
Borgholzhausen. Das Thema Entwicklung des Einzelhandels mobilisiert die Menschen in Borgholzhausen immer in ganz besonderer Weise. Doch am Ende der öffentlichen Erregung steht meist ein Ergebnis, das sehr viel unspektakulärer ist als befürchtet. 2018 jedoch scheint vieles anders zu sein. Es ist offensichtlich, dass die Karten im Borgholzhausener Lebensmitteleinzelhandel ganz neu gemischt werden. Annemarie und Bernd Goldbecker stehen zwar im Mittelpunkt dieser Veränderungen, doch das sorgt bei ihnen nicht für große Unruhe. Dafür sehen sie ihr Geschäft zu gut aufgestellt.
Allerdings steht fest, dass es den Markant-Markt am Uphof über die Jahreswende hinaus nicht mehr geben wird. „Wir werden unseren Mietvertrag, der bis Ende Mai 2018 läuft, auf jeden Fall erfüllen", äußert sich Thomas Salzwedel bewusst defensiv. Darüber hinaus steht er allerdings für kein offizielles Statement zur Verfügung.
Die Geschäfte in Borgholzhausen führt allerdings schon seit längerer Zeit seine Frau Monika Salzwedel. Thomas Salzwedel, der ehemalige Shooting-Star des Borgholzhausener Einzelhandels, hat sich beruflich längst andernorts orientiert. Das haben die Salzwedels auch den Mitarbeiterinnen des Piumer Markant-Markts nahegelegt.
Die Zeit, sich eine neue Stellung im Einzelhandel zu suchen, scheint allerdings nicht schlecht zu sein. „Unser einziges Problem ist es, neue Leute zu finden", sagt Thomas Goldbecker. Er ist Vermieter der Immobilie am Uphof und betreibt dort gleichzeitig seine Landfleischerei. Und zwar sehr erfolgreich, wie er betont.
„Unsere Kunden kommen nicht nur aus der Nähe, sondern aus bis zu 40 Kilometern Entfernung", sagt er. Mit derzeit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wäre eine Rückkehr an den alten Standort schon allein aus Platzgründen nicht zu realisieren. Und so sehen die Goldbeckers auch die Chancen, die im Rückzug des Markant-Markts liegen. Ihr Ladengeschäft am Uphof könnte dadurch mehr Platz bekommen, der dringend benötigt wird.
Das kommt allerdings auch darauf an, welche der verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten auf den derzeit knapp 500 Quadratmetern am Uphof künftig umgesetzt wird. Die Ansiedlung eines anderen Einzelhändlers sei ebenso denkbar wie eine Umwandlung in Wohnungen, sagen die Goldbeckers.
Würfel für den neuen Vollsortimenter sind offenbar gefallen
Da ihnen die Immobilie gehört, sehen sie die künftige Entwicklung ganz entspannt. Wichtig ist ihnen nur die Feststellung: „Unser Angebot bleibt genauso bestehen wie bisher", betonen sie. Das betrifft die Angebote, die künftig auf der Homepage nachzulesen sind, das betrifft aber auch den Mittagstisch und sogar die Kartoffeln vom Hof Doth, die sie künftig eben selbst verkaufen wollen.
Einen neuen kleinen Supermarkt wird es am Uphof aber mit ziemlicher Sicherheit nicht geben. 1500 Quadratmeter Verkaufsfläche sind heutzutage das Maß der Dinge. Und abseits der Öffentlichkeit sind die viel diskutierten Pläne des Investors deutlich vorangetrieben worden. Die Politik der Stadt Borgholzhausen hatte sich mehrheitlich ohnehin dafür ausgesprochen. Allzu lange, so die einhellige Überzeugung, muss auf neue Entwicklungen nicht mehr gewartet werden.
INFORMATION
Die Landschlachterei in der Stadt
Um die Besonderheiten des Fleischereibetriebes von Annemarie und Bernd Goldbecker kennen zu lernen, reicht ein Besuch im Laden in der Stadt am Uphof nicht aus. Nötig ist der Besuch auf dem Bauernhof an der Wellenstraße, der für das Konzept der Goldbeckers völlig unverzichtbar ist.
»Nicht so oft Fleisch, aber wenn, dann hochwertiges« – diesem Anspruch hat sich die Landfleischerei verschrieben und freut sich, dass es auch eine zunehmende Zahl von Kunden gibt, die das ganz genauso sehen und auch weitere Wege in Kauf nehmen, um beim Fleischer ihres Vertrauens zu kaufen.
Für Bernd Goldbecker ist die Bewirtschaftung des Zehn-Hektar-Hofs mit Futtermittelanbau und Viehhaltung ein wichtiger Ausgleich im Alltagsstress. Zugleich ist es aber das Erfolgsgeheimnis.
Die Rinder sind vor allem draußen und fressen viel Gras. Sie werden vor Ort geschlachtet und sterben ohne Stress. Das merkt man in der Qualität, sind nicht nur die Goldbeckers überzeugt.
Mit einer erheblichen Größe und nicht wenig Gewicht kommen die Schweine auf den Hof. Dort leben sie auf Stroh, bekommen anderes Futter – und nehmen erst einmal bis zu 20 Prozent ihres Gewichts ab. Bis zur Schlachtreife futtern sie sich das aber wieder auf die, pardon, Koteletts. Die dann aber beim Braten in der Pfanne nicht mehr einschrumpfen.