„Kambodscha – warum eigentlich nicht?“ Das war das erste, was der ausgebildete Tierpfleger Michael Meyerhoff dachte, als er vor Jahren die Stellenanzeige des »Angkor Centre for Conservation of Biodiversity« (ACCB) auf einer Internetseite entdeckte. Er bewarb sich auf die dort ausgeschriebene Volontärstelle im Naturschutzzentrum von Kambodscha. Als er wenig später tatsächlich diese Stelle angeboten bekam, blieb er diesem vorbehaltlosen Motto treu und scheint heute, nach über einem Jahr, jene weltoffene und entspannte Einstellung endgültig verinnerlicht zu haben.
Mit einem Schmunzeln berichtet der 28-Jährige von den ersten Reaktionen in seinem Umfeld: „Ein Drittel der Leute dachten Kambodscha läge in Afrika, Ältere kannten es höchstens noch aus Kriegsberichten.“
Michael Meyerhoff wollte Erfahrungen als Tierpfleger im Ausland sammeln. Das stand für den 28-Jährigen absolut fest. „Einfach mal über den Tellerrand schauen“, so erklärt er selbst seine Entscheidung. Auch wenn hinter dem Rand Kambodscha liegt. An seinem Arbeitsplatz, mitten im »Phnom-Kulen-Nationalpark«, wo er täglich mit Säugetieren, Vögeln und Reptilien zu tun hat, schaut Michael Meyerhoff denkbar weit über den Tellerrand des Altkreises hinaus. Dort, wo er teilweise bis zu 18 Stunden täglich arbeitet, wo er sich manchmal das Zimmer mit ungebetenen Gästen wie Spinnen oder Schlangen teilen muss, dort, in Kambodscha, hat er ein neues Zuhause gefunden. „Meine Heimat ist hier“, sagt er und beschreibt mit seinen Händen einen Kreis, der mindestens den Garten in der Hörster Tiegstraße umfassen soll, „aber mein Zuhause liegt inzwischen woanders“, fügt er hinzu. Dann nickt er, so, als könne er diese Aussage damit unwiderruflich manifestieren.
Arbeit gegen illegalen Wildtierhandel
Seit gut einem Monat ist der Tierpfleger in seiner alten Heimat zu Besuch. Während er von der Grundschüchternheit und Freundlichkeit der Bevölkerung, den unterschiedlichsten Tierarten und dem täglichen Austausch mit den einheimischen Tierpflegern, die dadurch Stück für Stück Englisch lernen, berichtet, bekommt man ein ungefähres Gefühl davon, was Michael Meyerhoff meint, wenn er sagt: „ Diese Arbeit gibt mir so viel zurück.“
Doch auch er gibt viel für diese Arbeit. Als Kurator des ACCB in Kambodscha ist er unter anderem verantwortlich für die Zuchtprogramme, die Pflege und für die Vorbereitung der Auswilderung der momentan 300 Tiere des Centers. Ein bisschen Grundschüchternheit scheint er von seinen Mitarbeitern jedoch auch übernommen zu haben: „Es geht mir hierbei nicht um mein eigenes Ego“, betont er gleich zu Beginn. Viel wichtiger sei es, auf die Probleme dort aufmerksam zu machen. Die illegale Waldabholzung, der illegale Wildtierhandel, das traditionelle Zubereiten von besonderen Tieren oder auch die hohe Korruption in Kambodscha sind nur einige der Faktoren, die die Arbeit des Centers unverzichtbar werden lassen und gleichzeitig Motivation für Meyerhoff sind, weiterzumachen. Auch deshalb geht der gebürtige Hörster für ein weiteres Jahr nach Kambodscha zurück. Was danach komme, wisse er noch nicht: „Die Dinge in der Welt ändern sich so schnell, wer weiß schon, was morgen ist“, sagt er und es scheint für ihn so absolut in Ordnung zu sein. Denn Michael Meyerhoff ist sich sicher: „Egal was kommt, mit Leidenschaft, viel Wille und ein bisschen Glück kann man alles schaffen.“
Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB)
In der Nähe der bekannten Tempelanlage Angkor liegt das »ACCB«, mitten im »Phnom Kulen National Park«. Der Projektträger des ersten Naturschutzgebietes in Kambodscha ist der Allwetterzoo in Münster, mit dessen Partnerorganisation die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP). Gemeinsam haben sie das Ziel, die Tierwelt und Biodiversität in Kambodscha zu erhalten und zu pflegen.Dafür sind die größtenteils kambodschanischen Mitarbeiter,in den unterschiedlichsten Bereichen tätig. Sie beschäftigen sich mit der Aufnahme und Pflege von einheimischen Tieren und bereiten, wenn möglich, eine spätere Auswilderung vor. Das Center bietet ebenfalls Schulungsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung wie Schulklassen oder Angestellten selbst. Die Einwohner sollen so mehr über die Bedrohungen der Tier- und Pflanzenwelt erfahren sowie deren Umweltbewusstsein auf diese Weise gesteigert werden. Auch wird in Kooperation mit anderen Umweltorganisationen in bestimmten Gebieten Feldforschung betrieben.

