der Angebotsliste, aber derzeit nicht verfügbar sind Gebrauchträder. „Das ist dann eher eine Winterarbeit, die gespendeten Räder wieder flott zu machen und in den Verkauf zu geben", so der Radstationsleiter. Wer jedoch ein Fahrrad spenden möchte, der kann das auch jetzt tun.

Ebenfalls im alten Bahnhofsgebäude untergebracht ist der Bereich Hauswirtschaft im BVB-pro-Programm. In der professionell ausgestatteten Küche arbeitet Gabriele Wehmeier mit einer Gruppe Jugendlicher. Von der Nachbarschaft profitiert das Radstationsteam. Jeden Mittag essen die jungen Leute und ihre Betreuer gemeinsam zu Mittag. „Auch das bedeutet ein Stück Struktur für unsere Teilnehmer", betont Frank Metting-Jerrentrup.

Wenn das Zusammenspiel der beiden Teilnehmergruppen optimal funktioniert, dann hoffen die Leiter beider Berufszweige künftig, dass sie auf kleinere Reparaturen wartenden Kunden wieder ein Tässchen Kaffee und ein Stück Kuchen anbieten zu können. „Unser Angebot hängt aber immer stark davon ab, was mit der jeweiligen Gruppe gerade möglich ist", sagt Gabriele Wehmeier. „Wir müssen unsere Leute eben da abholen, wo sie stehen."