Borgholzhausen. Fahrzeugkarawanen aus allen vier Richtungen drängeln sich vor roten Ampeln, die Schlange aus Richtung Halle staut sich zurück bis zur Siedlung Holtfeld und in Richtung Versmold bis hin zur Autobahn: der ganz normale Wahnsinn eben. Der Alltag an dem Teil der Autobahnlücke, der eigentlich als einziger noch zu leiden hat. Spricht man aber mit den Menschen, die dort leben oder arbeiten, so wird ein ganz anderes Lebensgefühl deutlich. Vorfreude und Optimismus sind da zu spüren bei Bewohnern und Geschäftsleuten.
Denn irgendwann am Vormittag des 18. November wird der alles dominierende Verkehr langsam abebben, wird das alles durchdringende Dröhnen der Motoren langsam leiser werden. Ganz aufhören wird es nicht: Denn der Ort, der bislang noch keinen offiziellen Namen hat, wird der verkehrsgünstige Platz in sehr weitem Umkreis bleiben.
Legt man nur die Fläche des alten Ortsteils Oldendorf zugrunde, so findet sich schon allein dort ein beeindruckendes Bündel von Infrastruktureinrichtungen. Zwei Bundesstraßen treffen dort aufeinander, eine Bundesautobahn, eine Bahnstrecke sowie zwei Kreisstraßen. Es gibt einen eigenen Autobahnanschluss, einen Bahnhof und bald eine sogenannten Mobilitätstation.
Mobilitätsstation kann der Auftakt zum Neustart werden

„Es gibt noch keine Förderbescheide", wehrt Ralf Vieweg, der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, verfrühten Jubel ab. „Aber es gibt gute Aussichten auf diese Bescheide", fügt er hinzu. Die übrigen Voraussetzungen zum Baubeginn sind längst gegeben: Das Grundstück gegenüber des Bahnhofs ist von dem baufälligen alten Hotel befreit und die Grundstücksfragen sind ebenfalls geklärt.
Vor allem der Grundstücksaspekt ist fast immer ein Thema, wenn es um Veränderungen in Oldendorf Bahnhof Borgholzhausen geht. Denn mit dem Bau des Bahnhofs setzte eine wirtschaftliche Entwicklung ein, die immer wieder von Umbrüchen und radikalem Neubeginn geprägt war. Manches stolze Gebäude ist schon lange wieder abgerissen: Viele Läden, Gaststätten und Firmen sind hier gegründet worden – und auch wieder geschlossen.
Mit der Eröffnung der A33 vor 20 Jahren wurde es schlimm

Heinrich Brune, dem der größte Hof von Oldendorf gehört, kann sich noch bestens an glanzvolle Zeiten erinnern, als Handwerker und Geschäfte sich an der Bundesstraße drängten. Der Bahnhof spielte dabei die entscheidende Rolle. Nicht nur wegen der Personenzüge, sondern vor allem als Umschlagplatz für Güter. „Das endete so in den 70er Jahren", erinnert er sich.
Ein wichtiger Grund dafür war die Verlagerung des Gütertransports von der Schiene auf die Straße. Die Eröffnungs der Autobahn Richtung Niedersachsen vor 20 Jahren war eine weiter wichtige Zäsur, weil danach viele Ideen und Bemühungen vom Verkehr erstickt wurden. Doch diese Phase ist in gut drei Wochen vorbei – und dann beginnt eine völlig neue Zeit.
Die öffentliche Hand beteiligt sich aller Voraussicht nach mit dem Bau der Mobilitätsstation daran, doch eine noch wichtigere Rolle werden private Investitionen spielen. Alte Fotos zeigen zum Beispiel einen Biergarten neben dem Hotel zur Post, direkt an der Kreuzung der beiden Bundesstraßen gelegen.

Der Inhaber von Jimmys Pizza Haus will nur wenige Meter entfernt, aber immer noch direkt an der Kreuzung, im nächsten Frühjahr einen neuen Biergarten eröffnen. Das drohende Verschwinden der agritura-Genossenschaft nach dem Ende des Westmarkts sehen nicht wenige Menschen am Bahnhof nicht als Verlust, sondern als Chance auf eine spannende neue Entwicklung.
Heinrich Brune präsentiert einen interessanten Vorschlag für den Namen
Der Name, den Heinrich Brune für den Ortsteil am Bahnhof vorschlägt, klingt kompliziert: »Oldendorf Bahnhof Borgholzhausen«. Doch er lässt sich historisch belegen. Die Karte rechts zeigt die Grenzen des alten Ortsteils Oldendorf, die den Bahnhof umschließen.
Den Vorstoß der Stadt, gelbe Ortstafeln mit der Aufschrift Borgholzhausen-Bahnhof aufzustellen, lehnten die Behörden ab, weil es diesen Ortsteil in der Satzung der Stadt nicht gibt.
Bei Oldendorf liegt der Fall anders. Ein Versuch, diese Bezeichnung auf einem Ortsschild unterzubringen, hätte deshalb Aussicht auf Erfolg. Ob man zur Abrundung Teile angrenzender Ortsteile in das neu entstehende Gebilde mit einbeziehen sollte, ist eine offene Frage.
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