Borgholzhausen. Sie sind wieder da, die knallroten Erdbeerstände von Böckmann. „Insgesamt haben wir 20 Stände in der Region, es sind aber noch nicht alle geöffnet", sagt Elisabeth Ayrus-Böckmann. Zum Glück interessiert sich die Natur herzlich wenig für das Corona-Virus und die Früchte sind dank der kühlen Nächte und der warmen Tage besonders aromatisch. Die Ernte läuft in Neuenkirchen und anderswo aber im Corona-Modus.
Zunächst galt wegen der Pandemie ein Einreisestopp für Saisonkräfte. Anfang April wurden sie aber mit Sonderflügen ins Land gebracht, da die Ernte sonst nicht zu bewältigen gewesen wäre. „Organisiert wurde das von den Betrieben selbst", berichtet Elisabeth Ayrus-Böckmann. Auch ihr Unternehmen hat die nötigen Arbeitskräfte auf eigene Kosten ins Land geholt.

Nach der Ankunft der Erntehelfer galten strenge Regeln. Es gab zunächst einen Gesundheitscheck und die Saisonkräfte mussten in kleinen Teams organisiert werden, die während der ersten Zeit in Deutschland unter sich blieben. „Die Unterkünfte dürfen nicht voll belegt werden und bei der Arbeit gelten strenge Hygienevorschriften und Abstandsregeln", so die Geschäftsfrau. Ansonsten liefe die Erdbeerernte aber wie immer.
Erst Spargel, dann Erdbeeren
Auf dem Hof Tarner in Halle werden nicht nur Erdbeeren, sondern auch Spargel geerntet und das war dieses Jahr ein glücklicher Umstand. Die Arbeiter waren bereits vor der Verschärfung der Regeln da. „Unsere Kräfte kommen aus Polen, und die durften im Gegensatz beispielsweise zu Menschen aus Rumänien selbstständig über den Landweg einreisen", erzählt Jürgen Tarner. Sie haben zunächst bei der Spargelernte geholfen und sind jetzt mit den Erdbeeren beschäftigt, so dass dafür keine neuen Arbeiter gebraucht werden. „Aber auch sie dürfen nur in Einzelzimmern untergebracht werden", erklärt Tarner. Im Gegensatz zu den Arbeitern aus Rumänien mussten sie nicht 14 Tage in Quarantäne bleiben.
Das Selbstpflücken wird in diesem Jahr trotz Corona möglich sein. „Voraussichtlich ab Anfang Juni dürfen die Kunden auf die Felder", sagt Elisabeth Ayrus-Böckmann. Ihre Erdbeerfelder sind für viele Borgholzhausener ein beliebtes Ziel zum Sellberpflücken. Es sollten aber möglichst nur Einzelpersonen und nicht ganze Familien auf Erdbeersuche gehen. Die Kunden werden nur jeder zweiten Reihe zugewiesen, um den Abstand einhalten zu können. „Zum Glück ist das auf dem freien Feld kein großes Problem." Ein Mundschutz sollte dennoch mitgebracht werden, der zwar nicht auf dem Feld, aber anschließend an der Waage getragen werden muss.
Kleine Betriebe sind zurzeit besser dran
Der Preis für die Erdbeeren ist im Moment nur geringfügig teurer als im vergangenen Jahr. „Darin enthalten ist die Lohnerhöhung, die auch in unserer Branche stattgefunden hat", sagt Elisabeth Ayrus-Böckmann. Wie sich der Preis im Laufe des Jahres entwickeln wird, müsse man sehen. Jürgen Tarner rechnet durchaus mit einer Verteuerung von Obst und Gemüse. „Vor allem große Betriebe haben Schwierigkeiten, genügend Erntehelfer zu bekommen", sagt er. Kleine Betriebe seien in der jetzigen Situation besser dran. „Wir können das mit unserer Familie und ein paar Helfern aus Polen ganz gut schaffen."
Probleme gebe es natürlich auch im Ausland. Aus den von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Länder Spanien und Italien werde besonders viel Obst und Gemüse importiert. Das führe zu einer ganzen Reihe von Problemen. „Die Spanier zum Beispiel haben reichlich Erdbeeren auf den Feldern. Da fehlen aber derzeit die Marokkaner, die sonst zum Pflücken gekommen sind, nun aber nicht ins Land dürfen", sagt er. Schon jetzt seien Obst und Gemüse teilweise teurer als sonst. Und mit weiteren Preissteigerungen sei daher zu rechnen.