Borgholzhausen. Dienstags ist so etwas wie ein Ruhetag auf dem Hof von Bauer Bernd. Doch Mitarbeiter mit ihren Kindern, Lieferanten und ein immer wieder klingelndes Telefon machen schnell klar: Die Zwangspause ist vorbei. „Ab der nächsten Woche haben wir wieder eine zunehmende Zahl von Anmeldungen", freut sich Annette Kamp-hues, die zusammen mit Bernd Grewe hinter dem Projekt Erlebnisbauernhof in Barnhausen steht.
Stemmen können sie den Betrieb schon lange nur mit Hilfe einer großen Zahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Spaß am Umgang mit vielen verschiedenen Menschen haben und sich nicht an dem üblichen Gewusel in den Gebäuden und auf dem gesamten Hofgelände stören. Im Augenblick vermissen sie es besonders: „Wir waren zehn Wochen fast tot", sagt Bernd Grewe.
Er habe sich nach dem anfänglichen Schock über den Totalausfall der Einnahmen auch erst finden müssen, gibt er zu: „Anfang April, auf dem Höhepunkt der Krise, musste der Zuckermais für den Herbst gesät werden. Und ich wusste nicht, ob ich ihn vermarktet bekomme", schildert der Landwirt ein Dilemma, das ihn besonders betroffen hat.
Im Projekt Zirkuswagen steckt viel Herzblut
Auch eine andere Idee hat er vorangetrieben: den Zirkuswagen. In der alten Zirkusschule des Zirkus Flic Flac befindet sich nach der grundlegenden Sanierung ein Bereich für etwas gehobenere Gastronomie mit gutem Ausblick. „Mit den Abstandsregeln ist es nicht möglich, den Wagen zu nutzen", bedauert er. Mehr Sitzplätze im Freien sollen dabei helfen, diesen Nachteil auszugleichen.
Im Herbst, wenn die Saison eigentlich endet, könnte der Wagen aber noch wichtig werden. „Denn wir uns in Richtung Ganzjahresbetrieb entwickeln", sagt Bernd Grewe. In den Wintermonaten gab es einen sonntäglichen Brunch, der sich aus kleinen Anfängen gut entwickelte.
An diesem Punkt kommt das Thema ins Spiel, das seine Ehefrau Annette Kemphues vorantreibt. „Hanf ist unglaublich gesund und auch lecker", sagt die Ernährungsberaterin. Sie ist zuständig für den Bereich Hofladen, der schon jetzt ein breites Angebot von Hanfprodukten bereit hält – von der Seife über das Bier bis zur schokoladenüberzogenen Süßigkeit. „Bis Corona kam, liefen die Hanf-Kochkurse schon ziemlich gut", bedauert Annette Kemphues.
Der Hanfschwerpunkt soll auf jeden Fall weiter ausgebaut werden. Das verdeutlich allein schon die Tatsache, dass im seit wenigen Wochen wachsenden Mais-Labyrinth auf der Hälfte der Flächen Hanf angebaut wird. Aber das ist nur ein kleiner Teil. „Fünf Hektar Hanf bauen wir in diesem Jahr an", sagt Bernd Grewe.
Gesundes Hanföl aus eigenem Anbau
Wichtigstes Produkt werden die Samen sein, aus denen sich ein ebenso gesundes wie schmackhaftes Speiseöl pressen lässt. Dieses Öl soll über den Hofladen vermarktet werden, ist das Ziel. Und auch der Rest der bis zu vier Meter hohen Pflanze kann als Dämmmaterial verwertet werden.
All diese Aktivitäten dienen dem Ziel, den Charakter des Erlebnisbauernhofes schonend zu verändern. Zwar wurde die Pause vor allem genutzt, um die Attraktionen für Kinder auszubauen oder zu überholen, aber die Zukunft sehen die beiden Inhaber in einem Konzept, das alle Altersgruppen berücksichtigt.
Zum Beispiel als Ausflugsziel, das Erwachsene nur zum Kaffeetrinken ansteuern können. Oder als passender Ort für eine Familienfeier, bei der die Erwachsenen zusammensitzen können, während die Kinder draußen gut beschäftigt sind. Zum Beispiel auf dem fliegen den Teppich, den Bernd Grewe selbst entwickelt hat. Inzwischen gibt es sogar schon Nachahmer, denn die Attraktion wird natürlich in Absprache mit den zuständigen Behörden betrieben.
Ohne Regeln geht es nicht
Maskenpflicht besteht auf dem Gelände nicht. Im Hofladen und auf dem Weg zur Toilette allerdings muss der Mundschutz getragen werden. Von allen Besuchern werden am Eingang wie in allen Gastronomiebetrieben die persönlichen Daten notiert. Auf dem fliegenden Teppich dürfen sich nur 20 Menschen auf einmal aufhalten, um die 800 Meter lange Runde zu absolvieren. Abstand halten gilt auch auf dem Erlebnisbauernhof – selbst wenn es Kindern schwer fällt. Swinggolf ist eins der Angebote, bei denen das leicht umzusetzen ist. Auf den Gocarts ist in der Regel immer nur ein Kind allein unterwegs.

